Michael Brenner: "Kleine jüdische Geschichte"


Die Geschichte der Juden zu erzählen, ist ein für einen Historiker gewagtes Unterfangen. Eine wechselvolle und bewegte Geschichte, die sich über einen Zeitraum von 3000 Jahren erstreckt und, wie Michael Brenner betont, keineswegs von einem "historischen Wesen" geprägt sei, nach dem die Historiker des 19. und noch des beginnenden 20. Jahrhunderts lange gesucht hätten. Spätestens seit dem epochalen Essay "Zachor" von Yosef Hagin Yerushalmi, der die Linie zwischen jüdischer Geschichte und jüdischen Geschichten neu gezogen habe, habe man in der historischen Wissenschaft über das Judentum gelernt, mehr auf die Risse und Brüche der Vergangenheit zu achten, als auf ihre Kontinuitäten. Michael Brenner, Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München, gehört eher zu den Skeptikern seiner Zunft. Er erwartet sich mehr von "vielen Geschichten" als von "einer Geschichte."

Er wählt den narrativen Zugang, und der ermöglicht ihm eine gut abgestimmte Sensibilität für die kulturellen Unterschiede, welche die Juden in ihrer jahrtausendelangen Zerstreuung entwickelt haben.
Der rote Faden, der sich durch dieses Buch zieht, ist die Migration. Juden waren nicht immer auf der Wanderschaft, aber Wanderschaft hat die jüdische Geschichte über sämtliche Epochen und Kontinente hinweg charakterisiert. So wird jedes Kapitel mit der Geschichte einer Wanderung eingeleitet. Dabei grenzt sich Brenner nicht von religiösen Texten und Traditionen ab. Ganz im Gegenteil. Motivische Illustrationen aus der Passah-Haggada stehen vor Beginn eines jeden Kapitels, "jene oftmals reich bebilderte Zusammenstellung von Bibeltexten, Legenden und Gebeten", die am Sederabend an den Auszug aus Ägypten erinnern sollen.

"Von Ur nach Kanaan" ist das erste Kapitel überschrieben, in dem jene mythischen Anfänge beschrieben werden, auf die sich die Thora bezieht und die bis auf den heutigen Tag immer als Geburtsmythen Israels eine Rolle gespielt haben.
Schon hier im ersten Kapitel zeigt sich eine Besonderheit dieses außergewöhnlichen Geschichtsbuchs. Es nutzt Bilder aus der Kunst verschiedener Epochen bis hinein in die Gegenwart, um das Beschriebene zu illustrieren.

"Von überall nach Auschwitz" heißt das vorletzte Kapitel, das Brenner mit besonders ausdrucksvollen Bildern von Helga Weissova, Felix Nussbaum und Lea Grundig illustriert hat.

Das Buch endet mit einem denkenswerten Absatz:
"Zu Beginn des 21. Jahrhunderts bilden die 13 Millionen Juden einen winzigen Bestandteil der Weltbevölkerung von über 6,5 Milliarden Menschen. Dennoch hält die Faszination durch das Thema Judentum in seinen unterschiedlichsten Manifestationen an. Im religiösen Bereich setzen sich Christentum und Islam weiter mit ihren jüdischen Wurzeln auseinander. Im politischen Diskurs erhält der Staat Israel mehr internationale Aufmerksamkeit als nahezu alle anderen Länder. Die Vergabe von vier der sechs Literaturnobelpreise zwischen 2002 und 2007 an Personen jüdischer Herkunft unterstreicht eine weiterhin starke jüdische Präsenz im kulturellen Schaffen. Doch auch die antijüdischen Mythen sind nicht verblüht, und ein antisemitisches Machwerk wie 'Die Protokolle der Weisen von Zion' wird weiter in zahlreichen Ländern und Sprachen verlegt. Wie auch immer die Zukunft der Juden im 21. Jahrhundert aussehen wird, ihre Geschichte wird die Menschheit noch über viele Generationen in ihren Bann ziehen."

Fazit:
Ein sehr empfehlenswertes, gut zu lesendes Buch für alle, die ihre mehr oder weniger vorhandene "Meinung" zum Judentum endlich einmal auf wissenschaftlich-historischen Boden stellen wollen.

