Peter-Matthias Gaede (Hrsg): "Die Germanen"
GEO Epoche Nr. 34
Befragt man Zeitgenossen im deutschsprachigen Raum, so scheinen die meisten Menschen eine klare Vorstellung davon zu haben, was die
Germanen sind - oder sie glauben zumindest, dass den Historikern eine Menge über die Germanen bekannt sein sollte.
Der Leser dieser "GEO"-Ausgabe wird mit sehr vielen wunderschönen und aussagekräftigen Fotos und anderen bildhaften Darstellungen verwöhnt, wobei einige Bilder durchaus Überraschungen zu bieten haben.
Die Artikel beginnen mit Bezug auf die mystischen Ursprünge des Germanischen, wenn man es denn so nennen möchte, und behandeln anschließend den Zug der Kimbern und Teutonen, womit man auch schnell bei der Beziehung zwischen dem Römischen Reich und den verschiedenen Stämmen im so genannten germanischen Gebiet angelangt ist.
Die Varusschlacht, der Limes und all die anderen Bezüge zwischen dem Römischen Imperium und den germanischen Stämmen bilden das Gros der weiteren Artikel, wobei auch Anmerkungen zu Moorleichen und der Seefahrt vorhanden sind. Gegen Ende
spielen vor allen Dingen noch die Christianisierung und die Langzeitwirkung der Nibelungensage eine Rolle.
Bemerkenswert ist an diesem Heft vor allen Dingen zu sehen, wie wenig eigentlich wirklich gesichert ist - und sich dabei klarzumachen, wie viel, von dem, was heutige Menschen über die Germanen zu wissen glauben, eigentlich moderner Mythos ist. Genau dies zu zeigen, ist der besondere Wert und Verdienst dieses Magazins.
Die Themenübersicht im Detail:
"Spurensuche: Magie einer fernen Zeit": Wenige steinerne Monumente nur zeugen vom Leben in Mittel- und Nordeuropa zwischen 200 v. Chr. und 800 n. Chr. - und eröffnen dennoch den Blick in die versunkene und von Rätseln volle Welt der Germanen.
"Zug der Kimbern und Teutonen: Die Krieger aus dem Norden": Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. entsteht zwischen Weser und Ostsee die Keimzelle der germanischen Völker. Lange Zeit ist wenig bekannt über diese neue Kultur. Bis 120 v. Chr. einige Stämme ihre Heimat in Richtung Süden verlassen - und das Römische Reich an den Rand des Untergangs bringen.
"Varusschlacht: Marsch ins Verderben": Im Jahr 9 n. Chr. gerät der Feldherr Varus mit seinen Legionen in eine tödliche Falle - der Anfang vom Ende römischen Machtstrebens in Germanien.
"Diskussion um die Varusschlacht: Wo siegte Arminius?": Lange Zeit konnten Forscher nur darüber spekulieren, wo die Germanen einst Roms Legionen schlugen. Erst seit einigen Jahren gibt es deutliche archäologische Hinweise, doch deren Lesart ist umstritten. Der Historiker Rainer Wiegels über die Suche nach dem Schauplatz einer legendären Schlacht.
"Moorleichen: Tod im Nebelland": Grausam verstümmelte Leichen finden sich in den Mooren Nordeuropas: die Opfer rätselhafter Rituale.
"Handel am Limes: Zwischen den Welten": Nach verheerenden Kriegen schützt sich Rom in Germanien vom Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. an mit dem Limes, dem längsten Grenzwall der Antike. In Kastellen wie der Saalburg im Taunus sind Soldaten stationiert, es herrscht nun vorübergehend Frieden - und Händler und Glücksjäger machen in der Grenzregion einige Jahrzehnte lang gute Geschäfte.
"Machtkämpfe: Das Geheimnis der dunklen Jahre": 15.000 geborgene Rüstungsteile erzählen von Schlachten, über die kein Chronist berichtet.
