Harald Weinrich: "Wie zivilisiert ist der Teufel?"
Kurze Besuche bei Gut und Böse
Ist
Goethes Mephistopheles,
wie Madame de Staël gemeint hat, ein
"zivilisierter Teufel"? Und wo
verlaufen überhaupt die Grenzen von Gut und Böse im Spiegel der Literatur? Mit
solchen und ähnlichen Fragen befasst sich Harald Weinrich in
den zwanzig kurzen
Essays dieses Buches.
Der anno 2007 achtzig Jahre alt
gewordene Harald Weinrich ist mit Sicherheit einer der großen
Literatur- und
Sprachwissenschaftler unserer Zeit, der schon lange Zeit mit vielen
Buchtiteln
seine Leser auf Spurensuchen unterschiedlichster Art gehen
lässt.
Buchkapitel: |
Dabei überzeugt
er stets durch ein weites Spektrum von Themen, die er als
hervorragender
Essayist in einem prägnanten Deutsch beschreibt, durch das
immer auch die
Eleganz des Französischen durchscheint. |
Viele andere lesens- und bedenkenswerte Essays mit sprachlicher Eleganz
und
sprachwissenschaftlicher Tiefe fördern noch einige andere
erstaunliche
Erkenntnisse herauf.
Sprachen erzählen Geschichte und Geschichten. Harald
Weinrich kann sie hören, lesen und verstehen. Eine
außergewöhnliche Lektüre
auf bei ihm gewohnt hohem Niveau.
(Winfried Stanzick; 01/2008)
Harald
Weinrich: "Wie zivilisiert ist der
Teufel? Kleine Besuche bei Gut und Böse"
C.H. Beck, 2007. 255 Seiten.
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Prof.
Dr. Harald Weinrich war
nach Professuren in Kiel, Köln, Bielefeld und München
zuletzt Professor für
Romanistik am Collège de France, Paris. Er hat u.a.
für sein Lebenswerk 2003
den renommierten "Joseph-Breitbach-Preis" erhalten.
Weitere Bücher des Autors (Auswahl):
"Knappe Zeit. Kunst und Ökonomie des befristeten Lebens"
Es ist paradox. Die Menschen leben immer länger, und die
Zeit wird ihnen immer
knapper. Welcher Geist oder Ungeist treibt sie zu solcher Knappheit?
Auf diese
Frage gibt das Buch von Harald Weinrich eine Vielzahl von
unterschiedlichen
Antworten: aus der Mythologie (Die Zeit frisst ihre Kinder) und der
Geschichte (Caesarische
Kürze), aus der Philosophie (Seneca: Das Menschenleben ist
"lang genug")
und der Theologie (Jesus: "Nur noch eine kleine Weile"), aus der
Medizin (Hippokrates: "Kurz ist das Leben, lang die Kunst") und der
Moralistik (Jean Paul: "Für das Begreifen ist keine
Kürze zu kurz"),
aus der Ökonomie (Benjamin Franklin:
"Zeit ist Geld") und der Politik
(Sultan Saladin: "Lass uns zur Sache kommen!"), aus der Literatur
(Goethe/Faust "Werd ich zum Augenblicke sagen") und
schließlich aus
einem erfolgreichen Film (Lola rennt). Am strengsten verknappt ist die
Zeit in
Gestalt der Frist. Deren vielfach sperrige Erscheinungsformen im Alltag
(Terminkalender) ebenso wie im Rechtswesen (Fristenlösung) und
in der
Verwaltung ("frist- und ordnungsgemäß") werden in
einem zentralen
Kapitel kritisch analysiert, in einem weiteren Kapitel an vierzehn
literarischen
Exempeln mit knappen und nicht immer tief ernsthaften Worten zur
Betrachtung
ausgebreitet. Wie knapp auch immer die Zeit des Lesers bemessen sein
mag, für
Harald Weinrichs brillante Kulturgeschichte des befristeten Lebens
sollte er
sich - zu seinem eigenen Vergnügen - genügend Zeit
lassen. (C.H. Beck)
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"Lethe. Kunst und Kritik
des Vergessens"
Wenn es eine Gedächtniskunst gibt, sollte es dann nicht auch
eine Kunst des
Vergessens geben? Wieviel Vergessen braucht oder verträgt eine
Kultur, und wann
überschreitet die Vergesslichkeit die Grenzen der Moral? Auf
solche Fragen kann
besser antworten, wer sich mit der Kulturgeschichte des Vergessens
vertraut
gemacht hat. Diese Geschichte legt Harald Weinrich hier vor - ebenso
gelehrt wie
stilistisch brillant, ebenso unterhaltend wie zum Nachdenken einladend.
(C.H.
Beck)
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"Kleine
Literaturgeschichte der Heiterkeit"
Heiterkeit, ursprünglich ein Schönwetterwort und
Ausdruck sorgloser Entrücktheit
in Götterhimmeln, war für manchen Serenissimus unter
den Fürsten ein quasi-göttlicher
Zustand, in dem sich festlich regieren und "jovial"
repräsentieren
ließ. Dann griffen die Dichter nach der Heiterkeit und
erwählten sie sich, dem
"Ernst des Lebens" zum Trotz, als sublimes Attribut der klassischen
Kunst und Literatur. So begann, dunkel grundiert, die glanzvolle
literarisch-philosophische Karriere der Heiterkeit, die der deutschen
Literatur
für zwei Jahrhunderte einen unverwechselbaren Stempel
aufgedrückt hat. Harald
Weinrich skizziert in seinem brillant geschriebenen Essay die
herausragenden
Stationen dieses Weges durch die Geschichte. Er führt uns in
die Gesellschaft
von Goethe und
Schiller, wir begegnen
Kant,
Hegel,
Schopenhauer und
Nietzsche,
die alle der Heiterkeit auf je eigene Weise noch tiefer auf den Grund
gegangen
sind. Im zwanzigsten Jahrhundert erwarten uns dann solche
Gegensätze wie
Thomas
Manns "höhere Heiterkeit",
Ernst
Jüngers angestrengt soldatische und
Günter Eichs längst nicht mehr "güldene"
Heiterkeit. Der schwärzeste
Schatten ist jedoch von Auschwitz her auf die Heiterkeit gefallen. Ob
damit für
immer der Stab über sie gebrochen ist, bleibt eine offene
Frage. Zu ihrer
Beantwortung sind unerlässlich solche
literarisch-philosophischen Erkundungen
wie diejenigen dieses nachdenklichen Essays, der gleichwohl wieder zur
Heiterkeit ermutigen will, mehr denn je auf dunklem Grund. (C.H. Beck)
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