Frank Meinshausen, Anne Rademacher (Hrsg.): "Neue Träume aus der Roten Kammer"
Moderne chinesische Erzählungen
Recht
interessante und abwechslungsreiche Zusammenstellung von moderner
chinesischer Literatur
"Neue Träume aus der Roten Kammer". Der Titel bezieht sich auf
den im 18. Jahrhundert entstandenen Roman "Der Traum der
Roten Kammer", der als Chinas bedeutendster klassischer Roman gilt. In
der hier vorliegenden Novellensammlung geben sich bekannte und weniger
bekannte, in China und im Ausland lebende Autoren ein Stelldichein. Sie
erzählen uns von Liebe, Familie und Freundschaft, berichten
vom Leben in den Städten und in der weiten Provinz Chinas.
Im Einzelnen:
Ein Zeitungsredakteur wird geplagt von einem zuckenden rechten
Augenlid. Was als normaler, harmlos erscheinender Tick beginnt,
erreicht schon bald psychotische Dimensionen. Eine Geschichte, die ein
wenig an Gogols "Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen" erinnert. Und die
größte Befriedigung dieses geplagten Redakteurs
besteht ausgerechnet darin, Manuskripte abzulehnen, um auf diese Weise
seine Macht auszukosten. Andererseits redigiert er aber mehr oder
weniger bereitwillig stümperhafte Texte, die von der Frau des
Chefredakteurs verfasst wurden. Finden da eigene Erfahrungen der
Autorin Fan Wu Eingang in ihre Geschichte? Es könnte sich
dabei auch um einen satirischen Seitenhieb auf unseren Literaturbetrieb
handeln, wo Prominente und Medienvertreter sowie deren Söhne
und Töchter und manchmal auch Ehefrauen und
Sprösslinge von Verlegern als Autoren den Buchmarkt
beherrschen. Zurück zur Geschichte: Irgendwann bemerkt unser
Redakteur, dass das Zucken seines Augenlids Lügner enttarnen
kann, denn bei jeder Lüge, die man ihm auftischt, zuckt es
gewaltig. Ihm werden quasi die Augen geöffnet für die
Verlogenheit seiner Umgebung. Welche Verwicklungen nun daraus
resultieren, das möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.
Nur soviel: die Erzählung endet mit einer Achterbahnfahrt, mit
einer Bahn, die auf chinesischem Boden steht, aus den USA importiert
und von Japanern aufgebaut wurde. "Es gibt keinen sichereren
Ort als diesen."
Diese erste Erzählung des Bandes, betitelt mit "Im Jahr des
Affen", stellt schon einmal einen Auftakt dar, der
Maßstäbe setzt und Erwartungen weckt. In eine von
Zwergen und Riesen bevölkerte Zukunft führt uns dann
die zweite der insgesamt zwölf Erzählungen. Die
wichtigen Persönlichkeiten, die hier zugleich auch die Reichen
sind, messen dort bis zu hundert Metern und mehr, während die
Menschen in den Elendsquartieren auf zehn Zentimeter verkürzt
werden, damit sie nicht zu viele Ressourcen verbrauchen. Eine makabre
Vision. Aber was hat der Große Vorsitzende Mao mit all dem zu
tun? Nun, lesen Sie das besser selbst nach.
Zurück in die Realität, in eine bittere
Realität leitet uns die nächste Erzählung,
worin eine geistig und körperlich schwerbehinderte Person im
Brennpunkt steht. Recht makaber geht es auch im "Totentanz" zu, der
Geschichte eines privaten Feuerbestatters, der als besondere
Dienstleistung die Lieblingsmusik des Verstorbenen spielen
lässt, während dieser von den Flammen verzehrt wird.
Am billigsten zu haben ist "Die Internationale" für 1,5 Yuan,
ach nein, noch billiger kommt dem Kunden das Lied "Ich gebe mein Leben
für die Partei", das ist nämlich keinen Yuan wert.
Muss ich noch erwähnen, dass der Autor des "Totentanzes", Ma
Jian, im englischen Exil lebt? Satirisch, manchmal gar ein wenig
zynisch schreibt er von der "Politik der Offenen Tür", wo im
Gegensatz zu früher nun plötzlich ein
unternehmerischer Geist gefragt ist. Sein Protagonist kauft sich einen
alten Ofen, den Kunststudenten zum Brennen von Keramik benutzt hatten,
um damit ein Krematorium zu betreiben. Voll hintergründiger,
erstklassig abgeschatteter Ironie und mit dem feinen Pinsel
für das Subtile aufgetragen, ist diese Geschichte. Ein
Meisterstück in der schwierigen Kunst der Ironie, die eine
Kunst geistiger Equilibristik darstellt, in welcher man nur zu schnell
abgleiten kann in die Niederungen alltäglichen TV-Klamauks
à la Harald Schmidt. Wie riechen die brennenden Leichen?