"Götterwelt: Reise nach Walhall": Im 19. Jahrhundert beschäftigen sich viele Künstler mit den Jenseitsvorstellungen alter Völker. Weil über den Glauben in germanischer Frühzeit wenig bekannt war, schöpften sie aus der reichen Sagenwelt der
Wikinger: Denn die stammten von den Germanen ab - und bei ihnen herrschten Götter, denen auch die heidnischen Stämme Mitteleuropas folgten.
"Runen: Zeichen und Rätsel": Im 2. Jahrhundert n. Chr. schaffen Schriftkundige ein geheimnisvolles Zeichensystem: die Runen. Nur einige Edle beherrschen es. Bis heute rätseln Forscher, wie genau es entstand - und was viele der Botschaften bedeuten.
"Alltag: Das Dorf der Pioniere": 500 Jahre lang verteidigen Bauern eine Siedlung im Marschland an der Wesermündung gegen Stürme und Fluten.
"Christianisierung: Wulfila. Im Namen des Herrn": Bischof Wulfila ist der geistliche Führer einer kleinen Schar von Hirten vom Volk der Goten. Damit seine Gemeindemitglieder die heiligen Verse verstehen, übersetzt er um 350
die Bibel ins Gotische. Er entwickelt für die Barbarensprache ein eigenes Alfabet - eine revolutionäre intellektuelle Tat. Und Grundlage für die Christianisierung vieler Germanen.
"Völkerwanderung: Sturm auf die Ewige Stadt": Unaufhaltsam stoßen im 4. Jahrhundert die Hunnen aus Asiens Steppen nach Westen vor und lösen unter den Germanen eine Fluchtwelle aus. Gewaltige Menschenmassen branden gegen die Grenzen des Römischen Imperiums. 376 dringen die Westgoten ins Reich ein - und ziehen wenige Jahrzehnte später sogar gen Rom. Die Plünderung der Ewigen Stadt wird zum Symbol einer ruhelosen Epoche, in der Germanenvölker aus den Trümmern des Weströmischen Reiches ein neues Europa schaffen.
"Seefahrer und Piraten: Auf Beutefahrt": In Gefährten wie dem um 320 erbauten Nydam-Boot plündern Germanen Küsten an Nord- und Ostsee.
"Sachsenkriege: Der letzte Germane": Er ist der größte Widersacher Karls des Großen: Um 780 kämpft der Sachse Widukind gegen den Franken.
"Nibelungensage: Ein Epos aus uralten Zeiten": Das Drama um den tragischen Held Siegfried birgt einen wahren Kern.
Das Magazin ist auch mit einer DVD (Laufzeit ca. 150 Minuten) erhältlich:
1. Barbaren gegen Rom: Um 55 v. Chr. trifft der Feldherr
Caesar am Rhein auf ihm fremde Stämme und nennt sie "Germanen". Schon bald gerät die mystische Völkerschar in den Sog römischen Machtstrebens.
2. Die Varusschlacht: Immer weiter dehnt Rom seine Macht im Norden aus. Bis der Cherusker Arminius 9 n. Chr. das Signal zum Aufstand gibt: In den Wäldern Germaniens entbrennt ein
mörderischer Kampf.
3. Entscheidung am Limes: Nach dem Rückzug aus Germanien sichert Rom seine Grenze mit Palisaden. Der Limes ist eine Zone des Handels - und für die Germanen das Tor zur Zivilisation.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2009)
Peter-Matthias Gaede (Hrsg): "Die Germanen" -
"GEO Epoche" Nr. 34
Mairs Geographischer Verlag, 2008. 163 Seiten.
