Jean-Christophe Grangé: "Choral des Todes"


Der erfolgreiche französische Autor mit einem Ausnahmetalent für brutale und zugleich mystische Thriller wurde im deutschsprachigen Raum vor allem durch "Die purpurnen Flüsse" und "Das Imperium der Wölfe" bekannt, die beide auch mit Jean Reno in der Hauptrolle verfilmt wurden.

In "Choral des Todes" wird der berentete Polizist armenischer Herkunft, Lionel Kasdan, zufällig Zeug eines Mordes, kommt jedoch einige Augenblicke zu spät. Er beschließt, in eigener Sache in diesem Fall zu ermitteln, zumal ihm der Tote, ein Priester, nicht ganz unbekannt war. Es bleibt jedoch nicht bei einem Mord, und zusammen mit dem drogenabhängigen Polizisten Volokine kommt er einer ungeheuerlichen Sache auf die Spur, bei der Kinder nicht allein Opfer, sondern auch Täter sind und über Länder- und Vorstellungsgrenzen hinweg eine ganz besondere Waffe entwickelt wird ...

Schon beim Betrachten des Buches und dem Lesen des Klappentextes fällt etwas auf, das für Grangé ungewöhnlich ist: Er wiederholt sich. Schon in "Herz der Hölle" waren Glaube und Kirche die vorherrschenden Themen, so scheint es in "Choral des Todes" erneut zu sein. Ohne zu viel zu verraten: Auch wenn es zunächst anders aussieht, haben diese beiden Bücher nicht allzu viel gemeinsam.

Und doch ist das Stutzen, Grangé könnte etwas Ähnliches geschrieben haben wie zuvor, ein wenig wegweisend bei diesem Thriller, denn auf andere Art und Weise unterscheidet er sich deutlich von den bisherigen Werken des Autors. Wie immer ist die Geschichte eine sehr internationale und multikulturelle, aber das ist ein Aspekt, den man bei Grangé nicht anders erwartet und auf den man sich daher schon im Vorfeld freut. Immerhin schafft der Autor es immer wieder, solcherlei Fäden gekonnt miteinander zu verspinnen und mit großer Kenntnis der jeweiligen Perspektiven zu beschreiben und den Leser in unterschiedliche Welten innerhalb desselben Thrillers eintauchen zu lassen. Und genau da hakt es bei "Choral des Todes".

Erstmals sind es Stereotypen, die eine Hauptrolle bekommen, klassische Ermittler mit einem Haufen privater Probleme, die immer wieder eine Rolle in der Geschichte spielen oder zumindest eine bekommen. Zwar handelt es sich natürlich um Variationen, aber dennoch sind es Charaktere, die in ähnlicher Form schon einmal dagewesen sind. Ausführlich charakterisiert werden sie, ja, aber Unikate sind es nicht.

Viel verwirrender - und enttäuschender - hingegen ist die Handlung, die immer abstruser wird, in der immer wieder noch ein neuer Aspekt aufgegriffen, aber teils später einfach unter den Tisch fallen gelassen wird, und die unter dem Strich durch all das langwierig wird. Ich persönlich habe bislang jeden Roman von Grangé gelesen, sogar verschlungen, aber dieser hier hat mir einiges abverlangt, um ihn durchzustehen und mich zur Belohnung am Ende auch nicht mehr positiv überraschen können.

Leider ist "Choral des Todes" vornehmlich eine Sammlung aus Stereotypen und möglichst abstrusen Themen von politisch motivierter Folter, seltsamem Irrglauben und Wahnideen, dem ausgeprägtem Interesse an sexuellen "Außenseiterthemen" und einigem mehr. Grangé schafft es nicht wie sonst, den Leser in den Bann zu schlagen, Spannung zu halten oder auch nur aufzubauen und hat sich beim Schreiben unterwegs offenbar einige Male verzettelt, ohne es so recht zu merken. So bleibt nur die Hoffnung darauf, dass der nächste Grangé wieder besser an die bisherigen Erfolge des Autors anknüpft.

(Tanja Thome; 12/2009)


Jean-Christophe Grangé: "Choral des Todes"
(Originaltitel "Miserere")
Übersetzt von Thorsten Schmidt.
Ehrenwirth, 2009. 576 Seiten.
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Hörbuch:
Sprecher: Wolfgang Pampel.
Lübbe Audio, 2009. 6 CDs.
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