Solange das Fleisch der Skelettmuskulatur verbrennt ... wie bei einer
Grillparty, aber dann ... wenn es an die Eingeweide geht ... Die
Geschichte endet dann, wie man es erwarten durfte, mit einem makabren
Höhepunkt.
Beschaulicher geht es in der folgenden Erzählung "Skizze nach
der Natur" zu. Wobei ich mich insgesamt des Eindrucks nicht erwehren
konnte, dass das Niveau der Geschichten ab hier auch etwas abflacht, um
in der letzten und längsten Erzählung dieses Bandes
noch einmal einen abschließenden Höhepunkt zu
erklimmen. Aber der Reihe nach. Zur sechsten der zwölf
Geschichten: "Briefe an eine Stadt der Illusionen und Hoffnungen". Hier
kommt die Orientierungslosigkeit der Menschen im modernen China zum
Ausdruck, nachdem dort die Politik der Offenen Tür Einzug
gehalten hat. Und im letzten Satz der Geschichte kristallisiert sich
diese Unsicherheit vieler Chinesen, man könnte auch sagen,
vieler Menschen hierzulande heraus: "Ich will diese Stadt
wiederfinden, diese Stadt der Illusionen und Hoffnungen unserer Jugend."
In "Besuch in der Heimat" geht es um den Besuch einer jungen Frau aus
der Stadt in ihrer dörflichen Heimat, der allerdings nichts
als Missverständnisse bei der rückständigen
Dorfbevölkerung auslöst. Um eine
Rückkehrerin aus der Fremde handelt es sich bei der "Frau aus
New York", einer Erzählung
von
Ha Jin. Die Protagonistin muss feststellen, dass sie nach
vier Jahren Aufenthalt in New York in der alten Heimat als Entwurzelte,
als Aussätzige betrachtet wird, von den Behörden
ebenso wie von ehemaligen Freunden und der Familie. Zurück in
die Kaiserzeit führt Li Dawei seine Leser mit der Geschichte
"Im Verlies", der einzigen Erzählung, die nicht im modernen
China spielt, jedoch durchaus als Kritik an den Verhältnissen
im heutigen China verstanden werden kann. In der nächsten
Geschichte wird der Leser dann Zeuge einer höchst
unappetitlichen Hochzeitsnacht. Etwas blass blieb für mich die
folgende und vorletzte Erzählung dieser Novellensammlung
"Verstummt". Farbiger geht es da schon in der letzten Geschichte zu:
"Schickt alle Armen ins Reich der Träume". Zhu Wen, ihr Autor,
lässt ein wahres Finale furioso vom Stapel. Little
Black, ein Ganove, Straßenräuber und
Erpresser, seines Zeichens Herr über die toten Gänse
und Boss von einem Kleiderständer und
einem Besenstiel, ist eine der Hauptpersonen dieser Geschichte, die den
Eindruck zu erwecken vermag, dass es in den Städten des
heutigen Chinas ähnlich zugeht wie vor Zeiten im Wilden Westen
der Vereinigten Staaten von Amerika.
Auf eine Geschichte möchte ich noch einmal
zurückkommen, und zwar auf die "Hochzeitsnacht im
Jinmao-Tower", eine Geschichte, die auf Deutsch geschrieben wurde.
Viele der Autorinnen und Autoren schreiben nämlich nicht in
ihrer Muttersprache. Im Nachwort - wer der Verfasser ist, erfahren wir
leider nicht - werden dafür folgende Gründe
angeführt: "die Notwendigkeit, einerseits mit einem
neuen Publikum kommunizieren zu müssen und andererseits die
fremde Sprache durch das Schreiben überhaupt erst zu erlernen."
Das schlägt sich in einigen Texten nieder, besonders in der
auf Deutsch verfassten Erzählung "Hochzeitsnacht im
Jinmao-Tower", wo die Sprache der Autorin
Luo
Lingyuan nicht über
mittelmäßiges Pennäler-Deutsch hinausgeht.
