Michio Kaku: "Die Physik des Unmöglichen"
Beamer, Phaser, Zeitmaschinen
Michio
Kaku prognostiziert eine Physik des (Un-)Möglichen
In seinem Buch "Die Physik des Unmöglichen: Beamer, Phaser,
Zeitmaschinen" wagt der 1947 geborene us-amerikanische Physikprofessor
Michio Kaku einen äußerst optimistischen Blick in
die technische Zukunft.
Werden wir eines Tages durch Wände gehen oder uns bald
unsichtbar machen können?
Dies sind nur einige Fragen, die er ebenso fundiert wie unterhaltsam
beantwortet.
"Theorien
haben vier Akzeptanzstufen: |
Dies äußerste 1963 der englische Biologe J.B.S. Haldane. Mit einem gewissen Augenzwinkern artikulierte er Gedanken, die auch den Leser des vorliegenden Buches "befallen" könnten: Ungläubigkeit ob der futuristisch erscheinenden technischen Möglichkeiten, die der Physiker Michio Kaku diskutiert. |
"Werden
wir eines Tages
durch die Wände gehen? Raumschiffe bauen, die sich schneller
fortbewegen als
das Licht? Die Gedanken anderer Menschen lesen? Unsichtbar sein?
Objekte allein
kraft unserer Gedanken bewegen?", fragt sich der Autor. Im
Vorstellungsbereich unseres heutigen Denkens finden solche Szenarien
kaum Platz.
Doch in der Geschichte der Wissenschaft gab es schon oft Vorhersagen
darüber,
was alles unmöglich sei, sich letztendlich jedoch als
umsetzbar erwiesen hat.
Lord Kelvin zum Beispiel dachte, dass Flugmaschinen unmöglich
oder Röntgenstrahlen
ein übler Trick seien. Rutherford, der den Atomkern entdeckte,
hielt die
Entwicklung einer Atombombe für unmöglich. Und das
Vorhandensein von
Schwarzen
Löchern wurde von
Einstein als ausgeschlossen "bewiesen". Obwohl
gerade er die Auffassung vertrat, "wenn eine Idee anfangs
nicht absurd
klingt, besteht keine Hoffnung für sie." Schon oft
wurden die "Dummheiten
von gestern (...) zu den Weisheiten von morgen", wie Sir
William Osler
treffend feststellte.
Michio Kaku ist ein ganz besonderer Optimist. Er hält beinahe
alles für möglich,
was derzeit in der Science-Fiction-Literatur gang
und gäbe ist. Mit
siebzehn baute Kaku einen einfachen Teilchenbeschleuniger, erhielt
daraufhin ein
Stipendium an der Harvard Universität und arbeitete unter
Edward Teller, dem
Erfinder der Wasserstoffbombe. Der Physikprofessor hat die
Stringtheorie
mitentwickelt und ist bekennender Suchender nach der Weltformel.
"In der kurzen Zeitspanne meines Lebens habe ich erfahren, wie
das
vermeintlich Unmögliche immer wieder zu bestätigter
wissenschaftlicher
Erkenntnis avancierte", kontert Kaku, "muss etwas
auch in künftigen
Jahrhunderten oder Jahrmillionen undenkbar bleiben, nur weil es heute
'unmöglich'
erscheint?" Das Studium des Unmöglichen, so der
Autor, eröffnet immer
wieder neue Perspektiven und erweitert den Horizont von Physik und
Chemie.
Anders als zu Zeiten
Jules
Vernes, sind wir heute mit den grundlegenden Naturgesetzen im
Großen und
Ganzen vertraut. "Wissenschaftler verstehen sie inzwischen
entlang einer
schwindelerregenden Skala von 43 Größenordnungen:
vom Inneren des Protons bis
zum expandierenden Universum." Dadurch können grobe
Umrisse künftiger
Technik mittlerweile relativ gut skizziert werden. Diese stellt der
Autor dem
Leser vor.
