Yu Dan: "Konfuzius im Herzen"
Alte Weisheit für die moderne Welt
Konfuzius,
auch bekannt als der
alte Mann von Lu, lebte wohl von 551 bis 479 vor Christus und gilt
neben Laozhi,
Sun
Tzu,
Buddha und Menzius als einer der wichtigsten und einflussreichsten
Philosophen
der chinesischen Geschichte. Obwohl seine Lehren - oder zumindest seine
Anhänger
- häufiger in Opposition gestellt wurden zu Aspekten des Daoismus
und des Buddhismus,
werden seine Sinnsprüche und
Gespräche von den Vertretern
unterschiedlichster Schulen übernommen.
Die Autorin ist Dekanin einer Beijinger Universität und
beschäftigt sich neben
dem Film- und Fernsehfach eingehend damit, ihre Sicht eines modern
gedeuteten
Konfuzius weltweit bekannt zu machen.
Da viel von dem, was Konfuzius
schreibt, sich auf das allgemein Zwischenmenschliche bezieht und auf
die Möglichkeit,
sich selbst als Mensch in der Gesellschaft zu vervollkommnen, ist das
zunächst
einmal keine übertrieben schwierige Aufgabe, und zumindest in
den ersten
Dritteln des Buches folgt man ihren Darstellungen der Lehren des
Konfuzius und
den modernen realen und literarischen Beispielen der Autorin
bereitwillig.
Im zweiten Drittel merkt man jedoch deutlich, dass die Autorin eben
auch Beamtin
ihres Staates ist und darum das Verhältnis von Volk und
Volksdienern in China
durch die konfuzianische Brille ein klein wenig zu rosa zeichnet, wenn
man sich
die "westliche" Presse oder auch die Schriften chinesischer Kritiker
ansieht, die sich zum gleichen Thema äußern. Hier
wäre zumindest ein Eingehen
auf die allseits bekannte Kritik sicherlich angebracht gewesen, auch um
im Sinne
des "Edlen" bei Konfuzius Ehrlichkeit in der Argumentation zu zeigen.
Handwerklich - und als Einstieg in eine moderne Betrachtung von
Konfuzius' Gesprächen
mit seinen Schülern - ein interessantes Buch, wobei neben der
bereits
angesprochen Kritik vielleicht noch die Frage erlaubt sein sollte,
warum
Konfuzius' Sicht der Gleichberechtigung der Frau im
gegenständlich besprochenen
Buch keinerlei Erwähnung findet.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2009)
Yu
Dan: "Konfuzius
im Herzen. Alte Weisheit für die moderne Welt"
Übersetzt von Johannes Fiederling.
Droemer, 2009. 233 Seiten.
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Yu
Dan, geboren 1965, gilt in
China als "akademische Superfrau" seit einer Fernsehreihe zu Konfuzius
und dem Erscheinen ihres Verkaufsschlagers "Konfuzius im Herzen". Nach
dem Magister-Abschluss im Fach Klassische Chinesische Literatur und der
Promotion in Film- und Fernsehwissenschaften arbeitet sie u.A. als
Dekanin an
der Beijing Normal University im Fachbereich Film und Fernsehen.
Noch ein Buchtipp:
Hu Hong: "Worte Kennen - Zhiyan"
Herausgegeben von Hans van Ess.
Aus der Song-Dynastie (960-1279) sind nur wenige
zusammenhängende Texte des
Neokonfuzianismus überliefert. Denn nach dem Vorbild des
Chan-Buddhismus
äußerten
sich neokonfuzianische Meister als Lehrer, deren Aussprüche
zumeist von ihren
Schülern anhand von Unterrichtsmitschriften in Sammlungen
zusammengestellt
wurden. Unter den wenigen frühen neokonfuzianischen Traktaten
nimmt das "Zhiyan"
("Worte Kennen") des Hu Hong (1105-1161) deshalb eine Sonderstellung
ein. Denn der Autor, der mit seinem Werk den konfuzianischen Gelehrten
Zhu Xi
(1130-1200) und dessen "Jinsilu" entscheidend beeinflusst hat, legte
großen Wert auf die inhaltlichen Zusammenhänge und
die stringente Reihenfolge
seines Textes.
Das "Zhiyan" ist noch nie in eine westliche Sprache übersetzt
worden,
obwohl es sich um einen zentralen Text für die Formierung des
Neokonfuzianismus
handelt. Nach den Erfahrungen des Krieges und dem daraus resultierenden
Verlust
Nordchinas im Jahr 1127 entwirft Hu Hong hier das Programm einer
moralischen
Erneuerung des Landes, die er als Voraussetzung für die
Rückgewinnung der
politischen und kulturellen Dominanz durch seine Dynastie ansieht.
Bedingung dafür
aber ist die Selbstkultivierung des Einzelnen. Somit reicht die
Bedeutung des
"Zhiyan" weit über seine Zeit hinaus. Das Werk ist bis heute
von
bleibender Aktualität. Eindringlich befasst sich Hu Hong mit
dem Wesen des
Menschen, mit dem Verhältnis des Menschen zur
Außenwelt und zu den Dingen und
entwickelt Vorschläge zur Gestaltung des Zusammenlebens der
Menschen.
Der chinesische Philosoph Hu Hong hat den
Neokonfuzianismus als Weltanschauung etabliert und mit seinem Werk
"Zhiyan"
die Entwicklung des chinesischen Denkens bis heute maßgeblich
beeinflusst.
(Verlag der Weltreligionen)
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