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Einige Buchtipps:
Bruno Bleckmann: "Die Germanen. Von Ariovist bis zu den Wikingern"
Dieses Buch bietet ein großartiges Panorama von 1000 Jahren germanischer Geschichte. Die spannende Darstellung
reicht von den ersten Konflikten der Germanen mit den Römern über die Völkerwanderungszeit und den Untergang des
Imperium Romanum bis zu den Eroberungszügen der Wikinger im Mittelalter. In den Tagen des Marius versetzten
Kimbern und Teutonen die Römer in Angst und Schrecken. Mit dem Versuch, Germanien einhundert Jahre später zu
unterwerfen, scheiterten die Römer in verlustreichen Kriegen. Sicherte danach der Limes für einige Zeit die
östliche Grenze des Imperium Romanum, so wurde er seit dem dritten Jahrhundert immer wieder von Germanen
überrannt. Schließlich ging im Sturm der Völkerwanderungszeit das römische Kaiserreich im Westen unter, und die
Entstehung germanischer Nachfolgereiche signalisiert den Übergang der Antike zum Mittelalter, in dem sich
Langobarden, Franken und Wikinger wirkungsmächtig in Szene setzen sollten. Von all diesen Ereignissen erzählt
Bruno Bleckmann in seinem spannenden und hochinformativen Buch und liefert so eine facettenreiche Darstellung
von eintausend Jahren Geschichte der Germanen. (C.H. Beck)
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Bernhard Maier: "Die
Religion der Germanen. Götter, Mythen, Weltbild"
Bernhard Maier lässt in seiner Darstellung der Religion der Germanen die
Geisteswelt dieser frühen Kultur wieder lebendig werden. Er spannt den Bogen
von der mythischen Weltentstehung, über das Pantheon der Germanen, ihre Heiligtümer,
Kult- und Opferpraxis bis zur Magie. Zugleich setzt er sich kritisch mit
Germanentümelei und pseudoreligiösen Strömungen auseinander.
Bis auf den heutigen Tag erscheinen die Germanen als geheimnisumwittertes Volk
der Frühgeschichte. Schriftliches haben sie - abgesehen von wenigen, schwer
deutbaren Runenzeichen - nicht hinterlassen. Doch finden sich manche Zeugnisse
in den Quellen der klassischen Antike, nicht zuletzt auch in der
Skalden-Dichtung, den Werken altnordischer Sänger. Anhand dieser Texte und
bestimmter archäologischer Funde führt Bernhard Maier in einen besonders
faszinierenden Bereich der Welt der Germanen ein - ihre Religion. Er geht einer
Vielzahl von Fragen nach, die den
Götterhimmel der Germanen ebenso betreffen
wie ihre Vorstellungen über die Entstehung und das künftige Ende der Welt,
ihre Ritual- und Kultpraxis, ihren Totenbrauch und Jenseitsglauben. Auf diese
Weise lässt er ihre Mythen, ihre Vorstellungen von Göttern und Helden für den
heutigen Leser wieder lebendig werden. Zugleich entlarvt er den ideologischen Missbrauch,
der mit dem kulturellen Erbe der Germanen getrieben wurde - ja in manchen
Kreisen immer noch getrieben wird. Ebenso erhellt er die Fragwürdigkeit
esoterischer und neuheidnischer Strömungen, in denen eine Pseudoreligion mit
allerlei germanischen Versatzstücken garniert wird. Ein informatives und
spannendes, aber auch kritisches Buch über die Religion der Germanen. (C.H.
Beck)
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Herwig Wolfram: "Die 101
wichtigsten Fragen - Germanen"
Waren die Germanen Barbaren? Was wissen wir über die Moorleichen? Wie waren die
Germanen bewaffnet? Kannten die Germanen die Demokratie? Was sind Runen? Wie
klingt das gotische
Vaterunser? Wie wurde aus Arminius Hermann der Cherusker?