Und ich würde gern wissen, wie dieser Text vor der Bearbeitung
durch das Lektorat ausgesehen hat. Da fragt man sich, ob es denn
notwendig ist, derartig stümperhafte Versuche auch noch zu
veröffentlichen, besonders angesichts der Tatsache, dass viele
junge deutschsprachige Autoren kaum eine Chance zur
Veröffentlichung bekommen.
Insgesamt gesehen aber bieten uns die zwölf Autorinnen und
Autoren gute und abwechslungsreiche Unterhaltung, und die knapp zehn
Euro, die man für das Buch berappen muss, sind insofern gut
angelegt.
(Werner Fletcher; 06/2009)
Frank
Meinshausen, Anne Rademacher
(Hrsg.): "Neue Träume aus der Roten Kammer.
Moderne chinesische Erzählungen"
dtv, 2009. 286 Seiten.
Buch
bei amazon.de bestellen
Weitere
Buchtipps:
Volker Klöpsch (Hrsg.): "Der seidene Fächer.
Klassische Gedichte aus
China"
"Wer die Lieder nicht kennt, kann nicht mitreden",
sagte
einst Konfuzius. Dieses Geschenkbuch lädt ein, die Poesie des
klassischen China
kennenzulernen. Vorgestellt werden ausgewählte Werke der acht
bedeutendsten
Dichter der Tang-Dynastie (618-907). Ein Nachwort und Anmerkungen
erleichtern
die Begegnung mit dieser fremden, faszinierenden Welt. (dtv)
Buch
bei amazon.de bestellen
Zhuangzi:
"Mit den passenden Schuhen vergisst man die Füße.
Ein Zhuangzi-Lesebuch"
"Eines der herrlichsten Bücher Chinas",
nannte es Hermann
Hesse. Dessen Autor war für ihn ein Meister des
Gleichnisses. Dieses Buch
hat viele Generationen chinesischer Gelehrter wegen seiner
Schönheit
begeistert. Sie waren von der kreativen, paradoxen Weisheit und der
literarischen Qualität des Textes beeindruckt - ein Kaiser
meinte sogar, keine
Frau könne so schön sein wie dieser Text.
Die vorliegende Ausgabe bringt einen Meister des Ostens nahe, der zu
den Großen
der Weltliteratur und Weltphilosophie gehört. Die Anthologie
bietet dem Leser
eine Auswahl philologisch fundierter Übersetzungen mit
kompetenter
Hintergrundinformation und Verständnishilfe. Zum Vorschein
kommt ein Text, der
gewohnte Denkweisen auf den Kopf stellt. Der Kerngedanke ist: das Leben
so
anzunehmen, wie es ist, dem zu folgen, was ist. Gleichzeitig geht es um
das
Eigene, das auch im Bild von den Schuhen zum Ausdruck kommt - einem
jeden
Menschen passen eben nur die eigenen Schuhe. (Ammann Verlag)
Buch
bei amazon.de bestellen
Dai
Sijie: "Wie
ein Wanderer in einer mondlosen Nacht"
Es ist mehr als das Band einer großen
Liebe, das in Peking das Schicksal einer
französischen Sinologie-Studentin mit dem eines chinesischen
Gemüsehändlers
verknüpft. Beide sind sie auf der Suche nach der verlorenen
Hälfte
einer uralten Schriftrolle, eines seidenen Sutras, das die
geheimnisvollen
Anfänge des Buddhismus in seinen fremdartig kalligrafierten
Zeichen
birgt. In einem Anfall von Wahnsinn soll einst
Kaiser
Pu Yi,
der letzte Kaiser von China, das kostbare Relikt mit den
Zähnen zerrissen haben.
Und so begeben sich die zwei - fasziniert vom Zauber der Sprache
und ihrer Macht - auf eine entbehrungsreiche Reise, die sie weit
voneinander entfernen und weit zurück in die eindrucksvolle
Geschichte der
chinesischen Kultur führen wird.
Kunstvoll verwebt Dai Sijie die zarte Liebe
zwischen einer französischen Studentin und
einem chinesischen Gemüsehändler mit einer fast
zweitausend Jahre
alten Kulturgeschichte. Sein hochpoetischer Roman über die
geheimnisvolle Welt Chinas entfaltet auf virtuose Weise einen
unaufhaltsamen Sog.
