Peter-Matthias Gaede (Hrsg): "Australien"
GEO Epoche Nr. 36
Australien ist ein
Kontinent, der
in den Augen der meisten Nicht-Eingeborenen eine extrem junge
Geschichte hat - und diese kurze Geschichte ist trotz der deutlichen
Verbindungen mit Europa
vielen auch nicht wirklich klar. Und so verweist bereits das Titelbild
der neuen
GEO-Epoche sehr eindeutig darauf, wer eigentlich den größten
Teil der
australischen Geschichte geprägt hat.
Ausgehend von einer Fotoserie, die zunächst erst einmal eine Kurzdarstellung
der jüngeren australischen Geschichte ist, beginnt dieses Heft zunächst mit den
Etappen der Kolonialisierung des "letzten" Kontinents. Und auch die
Geschichte der Aborigines, wie sie hier zu Beginn dargestellt ist, ist ja vor
allen Dingen eine Geschichte, wie sie durch europäische Augen wahrgenommen und
archiviert worden ist. Allerdings steht man nach der Lektüre dieser "Vorgeschichte" der Idee des
"Edlen Wilden" schon ein wenig kritischer
gegenüber.
Nun folgt die lange und ziemlich komplexe Kolonialgeschichte, die
für viele
bereits mit dem Entdeckungsdatum des Kontinents eine erstaunliche
Erfahrung sein
dürfte. Ab 1830 werden dabei auch wieder die Beziehungen zwischen
den Aborigines und den Siedlern näher unter die Lupe genommen.
Der Goldrausch von Ballarat, der dort eine Rolle spielte, wird hier
auch ausgiebigst behandelt. Und auch die relativ spät einsetzende Erforschung
des Landesinneren erfährt eine umfangreiche Darstellung, bevor die Traumzeit größtenteils
grafisch-fotografisch dargestellt wird.
Das letzte Drittel des Magazins beschreibt dann den Weg Australiens auf
die geopolitische Bühne und ins 20. Jahrhundert, was auch wieder
durch sehr
aussagekräftige Fotografien unterstützt wird.
Wie immer gibt es am Ende einen zeitlichen Abriss, wobei hier deutlich weniger
Raum benutzt wird als in vorhergehenden Ausgaben, und die Zahl der verwendeten
Bilder gegen Null tendiert. Aber insgesamt ist dieses Magazin
für
Australieninteressierte sicherlich ein guter Einstieg oder eine gute Ergänzung.
Die Themenübersicht im Detail:
Frühgeschichte: In einem Land vor unserer Zeit
1606: Die rätselhafte Küste
1788: Insel der Verdammten
1803: Umsegelung der Terra Australis
1830: Treibjagd auf die
Ureinwohner
1851: Lockruf des Goldes
1860: Aufbruch ins Outback
Kunst: Erinnerungen an die Traumzeit
1901: Staatsgründung
1915: Schlacht von Gallipoli
1928: Flying Doctors
1930: Die geraubten Kinder
1942: Bomben auf Darwin
1973: Sydney Opera House
2009: Lage der Aborigines heute
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2009)
Peter-Matthias Gaede (Hrsg): "Australien"
- "GEO Epoche" Nr. 36
Mairs Geographischer Verlag, 2009. 171 Seiten.
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Weitere Buchtipps:
Banjo Clarke, Camilla Chance: "Im Zeichen der Regenbogenschlange. Das Leben
von Banjo Clarke, den die Aborigines 'Wisdom Man' nannten"
"Das Leben ist etwas Heiliges, was man mit Achtsamkeit behandeln muss."
Mit einfachen Worten erzählt Aborigine Banjo Clarke, der als "Wisdom Man"
weit über die Grenzen Australiens hinaus bekannt wurde, sein Leben und die
Geschichte seines Volkes. Sie handelt von Armut und innerem Reichtum, von
Diskriminierung und Versöhnung, von Zeiten des Aufruhrs und der Harmonie im
Land seiner Väter. Er war überzeugt, dass die traditionellen Werte der
Aborigines helfen, die Welt von Gier, Ungleichheit und Herzlosigkeit zu heilen.
Seine Lebenserfahrungen zeugen von einer uralten Weisheit, die niemanden
unberührt lässt. (Nymphenburger)
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Verena von Funcke: "Töchter
der Traumzeit. Meine mystische Reise mit den Aborigines"
Schamanen werden verehrt und gefürchtet als letzte Instanz vor den Ahnen. Ihre
Zeremonien beschwören die mystische Einheit von Mensch und Natur. Die
Ethnologin Verena von Funcke hat Aborigine-Frauen im "roten Herzen"
Australiens besucht, durfte an geheimen Ritualen teilhaben und wurde
als Tochter der Traumzeit initiiert. Sie beschreibt eindringlich die tiefe
Spiritualität, schildert dabei humorvoll auch ihre eigenen Erfahrungen und
bezieht politisch Stellung zur Lage der Aborigines heute.
"Wir nehmen dich bei uns auf, in unseren Stamm, mit deinem Dreaming, als
unsere Schwester, als Tochter der Traumzeit, denn du brauchst Unterstützung und
Schutz." Zur Frau zu werden, als Frau erwachsen zu werden, bedeutet bei
den Aborigines nicht einfach nur das Erreichen eines biologischen Alters. Eine
Frau muss Erfahrungen sammeln - sowohl sozialer als auch spiritueller Natur.
Verena von Funcke, die sich schon sehr früh in ihrem Leben fast magisch von
Australien angezogen fühlte, nähert sich den Aborigine-Frauen und dem Land zunächst
wissenschaftlich als Ethnologin an. Sie verliebt sich in einen Aborigine-Mann,
durch den ihr der Zugang in eine faszinierende Welt ermöglicht wird.
Ethnologen
waren zumeist Männer, und da es bei den Aborigines eine strenge Trennung gibt
zwischen der Welt der Männer und jener der Frauen, blieb letztere geheim.
Verena von Funcke dringt immer tiefer ein in die fremdartige Kultur und
Spiritualität, die ihr gleichsam vertraut erscheinen. Sie wird von den Frauen
initiiert, als Wanderin zwischen den Welten, als Vermittlerin zwischen den
Kulturen. Und sie kehrt zurück nach Europa, um in ihrer eigenen, europäischen
Welt zu leben und sich auch dort als Frau mit Selbstbewusstsein und Selbstverständnis
zu definieren. (Nymphenburger)
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Bruce
Chatwin: "Traumpfade"
Traumpfade - das sind die unsichtbaren labyrinthischen Wege, die den
australischen Kontinent durchziehen und entlang derer, so will es der Schöpfungsmythos
der Ureinwohner, die Ahnen wanderten und mit ihren Liedern die Welt erschlossen.
Chatwin geht diesen Fußspuren in seinem faszinierenden Buch nach, das Roman und
Reisebericht zugleich ist. (Fischer Taschenbuch Verlag)
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