(Winfried Stanzick; 03/2009)

Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
1. Von Ur nach Kanaan: Ein Volk auf Wanderschaft
2. Vom Exil zurück in die Heimat: Priester und Propheten
3. Vom Hebräischen ins Griechische: Verachtung und Bewunderung
4. Von Modein nach Jerusalem: Ein jüdischer Staat steht und fällt
5. Von Jerusalem nach Jawne: Die Diaspora legitimiert sich
6. Von Medina bis Bagdad: Unter islamischer Herrschaft
7. Von Sura nach Cordoba: Sefarad - jüdische Kultur auf der Iberischen Halbinsel
8. Von Lucca nach Mainz: Aschkenas - die Wurzeln des mitteleuropäischen Judentums
9. Von Lissabon nach Venedig: Folgen der Vertreibung
10. Von Chaibar nach Rom: Messianische und mystische Bewegungen
11. Von Westen nach Osten: Ein neues Zentrum in Polen
12. Von Dessau nach Berlin: Landjuden, Hofjuden und Aufklärer
13. Vom Ghetto in die bürgerliche Gesellschaft: Politische Emanzipation und religiöse Reform
14. Von Posen nach New Orleans: Neuanfang in Amerika
15. Von Poñsk in die Lower East Side: Ostjüdische Träume und amerikanische Realität
16. Von Budapest nach Tel Aviv: Altneuland in Zion
17. Von Tetuan bis Teheran: Die Europäisierung der Juden in der islamischen Welt
V8. Von Czernowitz nach Cernăuţi: Politische Krise und kulturelle Blüte zwischen den Kriegen
19. Von überall nach Auschwitz: Vernichtung
20. Von Julius Streichers Hof in den Kibbuz: Die jüdische Welt nach dem Holocaust
Anhang, Jüdische Geschichte in Zahlen, Literaturhinweise, Bildnachweis, Namenregister, Geografisches Register


Michael Brenner: "Kleine jüdische Geschichte"
C.H. Beck, 2008. 384 Seiten.
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Günter Stemberger: "Das klassische Judentum. Kultur und Geschichte der rabbinischen Zeit"

Die rabbinische Zeit - von der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 bis zum Ende der rabbinischen Akademien um etwa 1040 - kann man zu Recht als das "klassische Judentum" bezeichnen. Klassisch deshalb, weil in dieser Periode grundgelegt wurde, was das spätere Judentum prägte und bis heute auf das jüdische Leben gestaltend nachwirkt. In diese vollständig neubearbeitete Auflage des Standardwerks von Günter Stemberger haben die aktuellen Forschungsergebnisse aus Judaistik, Geschichte und Archäologie Eingang gefunden. (C.H. Beck)
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Günter Stemberger: "Der Talmud. Einführung, Texte, Erläuterungen"
Ist der Talmud ein "dunkles" Buch? Günter Stemberger widerlegt dieses Vorurteil durch seine knapp gefasste und verständlich geschriebene Einführung und durch seine kluge Auswahl wichtiger Talmudtexte. Er ermöglicht so jedem interessierten Leser den Zugang zu einem Werk, das als Haupttext einer der Hochreligionen der Welt anzusehen ist.
Das hebräische Wort "Talmud" bedeutet "Lehre", bezeichnet zugleich aber auch das Buch, das diese Lehre enthält. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung erarbeitet und zusammengetragen, wird der Talmud als mündliche Lehre im Unterscheid zur schriftlichen Offenbarung der Bibel verstanden. Wie jedes literarische Werk ist auch er von seiner Zeit entscheidend geprägt, aber er ist im Verlauf der Jahrhunderte zur zeitlosen Grundlage jüdischen Lebens geworden.
Im ersten Teil des Bandes bietet der Wiener Judaist eine übersichtliche historische und literaturgeschichtliche Hinführung zum Talmud und zu seiner Basis, der Mischna. Der zweite Teil, der den eigentlichen Schwerpunkt des Buches bildet, enthält eine Auswahl übersetzter Talmudtexte mit Anmerkungen und mit Kommentaren, die das Verständnis der Texte erleichtern. Dem Leser wird dadurch die Vielfalt der literarischen Gattungen des Talmud - religionsgesetzliche Texte, Erzählungen, Legenden, Gleichnisse, Spruchweisheit, Apokalypsen, Gebete, Totenklagen, Bibelauslegungen u.a. - und somit seine Eigenart deutlich vor Augen geführt. Im dritten Teil schließlich wird der Aufstieg des Talmud zum Zentralwerk des Judentums skizziert, und es wird dargelegt, welche Aufnahme, Verbreitung, aber auch Anfeindung er im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat. (C.H. Beck)
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Michael Krupp: "Einführung in die Mischna"