Dai Sijie, geboren 1954 in der Provinz Fujian
in China, wurde von 1971 bis 1974 im Zuge der
kulturellen Umerziehung in ein Bergdorf
verschickt. Nach Maos Tod studierte er Kunstgeschichte und
emigrierte 1984 nach Paris. "Balzac
und die kleine chinesische Schneiderin", sein erster Roman,
wurde ein
großer internationaler Erfolg und in einer
französisch-chinesischen Produktion erfolgreich
verfilmt. (Piper)
Buch
bei amazon.de bestellen
Lu
Xun: "Das trunkene
Land"
Erzählungen.
Mit Lu Xun begann die moderne chinesische Literatur, und bis heute ist
er ihre
prägende Leitfigur geblieben. Gleichzeitig ist er ein
Intellektueller unserer
eigenen Moderne, den Europa seit Jahrzehnten immer wieder neu entdeckt:
ein Erzähler
und Denker von stupender Aktualität, in dessen Werk
Melancholie und Militanz,
Ironie und Trauer verschmelzen.
Dieser Sammelband bietet eine Auswahl der bedeutendsten
Erzählungen aus Lu Xuns
Werk. Sie sind der sechsbändigen, 1994 im Unionsverlag
erschienen Werkausgabe
entnommen, die im deutschen Sprachraum als Referenz gilt.
Lu Xun wurde 1881 in Shaoxing, Provinz Zhejiang, geboren und starb 1936
in
Shanghai. Stationen seines Lebens sind: traditionelle Ausbildung in
einer
Privatschule, Studium des Bergbaus in Nanjing und der Medizin in Japan,
Mittelschullehrer in seiner Heimatprovinz, Beamter im
Erziehungsministerium,
Professor an verschiedenen chinesischen Universitäten, freie
literarische Tätigkeit
in Shanghai. (Unionsverlag)
zur Rezension ...
Buch
bei amazon.de bestellen
Li Er: "Der Granatapfelbaum, der Kirschen trägt"
Kong Fanhua, selbstbewusste Dorfbürgermeisterin in der Provinz
Henan, möchte
bei den anstehenden Wahlen in ihrem Amt bestätigt werden.
Eigentlich eine reine
Formsache. Doch dann gefährdet die
außerplanmäßige Schwangerschaft einer
Bäuerin
ihre Wiederwahl. Fanhua müsste die Frau
gemäß der staatlichen Bevölkerungspolitik
zur Abtreibung zwingen, aber Xue'e, die bereits zwei Töchter
hat und nun
unbedingt einen Sohn gebären möchte, ist
verschwunden. Das Leben im Dorf nimmt
- in all seinen tragikomischen Facetten - seinen Lauf, aber Fanhua
setzt alles
daran, die Frau zu finden.
Li Er, geboren 1966, stammt aus der Provinz Henan (Volksrepublik
China), hat in
Shanghai Sinologie studiert und lebt in Peking. Li Er wurde mit dem
"Großen
Medienpreis für chinesischsprachige Literatur 2004 in der
Kategorie
Belletristik" ausgezeichnet und ist einer der
verheißungsvollen jüngeren
chinesischen Autoren, die China nicht mehr unter dem Blickwinkel der
Kulturrevolution und ihrer grausamen Folgen betrachten, sondern zur
Generation
des Übergangs gehören, die in ihren Büchern
vor allem die emotionalen und
geistigen Konflikte ihrer Figuren schildern. Seit der
Veröffentlichung seines
ersten Romans, "Koloratur", im Jahr 2002 in China genießt Li
Er immer
größere Popularität. (dtv)
Buch
bei amazon.de bestellen
Liao
Yiwu: "Fräulein
Hallo und der Bauernkaiser. Chinas Gesellschaft von unten"
Eine Prostituierte, ein buddhistischer Abt
und der Manager einer öffentlichen Bedürfnisanstalt,
ein Falun-Gong-Anhänger,
ein ehemaliger Rotgardist und ein
Feng-Shui-Meister
- sie und viele
andere hat Liao
Yiwu, einer der bekanntesten Autoren Chinas und selbst ehemaliger
politischer
Häftling, mit Respekt, Einfühlungsvermögen
und Humor nach ihrem Leben und ihren Hoffnungen befragt.
Diese einzigartigen Gespräche lassen uns ein China entdecken,
das wir sonst
nicht zu sehen bekommen - ein China der Ausgestoßenen, der
Heimat- und
Obdachlosen, der Bettler und Straßenmusiker, deren
Würde,
Witz und Menschlichkeit ihnen niemand hat nehmen können.