Kaku hat sein Buch in drei Kategorien eingeteilt und damit die
"unmöglichen"
Dinge einer gewissen Klassifizierung unterworfen.
Die erste nennt er "Unmöglichkeiten ersten Grades".
Diesen
Techniken räumt Kaku ein Gelingen noch in diesem, vielleicht
aber auch erst im
nächsten Jahrhundert ein. Da keine bekannten Naturgesetze
verletzt werden, gehören
für ihn Teleportation, Antimaterie-Maschinen, Unsichtbarkeit,
bestimmte Formen
der Telepathie oder die Psychokinese dazu.
Auch die "Unmöglichkeiten zweiten Grades"
stehen nicht im
Widerspruch zu unseren Naturgesetzen. Zeitreisen, der Kontakt zu
Paralleluniversen oder Reisen schneller als das Licht mögen
zwar futuristisch
klingen und am äußersten Rand des menschlichen
Verständnisses angesiedelt
sein, aber eine weit fortgeschrittene Zivilisation in Jahrtausenden
oder
Jahrmillionen könnte diesen "Quantensprung" vollziehen.
Blieben noch die "Unmöglichkeiten dritten Grades",
zu denen
das perpetuum mobile und Präkognition zählen, die
Kaku als eher undenkbar
klassifiziert, weil sie die bekannten Naturgesetze verletzen. Aber
vielleicht
sind auch sie in ferner Zukunft realisierbar. Das würde
wiederum einen
grundlegenden Wandel unseres Physikverständnisses bewirken.
"Die Physik des Unmöglichen" ist ein anregendes und
unterhaltsames
populärwissenschaftliches Buch. Physikalische Theorien werden
leicht verständlich
erklärt. Die fünfzehn Kapitel beginnen jeweils mit
vorangestellten Zitaten von
Naturwissenschaftlern oder Autoren, wie eben jenem von Haldane, sowie
Auszügen
aus Science-Fiction-Filmen und -Büchern.
So ermöglicht Kaku einen
entspannten Einstieg, bevor er sich stetig an "ernste" Details heran
arbeitet. Praktische Bezüge aus dem täglichen Leben
lockern zusätzlich auf.
Souverän und glaubwürdig erklärt er, welche
Erkenntnisse als gesichert gelten
und welche Theorien spekulativ sind.
So mag vielleicht solch eine "Unmöglichkeit" ersten Grades wie
die
Telepathie zunächst als Hirngespinst abgetan werden, denn ein Gehirn
kann weder Gedanken senden, noch sie von anderen Individuen empfangen.
Doch
inzwischen können bereits bestimmte Erinnerungen oder
Bewegungen mit Aktivitätsmustern
im Gehirn verknüpft werden. So konnten Gelähmte
beispielsweise allein mit der
Kraft ihrer Gedanken eine Prothese bewegen.
Oder die irrwitzige Vorstellung der Unsichtbarkeit wie bei "Harry
Potter". Man mag es kaum glauben, aber im Frequenzbereich von
Radarstrahlen und Mikrowellen konnte bereits ein Metallzylinder
unsichtbar
gemacht werden.
Auch das "Beamen" gilt nicht mehr als
ausgeschlossen. Mittels
eines Phänomens aus der Quantenphysik - der
"Verschränkung" von
Teilchen - ist Teleportation auf atomarer Ebene bereits
geglückt.
Michio Kakus Ausführungen gestatten einen umfassenden und
fundierten Ausblick
in die gegenwärtige und zukünftige theoretische
Physik. Ihm ist das Kunststück
gelungen, ein vermeintlich trockenes Thema in lebhafte und lebendige
Alltagssprache zu übersetzen.
"Wir stehen nicht am Ende, sondern erst am Anfang einer neuen
Physik.
Aber was auch immer wir finden werden, immer wird es neue Horizonte
geben, die
stets auf uns warten werden." (Michio Kaku)
(Heike Geilen; 11/2008)
Michio
Kaku: "Die Physik des Unmöglichen.