Die Mischna, entstanden bis 200 n. Chr., als erste Zusammenfassung rabbinischen Denkens, ist in sechs "Ordnungen", Sedarim, gegliedert, die das ganze menschliche Leben, den Kultus, die Alltags- und Festtagsbestimmungen, mitmenschliches Verhalten und die Beziehung zu Gott betreffen.
Die erste Ordnung, Zera'im, Saaten, behandelt alle Gebote, welche die Landwirtschaft in Israel und die besondere, bereits in der Bibel zu findende kultische und gesellschaftliche Gesetzgebung betreffen. Die zweite Ordnung, Mo'ed, Festkalender, stellt die Feste im Judentum und ihre Gebräuche dar. In der dritten Ordnung, Nashim, Frauen, werden Probleme von Mann und Frau, Eheschließung, Familie und Scheidung geregelt. Die vierte Ordnung, Neziqin, Schäden, enthält unter anderem das bürgerliche und das Strafrecht. Die fünfte Ordnung, Qodashim, heilige Dinge, befasst sich mit dem Tempel und mit Opferkulten. Die sechste Ordnung, Toharot, reine Dinge, ist dem komplizierten Gefüge von rein und unrein im jüdischen kultischen Rechtswesen gewidmet.
Unabhängig von ihrer theologischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Bedeutung stellt die Mischna, nicht zuletzt mit ihren zahlreichen Kurzerzählungen und Gleichnissen, auch ein großes Werk der Literaturgeschichte dar, Ausdruck einer reichen Kultur und einer Zeit, die versucht, die Fragen, die an die menschliche Existenz gestellt sind, neu zu beantworten.
Die Begegnung mit der Mischna dürfte für viele heute wie die Reise in ein fremdes Land sein. Michael Krupps Einführung weist Wege durch das vermeintliche Labyrinth von Texten, indem sie die Voraussetzungen, die Anordnung, den historischen Hintergrund der Entstehung, die religionsgeschichtliche und noch immer aktuelle Bedeutung der Mischna ausführlich darstellt. (Verlag der Weltreligionen)
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Michael Krupp (Hrsg.): "Die Mischna - Schädigungen Seder Neziqin"

Die Mischna gilt als die "mündliche Tora". Um 200 n. Chr. fasste Rabbi Jehuda ha-Nasi in ihr das rabbinische Wissen schriftlich zusammen, um der Gefahr des Abbruchs der mündlichen Traditionskette unter der römischen Besatzung des Heiligen Landes entgegenzutreten. Das älteste enthaltene Material stammt noch aus der Zeit des Zweiten Tempels. Unterteilt in sechs Ordnungen bildet die Mischna zusammen mit der Tora die Grundlage der Religionsgesetze des rabbinischen Judentums, die später in den beiden Talmudim und anderen religionsgesetzlichen Werken entwickelt werden. Das macht die Mischna zu einem der wichtigsten Schlüssel für das Verständnis des Judentums. Daneben ist sie aber auch eine historische Quelle für die Zeit des Zweiten Tempels und des Neuen Testaments, deren Wert nicht hoch genug geschätzt werden kann, da sie unabhängig von der offiziellen römischen und christlichen Geschichtsschreibung entstand. In der Mischna finden wir das literarische Produkt des Beginns einer neuen Epoche.
Nach der zweiten Ordnung Festzeiten - Seder Mo'ed -  erscheint nun die vierte Ordnung Schädigungen - Seder Neziqin. Oft wird diese auch als das Bürgerliche Gesetzbuch des Judentums bezeichnet, denn sie umfasst vor allem das Schadens- und Strafrecht, Bestimmungen zu Gerichtsverhandlungen, Eiden, Zeugenstand und Rechtsirrtümern. Daneben finden sich auch Regeln zum Umgang mit Nichtjuden. Der einzige nichtgesetzliche Traktat, Pirqe Avot, verbindet die Mischna mit der Offenbarung vom Sinai. Hier sind die Maximen der wichtigsten Rabbinen enthalten.
Für die neue Übersetzung wurden die überlieferten Handschriften als Grundlage herangezogen. Der umfassende Kommentar und das Register erschließen den Text aus seiner Zeit heraus sowie in seiner Bedeutung für die Gegenwart und das Gespräch unter den Religionen.
Zusammen mit dem Pentateuch bildet die Mischna, das Kompendium jüdischen Wissens, die zentrale Quelle der jüdischen Religionsgesetze. Jede ihrer sechs Ordnungen erscheint in einem eigenen Band. (Verlag der Weltreligionen)
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Moshe Idel: "Kabbala und Eros"

