Petra A. Bauer: "Es geschah in Berlin 1926. Unschuldsengel"

Kappes neunter Fall


Der Winter kommt, und Hermann Kappe - Oberkommissar zum Gehalt eines "normalen" Kommissars - muss sich mit einem Fall herumschlagen, der bereits seit dem Dezember des Vorjahres gärt. Immer wieder werden Leichen junger Frauen gefunden, die nach dem Geschlechtsverkehr offensichtlich mit einer zunehmenden Zahl an Messerstichen gequält worden sind, bevor ihr Peiniger sie mit einem Schnitt durch die Kehle von ihren Schmerzen erlöste. Die jungen Frauen weisen außer einer erstaunlichen Ähnlichkeit und ihrem gewaltsamen Tod keine offensichtliche Verbindung miteinander auf, und so tappt die Berliner Kriminalpolizei, die mittlerweile über eine stabile Struktur zur Untersuchung von Mordfällen verfügt, weitestgehend im Dunkeln.

Daneben muss sich Kappe auch noch mit einer Messerstecherei während einer Landwirtschaftsausstellung beschäftigen, bei der gerade ein preisgekrönter Besucher den Tod gefunden hat. Alles in allem gibt es also viel zu tun in diesem Spätherbst 1926, und dass Klara ob seiner immer noch nicht eingetretenen Gehaltsanpassung wieder arbeiten gehen möchte, schlägt Kappe noch zusätzlich aufs Gemüt.

Eine junge Frau, die in ihrem kleinen Dorf in der Niederlausitz Schwierigkeiten wegen eines jungen Mannes hatte, kommt in das große und laute Berlin und versucht mit Hilfe einer Dorfgenossin, die schon länger in der Stadt ansässig ist, Fuß zu fassen. Zunächst scheint das nicht so ganz zu gelingen, doch dann findet sie eine gut bezahlte Anstellung im Haus einer freundlichen Familie und auch einen Mann, der sie ihre bisherige Erfahrung ein wenig vergessen lässt. Ihre Geschichte läuft gewissermaßen parallel zu den Ermittlungen und zeigt, wie und warum viele junge Frauen in der damaligen Zeit den Weg aus den dörflichen Gemeinschaften in die Stadt gefunden haben und welchen Gefahren sie manchmal ausgesetzt waren - aber auch, welche Chancen sich ihnen eröffnen konnten.

Wie in einem Kriminalroman eigentlich nicht anders zu erwarten, bewegen sich die beiden Erzählstränge - und noch ein weiterer - stetig aufeinander zu, wobei dem Leser einige überraschende Charaktere begegnen, während gleichzeitig ein paar der altvertrauten Protagonisten recht unerwartete Dinge tun - und damit ist diesmal beileibe nicht nur Oberkommissar Hermann Kappe gemeint ...

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2009)


Petra A. Bauer: "Es geschah in Berlin 1926. Unschuldsengel. Kappes neunter Fall"
Jaron Verlag, 2009. 206 Seiten.
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