Beamer, Phaser, Zeitmaschinen"
(Originaltitel "Physics of the Impossible:
A Scientific Exploration Into the World of Phasers, Force Fields,
Teleportation,
and Time Travel")
Übersetzt von Hubert Mania.
Gebundene Ausgabe:
Rowohlt, 2008. 415 Seiten.
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Taschenbuchausgabe:
rororo, 2010.
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Weitere
Bücher des Autors
(Auswahl):
"Die Physik der Zukunft. Unser Leben in 100 Jahren"
Wie werden wir leben - in zwanzig, sechzig, hundert Jahren? Michio Kaku
sagt der Menschheit eine rosige Zukunft voraus. Roboter werden uns die
Alltagsarbeit abnehmen. Küchengeräte und andere
Maschinen steuern wir mit der Kraft unserer Gedanken. Medizinische
Nanobots werden aufmerksam durch unsere Blut- und Nervenbahnen eilen
und sogar Krebs
heilen. Zu lästigen Treffen schicken wir unser Hologramm - an
einen Konferenztisch mit virtuellen Menschen und solchen aus Fleisch
und Blut. Informationen können direkt über die Retina
ins Kleinhirn projiziert werden. Wir beherrschen auch das Wetter - und
Nationalstaaten spielen kaum noch eine Rolle. Trotzdem werden wir
weiter reisen, uns treffen, Sport treiben und in die Kneipe gehen, weil
Menschen nun einmal so sind.
Science-Fiction? Nein, seriöse Zukunftsforschung.
Eingängig beschreibt Michio Kaku, wie der Weg in diese Zukunft
aussieht - denn vieles davon wird heute schon in Wissenschaft und
Industrie vorbereitet. Kaku hat weltweit 300 Forscher von Rang befragt,
wie die gesellschaftlich-technische Entwicklung ihrer Voraussicht nach
verlaufen wird: von der Künstlichen Intelligenz bis zur
Raumfahrt, von der Medizin
und Biologie
bis zur Nanotechnologie. Und er präsentiert seine Befunde
überzeugend und mit leichter Hand. (Rowohlt)
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"Im
Hyperraum. Eine Reise durch Zeittunnel und Paralleluniversen"
Wir leben in einer Zeit, in der Science-Fiction zu
Wissenschaft wird.
Ideen, die früher als utopische Spinnereien galten, sind heute
Bestandteil seriöser,
wenn auch spekulativer wissenschaftlicher Theorien. Michio Kaku, der
selbst zur
Avantgarde dieser neuen Physik und Kosmologie gehört,
entführt den Leser in
die verrückte Welt des Hyperraums, der nicht vier, sondern
zehn Dimensionen hat
und nicht Teilchen, sondern schwingende kosmische Fäden namens
Superstrings
beherbergt. (rororo)
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"Im
Paralleluniversum. Eine kosmologische Reise vom Big
Bang in die 11. Dimension"
In den vergangenen Jahren gab es für Kosmologen und
Quantenphysiker zwei
markante Einschnitte: den Nachweis einer geheimnisvollen "dunklen
Materie" im expandierenden Universum, deren Funktion und Wirkung
bislang
nicht geklärt werden kann. An ihre Existenz knüpft
sich die Frage, was
vor
dem
Urknall war. Die zweite, revolutionäre Idee ist die
so genannte "Multiverse-Theory",
eine führende Theorie auf der Suche nach der "Weltformel". Sie
besagt, dass unser
Universum
nur eines von unzähligen ist - in einem Raum von mindestens
elf Dimensionen! Zu
jeder Zeit ereignen sich demnach neue Urknalle, und neue Universen
entstehen.
Diese unser Vorstellungsvermögen sprengenden
Gedankenexperimente könnten, wenn
sie sich bestätigen, für einen Paradigmenwechsel in
der Quantenphysik sorgen
und unser Weltbild von der Einzigartigkeit unseres Universums ins
Schwanken
bringen. Eine faszinierende Idee, die Michio Kaku in
laienverständlicher
Sprache zu formulieren versteht. (rororo)
Buch
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