Andrea Pracht & Heero Miketta: "Praktische Jungenarbeit"

Ein Handbuch für Pädagogen und Eltern


In ihrem Buch über Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen haben Andrea Pracht und Heero Miketta bereits darauf hingewiesen, dass dieser Bereich der Jugendarbeit sehr geschlechtsspezifisch betrachtet werden müsste. Das vorliegende Buch ist der Versuch, die eher noch vernachlässigte reine Jungenarbeit in der Jugendarbeit ein wenig mehr in den Vordergrund zu stellen.

Das Buch lässt sich dabei grob in drei Hauptteile gliedern. Der erste behandelt die Überlegungen, die dazu führen, dass die Jungenarbeit ein eigenes Arbeitsfeld sein sollte. Hierbei werden zunächst allgemeine Beobachtungen zur Koedukation dargestellt und dann spezifische Probleme, die sich gerade für Jungen im koedukativen Bereich ergeben. Hieran schließen sich ein paar erweiternde Überlegungen zur Gewaltprävention in der Jungenarbeit an, die sich auf Inhalte des Buches zur Gewaltprävention beziehen. Dabei werden auch die notwendigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Jungenarbeit aufgezeigt, sowie Fragen der so genannte "Genderthematik."

Der letzte Teil des Buches zeigt verschiedene Übungen, die bei der aktiven Jungenarbeit im Sportunterricht und in anderen bewegungsorientierten Umfeldern gut verwendet werden können. Diese Übungen sind überaus interessant, wenngleich man einige davon auch in Heero Mikettas Buch zum Kindertraining ("Bonsai-Training") wiederfindet. Wie bei einem leidenschaftlichen Karateka nicht anders zu erwarten, weisen viele dieser Spiele Kampfkunstbezug auf, wobei aber auch immer wieder - auch in den vorhergehenden Teilen - auf die Möglichkeit Bezug genommen wird, andere Freizeitaktivitäten in den Mittelpunkt zu stellen.

Da die Jungenarbeit tatsächlich an vielen Schulen ein Desiderat darstellt, ist dieses Bändchen sicherlich ein guter Einstieg für diejenigen, die sich erstmals mit dem Thema auseinandersetzen müssen.
Wer vor allen Dingen direkt an die Arbeit gehen möchte, ohne sich allzu sehr auf Fußnoten und Sekundärliteratur beziehen zu wollen, für den ist dieses Buch gewiss nützlich - und vielleicht auch für denjenigen, der noch ein paar neue Anregungen sucht, wobei diesfalls der Preis für 116 Seiten vermutlich eher abschrecken dürfte.

Der Verzicht auf Literaturangaben ist ein wenig bedauerlich, weil sich verschiedene Aussagen in diesem Buch direkt oder indirekt auf andere Quellen beziehen und ein Nachlesen an diesen Stellen für die vertiefende Arbeit sicherlich nützlich wäre.
Insofern wäre eine Überarbeitung in dieser Hinsicht auf jeden Fall wünschenswert, da der mögliche Interessentenkreis wohl klein bleiben wird.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2009)


Andrea Pracht & Heero Miketta: "Praktische Jungenarbeit. Ein Handbuch für Pädagogen und Eltern."
Books on Demand, 2009. 116 Seiten.
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