Andreas Rödder: "Deutschland einig Vaterland"

Die Geschichte der Wiedervereinigung


Ein Höhepunkt des ausgehenden 20. Jahrhunderts jährt sich zum 20. Mal

Im Erscheinungsjahr des Titels "Deutschland einig Vaterland" jährt sich der gewaltige Umbruch in der damaligen DDR zum zwanzigsten Mal. Inzwischen ist eine Generation herangewachsen, die sich an die Ereignisse von 1989/90 nur noch flüchtig oder gar nicht erinnern kann. Und auch jene, die die Wiedervereinigung bewusst miterlebt haben, dürften manche interessante und wichtige Einzelheit vergessen haben und sich gelegentlich fragen, wie das alles gleichsam über Nacht zustande kam.
Andreas Rödder erzählt in seinem umfangreichen Werk die Ereignisse rund um die Wiedervereinigung nach und arbeitet dabei vor allem die Rollen der unterschiedlichen Oppositionsgruppen, aber auch der Präsidenten (oder Menschen in ähnlichen Funktionen) der entscheidungstragenden Länder heraus.

Das Buch ist folgendermaßen strukturiert:
I. Tour d'horizon: Ost und West am Vorabend der Epochenwende
II. Der Zusammenbruch des Ostblocks und der Untergang der DDR
III. Die nationale Wende
IV. Scharnierzeit: Vom Zehn-Punkte-Programm bis zur Volkskammerwahl
V. Weltdiplomatie und Gipfeldiplomatie
VI. Beitritt und Modernisierungsschock
Epilog: Zehn Punkte zur deutschen Einheit
Anhang

Schritt für Schritt vollzieht der Autor nach, wie die Einheit - politisch vor fast zwanzig Jahren vollzogen, in den Köpfen nach wie vor nicht so recht verankert - zustande kam: einerseits durch den das alte System völlig überfordernden enormen gewaltfreien Widerstand in seiner überraschenden Geschlossenheit sowie durch die Unberechenbarkeit von Politikern wie Gorbatschow, andererseits durch geschicktes diplomatisches Taktieren hinter den Kulissen, vorsichtiges Sondieren, aber auch gelegentliches Vorpreschen wie Kohls Zehn-Punkte-Programm. Selbst dem politisch Interessierten dürften viele Inhalte dieses sorgfältig recherchierten Buchs (allein der Anhang umfasst rund hundert Seiten) eher neu sein. Vor allem liegen sie wohl kaum in einer derart logischen, komplexen und fundierten Aufbereitung vor.

Es ist nicht nur die missverständliche und gern missverstandene Verkündigung der Grenzöffnung von Herrn Schabowski, die die Ohnmacht des DDR-Systems aufzeigte und erst recht dazu führte, dass sich das totalitäre SED-Regime nicht halten konnte. Detailliert weist der Autor nach, wie sehr die Haltung der Sowjetunion und der anderen Ostblockstaaten, nicht zuletzt Ungarns und ebenso der Tschechoslowakei, zur Wende beitrugen.

Die Bedenken der Siegermächte aus dem Zweiten Weltkrieg und des eine revisionistische Grenzpolitik befürchtenden Polens sowie die Gespräche mit ihnen werden ebenso thematisiert wie die gefährliche Gratwanderung der USA, die der deutschen Einheit als Einzige recht positiv gegenüberstanden, und der Bundesrepublik gegenüber Gorbatschow, über dessen Regierung ein wahres Damoklesschwert hing: Wenn er aufgrund seiner Nachgiebigkeit gestürzt worden wäre, hätte es die Wiedervereinigung zumindest vorläufig nicht gegeben.

Die internen Gefahren, etwa eine Kopie des chinesischen Modells vom Platz des Himmlischen Friedens im Sommer desselben Jahres, zeigt der Autor differenziert auf - es gab durchaus andere Optionen als die letztlich gewählte beziehungsweise zähneknirschend hingenommene. Auch untersucht er die Folgen der Wiedervereinigung, nicht zuletzt die Massenarbeitslosigkeit im Osten.

Dieses Buch als Tagebuch der Wiedervereinigung zu bezeichnen, ist wohl nicht ganz korrekt. Eine ähnliche Funktion erfüllt es jedoch durchaus, denn nach Themen und Chronologie geordnet vollzieht es einen der interessantesten und spannendsten historischen Prozesse des zwanzigsten Jahrhunderts nach. Manche damalige Entscheidung, insbesondere von Gorbatschow, wird ein Rätsel bleiben, dafür offenbaren sich bei der Lektüre zahlreiche verblüffende Zusammenhänge und Hintergründe.
Für den politisch und zeitgeschichtlich interessierten Leser lohnt es sich definitiv, dieses Buch zu lesen, denn es macht die Wiedervereinigung verständlich, ohne sie zu bagatellisieren.

