Mario Adorf: "Der römische Schneeball"
Wahre und erfundene Geschichten
Ein
Band voller
Überraschungen
Mario Adorf ist den meisten Menschen als ein Schauspieler bekannt, der
in erster
Linie den italienischen Patriarchentypen gut verkörpern kann,
aber auch im
komischen Fach immer wieder eine gute Figur macht. Weniger bekannt ist
jedoch,
dass er auch gelegentlich ein paar Seiten mit Text füllt und
so für den Verlag
Kiepenheuer & Witsch bereits drei Kurzgeschichtenbände
produziert hat, von
denen das vorliegende Büchlein einer ist.
In "Der römische Schneeball" hat Mario Adorf sowohl eigene
Lebenserfahrungen verarbeitet als auch rein fiktive Geschichten
niedergelegt,
die zum Teil stark ins Kriminalistische gehen, wobei eine davon als
Vorbereitung
auf eine bestimmte Rolle beschrieben wird.
In "Der weiße Anzug" etwa beschreibt der Autor seinen ersten
Auslandsdreh in Hongkong und was dabei bereits am ersten Tag alles in
spektakulärer Art und Weise schiefgegangen ist. Das liest sich
ziemlich
sympathisch und zeigt dem Leser, mit welchen Unappetitlichkeiten sich
ein
Schauspieler bisweilen abfinden muss. In "Der Grenzgänger"
erzählt
Adorf von seiner Teilnahme an den Dreharbeiten zu "Fitzcarraldo" und
lässt wirklich kein gutes Haar an
Werner
Herzog, der aus diesen Dreharbeiten für alle Beteiligten
eine lebensgefährliche Höllenfahrt gemacht zu haben
scheint. Hierbei fällt es
stellenweise aber schon ein wenig schwer, die Sympathie für
das erzählende Ich
immer aufrechtzuerhalten, denn selbiges neigt gelegentlich doch stark
zum
Eigenlob. Aber man muss ja nicht unbedingt alle Texte einer solchen
Sammlung
lesen ...
Die titelgebende Geschichte und "Hekuba" spielen
in Italien und
gehören eindeutig ins Krimifach, wobei "Hekuba" gleichzeitig
Adorfs
Annäherung an das so genannte "method acting"
darstellt. Bei
"Zypriotische Eröffnung" und "Der Klavierstimmer" handelt
es sich um Krimis, die starken
Bezug zum Schauspiel und zur Musik
aufweisen. Das
abschließende "Zeit und Raum" fällt thematisch ein
wenig aus dem
Rahmen.
Im Großen und Ganzen stellt "Der römische
Schneeball" eine
angenehme und zum Teil auch überraschende Leseerfahrung dar,
wobei der
Rezensent allerdings problemlos auf "Der Grenzgänger"
hätte
verzichten können. Doch ansonsten bereitet das
Büchlein Spaß.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2009)
Mario
Adorf: "Der
römische Schneeball. Wahre und erfundene Geschichten"
Kiepenheuer & Witsch. 237 Seiten.
Buch
bei amazon.de bestellen