Liao Yiwu, geboren 1958 in der Provinz Sichuan, ist Dichter und
Romanautor. Er
wuchs als Kind von Eltern "ohne dauerhafte Aufenthaltserlaubnis" in
der großen Hungersnot der 1960er-Jahre auf und schlug sich
jahrelang mit
verschiedensten Tagelöhnerarbeiten durch. 1989 publizierte er
das epische
Gedicht "Massaker", in dem er das Blutbad auf dem Platz des
Himmlischen Friedens anprangerte. Hierfür wurde er vier Jahre
inhaftiert und
zum Teil schwer misshandelt. Die chinesische Ausgabe von
"Fräulein Hallo
und der Bauernkaiser" wurde sofort nach Erscheinen verboten. Im Jahr
2007
wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit
dem Preis "Freiheit
zum Schreiben" ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute
verhindert wurde. (S. Fischer)
Buch
bei amazon.de bestellen
"Insel-Almanach
auf das Jahr 2009: China" Zusammengestellt von Christian Lux und
Hans-Joachim Simm
Mit seiner reichen kulturellen und religiösen Tradition und
mit seiner literarischen Vielfalt, nicht zuletzt aber auch mit seiner
erstarkenden Wirtschaftskraft wird das Land zu einem der
mächtigsten Faktoren in der globalisierten Welt.
Die chinesische Literatur blickt auf eine dreitausendjährige
Geschichte zurück, und meist war sie nicht nur Reflexion des
Lebens und der Gesellschaft, sondern auch ein Politikum.
Philosophische
Abhandlungen, Geschichtsbücher, Gedichte,
später auch
Romane und Novellen sind die vorrangigen literarischen Genres, von den
Anfängen über die Dynastien der Han, der Tang, der
Song, der Ming bis zur Qing-Dynastie und der Moderne des 20.
Jahrhunderts, von der Literatur unter der kommunistischen Doktrin
über die vorsichtige politische Öffnung 1979, die
neuerlichen Restriktionen nach 1989 bis heute.
Die Verlage Suhrkamp und Insel haben der Literatur Chinas, seiner
Bildkunst, seiner kulturellen Entwicklung seit Jahrzehnten ein
Forum bereitgestellt, von
Konfuzius
und Lao-Tse
bis zu den klassischen Romanen, vom "Traum der roten Kammer"
und vom "Kin
Ping Meh", das chinesisches Alltagsleben darstellt, bis zu
Jacques Gernets berühmtem Standardwerk "Die chinesische Welt".
Der "Insel-Almanach auf das Jahr 2009" gibt mit exemplarischen Texten
einen Überblick über die chinesische Literatur in
Vergangenheit und Gegenwart. Dazu kommen Abbildungen, die einen
Eindruck chinesischer Kunst und Kalligrafie vermitteln. (Insel)
Buch
bei amazon.de bestellen
Elmar Holenstein:
"China ist nicht ganz anders"
Wie anders ist China
wirklich? Mit konkreten Beispielen arbeitet Elmar
Holenstein an der Überwindung europazentrierten Denkens. Ein
seriöser
kulturgeschichtlicher Vergleich beginnt damit, die Komplexität
der eigenen wie
jeder anderen Kultur zu erkennen. Ein Zusammenprall der Zivilisationen
ist immer
ein Aufeinanderprallen komplexer Zivilisationen. Ein einheitlicher
Frontverlauf
ist nicht zu erwarten. In den Tiefen fremder Kultur finden sich
Parallelen zu
dem, was uns in der eigenen als "modern" erscheint. Eigene
Errungenschaften büßen ihre scheinbare
Exklusivität ein. Der Westen verweist
stolz auf sein drei Jahrhunderte altes "säkulares Zeitalter".
In
Ostasien ist die Trennung von Religion und Moral seit
zweieinhalbtausend Jahren
eine kulturkampflos erworbene Selbstverständlichkeit.
Umgekehrt entdecken wir
bei sorgfältigem Vergleichen in der eigenen Kultur
Entwicklungen, die wir
gewohnt waren, als "typisch chinesisch" oder "typisch
ostasiatisch" anzusehen. Wer daran glaubt, dass Modalitäten
und
Mentalitäten kulturell geprägt sind, muss sie
verschiedenen Kontexten
aussetzen. (Ammann Verlag)
Buch
bei amazon.de bestellen