(Regina Károlyi; 07/2009)


Andreas Rödder: "Deutschland einig Vaterland. Die Geschichte der Wiedervereinigung"
C.H. Beck, 2009. 490 Seiten.
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Prof. Dr. Andreas Rödder, geboren 1967, ist Professor für Neueste Geschichte an der Universität Mainz.

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Nur wenige welthistorische Ereignisse geschahen so unerwartet wie der Mauerfall. Ilko-Sascha Kowalczuk schildert in diesem Buch, warum und wie es 1989 zur Revolution in der DDR kam und welche Entwicklungen die Zeit zwischen dem Sommer 1989 und den freien Wahlen vom 18. März 1990 prägten.
Der Untergang der DDR lässt sich weder erklären noch verstehen ohne die vielfältigen Krisenerscheinungen zu berücksichtigen, die sich in ihren letzten Lebensjahren häuften. "In der DDR ist alles grau, nur die Flüsse sind bunt", lautete einer der sarkastischen Witze, mit denen die Ostdeutschen die desolaten Zustände aufs Korn nahmen. Angesichts der verheerenden wirtschaftlichen Lage und der politischen Reformunfähigkeit des SED-Regimes wandten sich immer mehr Menschen von dem System ab. Lebendig und anschaulich zeigt Kowalczuk, wie schließlich 1989 eine revolutionäre Situation heranreifte, die gleichermaßen von Zusammenbruch, Massenflucht, neuen Bürgerbewegungen und Massendemonstrationen gekennzeichnet war - ein beeindruckendes Panorama der untergehenden DDR und eine packende Geschichte der Revolution. (C.H. Beck)
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Wurde die Leistungsideologie der Nationalsozialisten durch eine List der Vernunft zur Ressource des Wirtschaftswunders? Sind die Achtundsechziger politisch gescheitert? War die DDR eigentlich bloß eine Fußnote zur Geschichte der Bundesrepublik? Die Thesen des fünften und letzten Bandes von Hans-Ulrich Wehlers "Deutscher Gesellschaftsgeschichte" sorgen für Streit. Im Sommer 2008 debattierten Historiker, Schriftsteller und Politiker das Buch im Internet-Lesesaal der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vor dem Hintergrund der Krise des Sozialstaates und der Finanzmärkte. Wehler nahm aktiven Anteil am virtuellen Kolloquium zu seinen kritischen Ehren, und sogar Harald Schmidt schaltete sich ein. Der Band versammelt die markantesten Wortmeldungen: eine Bilanz der Geschichte der Bundesrepublik in Rede und Gegenrede. (C.H. Beck)
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Constantin Hoffmann: "Ich musste raus. 13 Wege aus der DDR. Fluchtgeschichten"

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Die sorgfältig recherchierten und durch zahlreiche Schwarzweißfotos illustrierten Fluchtgeschichten sind authentische und packende Reportagen aus einer Zeit, als echte Freiheit nur durch Mut und Fantasie zu erlangen war. Sie schlagen aber auch den Bogen bis in die Gegenwart und erzählen vom Leben der Protagonisten in der Bundesrepublik bzw. im wiedervereinigten Deutschland. (Mitteldeutscher Verlag)
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Klaus-Dietmar Henke (Hrsg.): "Revolution und Vereinigung 1989/90. Als in Deutschland die Realität die Phantasie überholte"
Im November 1989, als die Mauer fiel, geschah etwas, das nicht nur die Geschichte der Deutschen, sondern auch die Weltgeschichte veränderte. Die Realität hatte die Fantasie überholt. Der Ostblock löste sich auf. Die Welt sah anders aus. Treibende Kraft waren die Bürger der DDR. Renommierte Historiker und aktive Mitgestalter der friedlichen Revolution entwerfen hier ein Gesamtbild des Ereignisses und seiner Folgen und beschreiben die historische Dramatik dieser Zeit. (dtv)
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Wolfgang Schuller: "Die deutsche Revolution 1989"
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Ines Geipel schildert erschütternde Lebensgeschichten von Autorinnen in der DDR, deren Werke aus politischen Gründen ohne Öffentlichkeit blieben. Als staatsgefährdend eingestuft, zensiert oder völlig totgeschwiegen, entstanden die Texte ohne jede Rezeption durch das Publikum. Es wurden Dokumente künstlerischer Authentizität in einer Zeit, in der Kritisches durchweg extrem behandelt wurde. Das Buch ist ein originärer Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Nachkriegsgeschichte. Als Überblick über regimekritische, bislang unbekannte Autorinnen eröffnet es zugleich einen neuen Blick auf die Angst der Diktatur vor dem Wort. (Artemis & Winkler)
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György Dalos
: "Der Vorhang geht auf. Das Ende der Diktaturen in Osteuropa"

