Tran-Nhut: "Das schwarze Pulver von Meister Hou"
Ein Kriminalfall für Mandarin Tân
Die
beiden Schwestern Thanh-Van
und Kim veröffentlichen ihre historischen Kriminalromane um
den Mandarin Tân
und seine beiden Freunde Dinh und Porc bereits seit 1999 und setzen
damit einem
ihrer Vorfahren, der dereinst ein sehr angesehener Mandarin gewesen
sein soll,
ein literarisches Denkmal. Insgesamt sind bisher acht Romane auf
Französisch
erschienen, und "Das schwarze Pulver von Meister Hou" stellt den ersten
Vorstoß in den deutschsprachigen Buchmarkt dar, wobei es sich
übrigens um den
dritten Band der Reihe handelt.
Im 17. Jahrhundert wird vor einer kleinen Stadt in Nordvietnam eine
Dschunke von
einer Gruppe von Piraten aufgebracht, die anscheinend lebende Tote
sind. Im
Verlauf der Kaperung kommen zwei Frauen ums Leben, die sich unter Deck
befanden,
jedoch ist die gesamte Ladung verschwunden.
Der ermittelnde Mandarin Tân und seine Helfer, der
Schriftgelehrte Dinh und
auch der mächtige Doktor Porc, der "so schwer ist,
wie eine schwangere
Kuh", wollen den Aussagen der Matrosen
verständlicherweise keinen
Glauben schenken. Doch dann hören sie auch, dass auf dem
örtlichen Friedhof
einige
Grabsteine
gestohlen wurden - und zwar, laut Zeugenaussagen, von
den
darunter liegenden Toten selbst. Porc und Dinh werden während
einer Nachtwache
sogar selbst entsetzte Zeugen solcher Vorgänge, an denen eine
ganze Reihe von
"Wiedergängern" beteiligt zu sein scheinen.
Währenddessen wird ein
wichtiger Mann des Ortes auf seiner Dachterrasse vor seinem
abgeschlossenen
Schlafzimmer auf unbekannte Weise beinahe der Hals komplett durchtrennt.
Unterstützt von einem französischen
Jesuiten
ermitteln die drei Freunde in
alle Richtungen und lernen dabei eine Menge über den
Konfuzianismus, den
Taoismus
in verschiedenen Ausprägungen und auch über
den Katholizismus im
Vergleich zu diesen asiatischen Denkrichtungen. Dabei ist
der
Konfuzianismus im
Sinne des Herrschaftsprinzips die "Leitphilosophie", an der die
Unterschiede zu - aber auch die Gemeinsamkeiten mit - den anderen
Denkrichtungen
aufgezeigt werden.
All dies geschieht anhand überaus plastischer Charaktere, die
während der
Lektüre gelegentlich ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern,
und in einer
Sprache, die asiatisch-blumenreich ist und wunderbar zu einer
Erzählung aus dem
17. Jahrhundert passt.
"Das schwarze Pulver von Meister Hou" ist ein etwas anderer
historischer Kriminalroman.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2008)
Tran-Nhut:
"Das schwarze Pulver von
Meister Hou"
(Originaltitel "La poudre noire de Maître Hou")
Übersetzt von Michael Kleeberg.
Unionsverlag, 2008. 319 Seiten.
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