Inge Stephan, Alexandra Tacke (Hrsg.): "NachBilder der RAF"


Der Titel "NachBilder der RAF", broschiert mit 328 Seiten Umfang im März 2008 erschienen, steht für sich. Zugleich ist er jedoch auch Teil einer Reihe von "NachBildern" der Geschichte. Herausgegeben von Inge Stephan, Professorin am Institut für deutsche Literatur an der HU Berlin, und Alexandra Tacke, wissenschaftliche Mitarbeiterin an eben diesem, erschien bereits der Band "NachBilder des Holocausts" und ist der Band "NachBilder der Wende" für Ende 2008 geplant.

"NachBilder", das bezeichnet hier die Beschäftigung mit einem Thema, hier der RAF, in Literatur, Film und Kunst. Dabei kann es sich um Werke handeln, die kurz nach der "Hochzeit" der RAF entstanden sind, vor allem liegt der Blick aber auf den neueren Werken.

Von verschiedenen Autoren wurden diverse solcher Werke in Augenschein genommen: "Kontrolliert" von Rainald Goetz, "Rosenfest" von Leander Scholz, "Baader" von Christopher Roth, "Gudrun Ensslin - Briefe aus der Haft", herausgegeben von Gudrun Ensslins Eltern, "Ulrike Maria Stuart" von Elfriede Jelinek und etliche mehr.

Spannend ist dabei, dass tatsächlich verschiedene Erscheinungsdaten und auch Bildnisformen unter die Lupe genommen werden, dass ein Kind der 1950er- oder 60er-Jahre durchaus ebenso Bekanntes entdecken kann wie jemand heutzutage, wobei die RAF heute im Großen und Ganzen in Vergessenheit geraten scheint. Dass dies aber eben nicht so ist, zeigt der Blick auf neuere Produktionen und Werke zum Thema. Spannend ist auch, dass die Autoren Werke mit direktem (Rück)bezug zur RAF thematisieren, aber auch solche "um die Ecke rum", pseudobiografische Werke von Zeitzeugen und Menschen, die Baader, Meinhof oder Ensslin beispielsweise persönlich kannten. Auch die Köpfe der RAF selbst kommen zu Wort, wenn, wie eben erwähnt, auch die veröffentlichten Briefe Gudrun Ensslins Thema des Buches sind.

Auch wenn das Buch als Ergebnis einer Seminararbeit an oben genannter Universität zu sehen ist, so ist es doch mehr als eine Aufzählung verschiedener thematisch passender Werke, auch mehr, als lediglich eine direkte Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Werk. Häufig findet man Rückbezüge, Bezüge zu Hintergründen, zu Inspirationen und auch zu gesellschaftlichen Reaktionen. Des Öfteren werden auch Titel zum Thema genannt und aufgegriffen, wie diese das eine oder andere Werk einordneten und inwieweit dies als zutreffend oder unzutreffend gelten oder bewertet werden kann. Die Redundanzen, die unweigerlich entstanden sind, bereichern den Band allerdings vielmehr, als dass sie diesen ausbremsen würden.

"NachBilder der RAF" bietet einen gut zu lesenden und dennoch wissenschaftlichen Blick auf diverse Werke zum Thema, vor allem zu solchen aus der Neuzeit. Das Buch entpuppt sich als ein reichhaltiges Werk an Quellen zur RAF, greift diese auf, äußert jedoch auch eigene Gedanken und weist auf Reaktionen auf diese Werke hin. Damit ist den Autoren und Herausgebern ein durchgängig rundes Werk gelungen, das sehr lesenswert ist und zugleich das Interesse an den anderen beiden "NachBilder"-Büchern weckt.

(Tanja Thome; 04/2008)


Inge Stephan, Alexandra Tacke (Hrsg.): "NachBilder der RAF"
Autoren (u.a.): Inge Stephan, Alexandra Tacke, Sven Glawion, Sarah Colvin,
Katharina Pewny, Jörn Ahrens, Wolfgang Kabatek, Claudia Breger,
Charlotte Klonk, Jesko Bender, Helena Dawin, Svea Bräunert.
Böhlau Verlag Köln, 2008. 328 Seiten.
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