Das Jahr 1989 bedeutete für die osteuropäischen Staaten Polen, Ungarn, DDR, CSSR, Bulgarien und Rumänien nach jahrzehntenlanger Abhängigkeit von der UdSSR und Herrschaft der kommunistischen Diktatur einen tiefen Einschnitt: endlich konnten diese Länder ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, demokratische Strukturen aufbauen und den Anschluss an das westliche Europa suchen.
Der Schriftsteller György Dalos erzählt, wie der Prozess der Loslösung in Gang kam, welche Zufälle und Details eine Rolle spielten und welche Widerstände überwunden werden mussten, bevor aus dem Ostblock hinter dem Eisernen Vorhang ein östliches Europa werden konnte. Die Massenflucht der DDR-Bürger über die ungarische Grenze oder der gemeinsame Auftritt von Václav Havel und Aleksander Dubcek auf dem Prager Wenzelsplatz - diese Ereignisse bezeugen eindrucksvoll eine historische Massenaktivität, einen euphorischen und ungebremsten Freiheitsdrang. Diese sich beschleunigende Befreiungsbewegung erhielt in den betreffenden Ländern Namen wie "Systemwechsel", "Wende" oder auch "Revolution" - in jedem Fall leitete sie einen Prozess ein, der zu Demokratie, nationaler Souveränität und einem neuen europäischen Selbstverständnis führte. (C.H. Beck)
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Andreas Oplatka
: "Der erste Riss in der Mauer. September 1989 - Ungarn öffnet die Grenze"

Am 10. September 1989 um 19 Uhr verkündete das ungarische Fernsehen, dass sich die Regierung in Ungarn dazu entschlossen habe, die streng bewachte Westgrenze für Flüchtlinge aus der DDR zu öffnen. Damit wurde eine Kettenreaktion ausgelöst, die zum Fall der Berliner Mauer, zur Wiedervereinigung in Deutschland, zum Zerfall der UdSSR und zum EU- und Nato-Beitritt einiger Ostblockstaaten führte. Den ungarischen Politikern, die damals die Demontage der Sperranlagen anordneten, war nicht klar, welche Folgen diese Maßnahme haben würde. Anhand einer Analyse der ungarischen Politik von 1989, basierend auch auf Gesprächen mit Hauptakteuren von damals (von Gorbatschow bis Genscher und Miklos Németh), zeigt der Historiker und Journalist Andreas Oplatka, wie aus Missverständnissen und en passant gefällten Entschlüssen, aus Zufällen und aus der Hartnäckigkeit verzweifelter Menschen eine Entwicklung in Gang kam, die Europa von Grund auf verändert hat. (Zsolnay)
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Olivier Guez, Jean-Marc Gonin: "Die Mauer fällt. Ein Tatsachenroman"
Ein Doku-Drama, das unglaublich spannend und vielschichtig den Untergang und den Aufbruch der deutschen Revolution vom Herbst 1989 wiedergibt: Wahr wie eine Dokumentation, erzählt wie ein Roman.
Was am 9. November 1989 passierte, war ebenso unwahrscheinlich und abenteuerlich wie ein Roman. Und genau so erzählen Olivier Guez und Jean-Marc Gonin diese Geschichte. Kann man sich eine Szene ausdenken wie die, in der der mörderische General Mielke vor die Volkskammer tritt und ruft: "Ich liebe Euch doch alle"? Oder wie eine Handvoll Demonstranten in der Berliner Gethsemane-Kirche die schwerbewaffneten Stasi-Männer durch Kirchenlieder zum Abzug bringt? In der Art eines Doku-Dramas verknüpfen die Autoren die oft dramatischen Schicksale der eigentlichen Helden der Geschichte, der Menschen, mit denen der großen Politik von Honecker & Co. Sie alle treten als lebendige Figuren auf, in ihren Gesprächen, privaten Eigenarten, die mehr verraten als jede noch so genaue wissenschaftliche Analyse. (Piper)
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Heinz Keßler, Fritz Streletz: "Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben. Zeitzeugen und Dokumente geben Auskunft"
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