Jürgen Kehrer: "Fürchte dich nicht!"


In menschlichen Gehirnen mutierte FSME-Viren (Produkte menschlicher Forschung?) sorgen für Aufruhr

Norderney, Berlin, Münster, Spiekeroog, Hamburg, Köln - in "Fürchte dich nicht!" kommen Kehrers Leser deutlich mehr herum als bisher. Und Wilsberg taucht diesmal nirgendwo auf, dafür aber der Leiter der Norderneyer Polizeistation Martin Geis, der nach einer unglücklichen Auseinandersetzung mit einem Vorgesetzten auf dem Festland nun auf diese Insel strafversetzt worden ist, wo er mit seiner Erfahrung und seinen Qualifikationen deutlich unterfordert ist. Auch als die Insel für ein neuerliches Gipfeltreffen in Norddeutschland ausgewählt wird, behagt ihm die neue Aufgabe als "ortskundiger Führer" für die Sicherheitsvertreter verschiedener Innenministerien gar nicht, weswegen er überhaupt nicht unglücklich ist, als ihn ein Fall häuslicher Gewalt zurück in die Station holt.

Dort angekommen erlebt er eine Überraschung, denn der verhaftete Tatverdächtige hat seine zierliche Frau tatsächlich schwer verletzt, aber allem Anschein nach hat er in diesem Fall ausnahmsweise einmal in Notwehr gehandelt, denn die Frau hatte ihn zuvor - ganz uncharakteristisch - laut schimpfend mit einer Bratpfanne angegriffen. Eine Aussage, die Geis bis zur Bestätigung seitens der Frau selbst zunächst nicht glauben kann. Bevor diese Frau wenig später verstirbt, stellt der behandelnde Arzt fest, dass sie wahrscheinlich unter Frühsommerlicher Meningoenzephalitis (FSME) leidet, einer Gehirnentzündung, die durch Erreger hervorgerufen wird, die sich durch Zeckenbisse verbreiten. Und das in einem Klima, in dem Zecken eigentlich eher nicht zu finden sind.

Für die Wissenschaftlerin Viola de Monti vom Bundesinstitut für Infektionskrankheiten in Berlin ist die FSME eine Krankheit, die seit einigen Wochen gefährlich auf dem Vormarsch ist und zwar in Gebieten, wo sie normalerweise witterungsbedingt gar nicht auftreten dürfte. Als sie von dem ungewöhnlichen Fall auf Norderney hört, beschließt die von Angstattacken geplagte Frau, ihr vertrautes Umfeld zu verlassen um vor Ort auf eigene Faust herauszufinden, was da los ist. Kurz nachdem sie auf der Insel angekommen ist, wird sie Zeugin eines weiteren Todesfalles in Verbindung mit einem tödlichen Zeckenbiss. Als dann wenig später Geis auch noch von einer infizierten Kollegin angegriffen wird, gehen über die Medien Warnungen an die Bevölkerung, die allerdings nicht das ganze Ausmaß des Problems deutlich machen, was den beiden Ermittelnden nicht sonderlich behagt.

Das Buch ist voller interessanter Fragen, die zum Teil aber nur indirekt thematisiert werden. Auf jeden Fall ist es ein interessanter Thriller, der nachdenkliche Leser zu allerlei weiteren Überlegungen anregen wird.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2009)


Jürgen Kehrer: "Fürchte dich nicht!"
grafit, 2009. 335 Seiten.
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