Moshe Idel, einer der bedeutendsten Kabbalaforscher weltweit, legt in "Kabbala und Eros" dar, welche Fülle an Themen und Texten zu Sexualität, Eros und Genus in der jüdischen Mystik zu finden ist. Er sieht im Judentum allgemein eine "Kultur des Eros", deren erotische Impulse in der Kabbala manifestiert und intensiviert werden. Der Reichtum an Material erfordert es, die unterschiedlichsten Diskurse anhand adäquater Modelle zu kategorisieren. Idel liefert in seinem Buch beides, sowohl das Material als auch die Modelle: das "theosophisch-theurgische", bei dem eine Veränderung in Gott im Vordergrund steht, das "ekstatische", mit dem eine unio mystica, eine Vereinigung mit Gott, angestrebt wird, und das "magisch-talismanische", bei dem die Texte und Praktiken zum formelhaft-magischen Schlüssel der Gottesnähe werden.
Moshe Idel hat mit seiner Analyse kabbalistischer Texte die Geschichte der Erforschung der jüdischen Mystik entscheidend beeinflusst. Beim Vergleich der Quellentexte geht es ihm darum, sowohl die Bezüge der Kabbala innerhalb der jeweiligen Strömung der jüdischen Literatur und Geschichte offenzulegen als auch Berührungspunkte mit außerjüdischen Entwicklungen aufzuzeigen.
Durch Idels Analyse der historischen Texte und durch die Einführung neuer Begriffe und Konzeptionen gewinnt der Leser einen Einblick in die Vielfalt der mittelalterlichen jüdischen Mystik und in deren Ideenreichtum. darüber hinaus gibt dieses Buch einen entscheidenden Anstoß zur Neubewertung eines zentralen Themas der kabbalistischen Weltsicht. (Verlag der Weltreligionen)
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Julius Höxter: "Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur"
"Der Höxter" gilt als ein bedeutendes Standardwerk für die Beschäftigung mit der jüdischen Geschichte, Literatur und Kultur. Die zwischen 1927 und 1930 erstmals erschienene systematische Quellensammlung des jüdischen Frankfurter Lehrers und Schriftstellers Dr. Julius Höxter (1873-1944) verdeutlicht den immensen Beitrag der jüdischen Religion zu den bleibenden Errungenschaften der Geistes- und Kulturgeschichte. Das Buch enthält zahlreiche wesentliche und beispielhafte Zeugnisse des vielfältigen inneren Lebens und der bewegten äußeren Geschichte des Judentums von seinen Anfängen bis zur Gegenwart. Die Quellenstücke sind in wortgetreuer und sinngemäßer deutscher Übersetzung dargeboten. Die umfassende Textsammlung wird in dieser Neuausgabe erstmals durch zentrale Dokumente aus der neuesten Zeit erweitert und durch aktuelle Literaturangaben ergänzt. (Marixverlag)
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Gershom Scholem: "Sabbatai Zwi. Der mystische Messias"
Scholem rekonstruiert in seinem opus magnum eine Lebensgeschichte, die eine einzigartige Wirkung in der jüdischen Geschichte hatte.
Die jahrtausendelange Geschichte der jüdischen Religion, der Mystik und der Kabbala bilden die Folie, vor der sich die Geschichte des Sabbatai Zwi (1626-1676) abzeichnet. Sabbatai Zwi ist die erste grundlegende Untersuchung der Häresie, des Abtrünnigwerdens im Judentum. Scholem datiert mit dem Sabbatianismus den Beginn der modernen jüdischen Geschichte.
Die Geschichte des Sabbatianismus blieb indessen über die Jahrhunderte im Windschatten der offiziellen jüdischen Geschichtsschreibung. Scholems Buch schließt diese große historische Lücke. Es ist darüber hinaus ein religionswissenschaftliches Standardwerk, weil Scholem in seiner Untersuchung jüdische wie christliche Grundbegriffe miteinander vergleicht, dabei aber zugleich deren Unterschiede hervorhebt.

