Hannes Nygaard: "Der Inselkönig"

Hinterm Deich Krimi 10

Niemand ist traurig, als der "Inselkönig" Thies Nommensen tot aufgefunden wird: erfroren und mit herabgelassener Hose an einen Baum gebunden ...

Mit diesem Krimi um die Husumer Mannschaft begibt sich Hannes Nygaard von ihrem Stammbezirk weg auf die Insel Föhr, wo Erster Hauptkommissar Christoph mit seiner Anne einen kurzen Urlaub verbringt. Auf dem Weg zur Fähre, die sie wieder zum Festland bringen soll, werden sie zunächst von einem heftigen Wintereinbruch aufgehalten und dann von einem Inselpolizisten, der in einer Mordsache dringend Amtshilfe benötigt, denn dafür ist die Polizeiwache der Insel weder zuständig noch ausgestattet. Aus unterschiedlichen Gründen soll der Fall besser von Außenstehenden erforscht werden, denn auf der Insel weiß man zuviel - und vor allen Dingen zu viel Schlechtes - über den Ermordeten.

Folglich findet sich Christoph wenig später in einem veritablen Schneesturm mit einer unwahrscheinlich drapierten Leiche konfrontiert, bei der er erst einmal unter diesen überaus widrigen Umständen eine eigenständige Spurensicherung vornehmen muss, denn das nächste Team steckt irgendwo auf dem Festland im Stau im Schneetreiben fest, und der Fährverkehr wird wahrscheinlich sowieso bald eingestellt werden müssen. Tatsächlich erwischen "Das Kind" und der Große Jäger gerade noch die letzte Fähre, um ihrem Kollegen auf der Insel zur Seite zu stehen, wobei sich Wilderich bei den Kollegen auf der Insel gleich so richtig einführt.

Die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Ermordung des sogenannten "Inselkönigs" Thies Nommensen erweisen sich als extrem schwierig, denn der sehr erfolgreiche und einflussreiche Bauunternehmer hatte sich auf der Insel sehr viele Feinde gemacht, die nun über sein Ableben in keiner Weise unglücklich zu sein scheinen. Tatsächlich wollen offenbar mehrere von ihnen den Mörder feiern, und nicht wenige von ihnen haben nicht nur ein, sondern sogar mehrere Motive, womöglich den Mord selbst begangen zu haben. Und so müssen die Husumer Ermittler in diesem "Menschenbiotop", das während eines Teils der Ermittlungen vom Festland abgeschnitten ist, sehr viele Spuren verfolgen, bis sie schließlich zu einer Lösung gelangen, die Agatha Christie und Sigmund Freud alle Ehre macht.

So ganz scheinen die Husumer - und auch der Autor - auf dieser Insel nicht in ihrem/seinem natürlichen Element zu sein, weswegen für mich die Geschichte an einigen Stellen ein wenig zu konstruiert wirkt. Das mag allerdings daran liegen, dass der Ortswechsel ein wenig bremst. Aber alleine Große Jäger, und auch eine überraschend in seinem Umfeld auftauchende Person, deretwegen sich der Kauf des Buchs schon lohnen würde, sorgt dafür, dass man dabei bleibt, und das sanfte Umstoßen einiger Gepflogenheiten von "abgeschlossenen Areal-Mordfällen" wirkt auch durchaus erfrischend. Doch Kiel oder Husum liegen mir anscheinend wohl näher.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2009)

Hannes Nygaard: "Der Inselkönig. Hinterm Deich Krimi 10"
Emons Verlag, 2009. 250 Seiten.
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Ein Reiseführertipp:

Roland Hanewald: "Föhr"
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Föhrs sanfte und flache Landschaft bietet vor allem eines: Ruhe und Erholung. Auf den schmalen Straßen ist kaum Verkehr und auf den Wiesen halten sich Schafe und Kühe auf, so weit das Auge reicht. Die gemütliche "Hauptstadt" Wyk sowie eine scheinbar unendliche Zahl hübscher kleiner Friesendörfer laden zum Schlendern ein.
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