Wie versuchen heute Neonazis, den Germanenbegriff zu missbrauchen? Allen, die
sich solche und vergleichbare Fragen zu Geschichte, Kultur, Religion, Wirtschaft
und Gesellschaft der Germanen schon einmal gestellt, ohne darauf überzeugende
Antworten erhalten zu haben, sei dieses kleine Buch empfohlen. (C.H. Beck)
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Ernst Künzl: "Die
Germanen. Geheimnisvolle Völker aus dem Norden"
Ein geheimnisvolles Volk im Dunkel der Vergangenheit: die Germanen. Barbaren
nannten sie die Römer. Kannten sie nichts außer Kampf und Krieg? Was wissen
wir von ihnen?
Die Germanen sind das einzige Volk, das Rom die Stirn bot. Der germanische Sieg
über die Legionen des Varus war der Anfang vom Untergang des römischen
Weltreiches. Schließlich traten sie Roms Erbe an und wurden zum Wegbereiter
Europas. Der Streit um den Schauplatz der Varusschlacht erhitzt die Gemüter
seit Generationen. Doch wer waren die Germanen, unsere geheimnisvollen
Vorfahren? Was hatte es mit den einzelnen Stämmen auf sich? Wie lebten sie?
Woran glaubten sie? Warum kam es zur Völkerwanderung? Was haben sie uns
hinterlassen?
All diese Fragen beantwortet Ernst Künzl in seinem außergewöhnlichen
Bildband. Auf der Basis aktueller Forschung, mit über 140 meist großformatigen
Abbildungen, zeigt er auf, dass die Germanen keineswegs nur raubeinige Horden
waren, sondern ein Volk mit reicher Kultur. (Theiss-Verlag)
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Martin Kemkes: "Der Limes.
Grenze Roms zu den Barbaren"
Mit Beiträgen von Jörg Scheuerbrandt und Nina Willburger.
Der obergermanisch-raetische Limes zwischen Rhein und Donau
bildete im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. die Grenze des Römischen Reiches zum
freien Germanien. Dieser Band informiert umfassend über den Limes und seinen
historischen Hintergrund.
Die zeitgenössische Situation des Reiches - von der Rolle des Kaisers über den
Umgang mit eroberten Völkern und Gebieten bis zur Organisation des römischen
Heeres - steht im Mittelpunkt der allgemeinen Einführung zur römischen
Herrschaft. Anschließend schildert der Band den Alltag von Soldaten und
Zivilbevölkerung am Limes und im Hinterland sowie den Aufbau der Kastelle und
die Grenzpolitik. Ein Blick auf das Verhältnis von Römern und Germanen leitet
schließlich zur Krise des Römischen Reiches über. Zuletzt rundet ein Ausblick
auf den Limes als Mythos, Forschungsobjekt und Touristikangebot die Darstellung
ab. (Thorbecke)
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Gisela Graichen: "Limes.
Roms Grenzwall gegen die Barbaren"
Der Limes zwischen Rhein und Donau bildete einst die Grenze zwischen dem Römischen
Reich und dem freien Germanien. Die Ruinen dieses "Bollwerks gegen die
Barbaren" sind noch heute in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern,
Hessen und Rheinland-Pfalz zu entdecken. Die im Gelände erhaltenen Spuren der römischen
Militärmaschinerie, aber auch der Zivilisation am äußersten Rand des Imperium
Romanum beeindrucken noch heute.
Allein in Germanien erstreckte sich der Limes auf 550 km, mit 60 Kastellen und
900 Wachttürmen. In seiner Gesamtheit aber reichte er weit über das Gebiet des
heutigen Deutschland hinaus. Im Zuge eines ehrgeizigen Projekts wurde der europäische
Teil der römischen Grenzanlage mit einem speziellen, aufblasbaren Luftschiff
abgefahren und gefilmt. Dabei entstanden einzigartige Bilder der überwucherten,
aber auch wiedererrichteten Monumente. Dieses Buch schildert informativ und
spannend die Geschichte des Limes und seine faszinierende Erforschung bis in die
Gegenwart, in der mit modernsten technischen Methoden die Steine zum "Sprechen"
gebracht werden. (Scherz)
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