Gershom Scholem (1897-1982) begründete mit seinen Werken einen neuen Forschungszweig: die wissenschaftliche Erforschung der jüdischen Mystik, die ein neues Verständnis des Judentums und der jüdischen Geschichte eröffnet hat.
(Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag)
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Chaim Vogt-Moykopf: "Buchstabenglut. Jüdisches Denken als universelles Konzept in der deutschsprachigen Literatur"
Was ist jüdische Literatur? Kann dazu auch das Werk eines Schriftstellers gehören, der zum Christentum konvertiert ist, oder das eines nichtjüdischen Literaten? Der Autor beantwortet diese Fragen mit einer völlig neuen Lesart von Texten, die zeigt, dass es ein universelles jüdisches Denken gibt. In dessen Zentrum stehen die in der Wüste Sinai übermittelten Urschriften des Judentums, ihre Auslegungen und eine damit einhergehende "Textbesessenheit". Mit poetischer Leidenschaft deckt Chaim Vogt-Moykopf scharfsinnig und wissenschaftlich fundiert "sinaitisches Denken" in den Werken deutschsprachiger Autoren wie Edmund Husserl, Theodor W. Adorno, Stefan Hermlin, Elfriede Jelinek und Franz Kafka auf. (Campus)
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Richard Bauer, Michael Brenner (Hrsg.): "Jüdisches München. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart"
Bereits im Mittelalter haben Juden in München gelebt. In der Judengasse, der späteren Gruftgasse, stand die früheste Münchner Synagoge, die nach der Vertreibung der Juden im 15. Jahrhundert in eine Marienkapelle umgewandelt wurde. Erst im 18. Jahrhundert durften sich wieder Juden in München ansiedeln. Namhafte Persönlichkeiten wie Lion Feuchtwanger oder Kurt Eisner haben die Stadt geprägt. An vielem, was bis heute als urmünchnerisch gilt, hatten Münchner Juden entscheidenden Anteil: Die "Löwenbräu"-Brauerei war mit der Familie Schülein verbunden, die Wallachs besaßen das bekannteste Trachtenhaus, und der langjährige Präsident des "FC Bayern München" hieß Kurt Landauer. Nach dem Ende der Weimarer Republik wurde jüdisches Leben gerade in München hart unterdrückt: Die Stadt erlebte schon im Frühjahr 1933 einen ersten Boykott jüdischer Geschäfte. Bereits Monate vor der Reichspogromnacht wurde in der "Hauptstadt der Bewegung" die Hauptsynagoge zerstört. Die Juden wurden entrechtet, enteignet, vertrieben und vernichtet. 1945 suchte eine Handvoll Münchner Juden eine neue religiöse Heimat, die Israelitische Kultusgemeinde wurde neu gegründet. Das jüdische Leben Münchens kann sich seitdem wieder entfalten - allerdings seit einigen Jahren nicht ohne Polizeischutz. Das jüdische Gemeindezentrum im Herzen der Stadt, das am 9. November 2006 eingeweiht wurde, soll ein deutliches Zeichen für das "jüdische München" setzen. (C.H. Beck)
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