Ulrike Marie Meinhof: "Die Würde des Menschen ist antastbar"

Aufsätze und Polemiken


Im Februar 2008 erschien im Verlag Klaus Wagenbach der Titel "Die Würde des Menschen ist antastbar". Er enthält Aufsätze und Polemiken von Ulrike Meinhof, in Deutschland vor allem bekannt als einer der damaligen führenden Köpfe der RAF.

Es handelt sich nicht um eine Erstausgabe, sondern schon in den 1980er-Jahren war diese Sammlung zu erstehen. Möglich gemacht haben sie vor allem Meinhofs Töchter, aber auch Klaus Wagenbach, in dessen Verlag diese Sammlung erschien. Klaus Wagenbach war es auch, der damals die Grabrede Ulrike Meinhofs hielt.

Auf 190 Seiten sind vierzig Texte, die Ulrike Meinhof in der Zeit von 1959 bis 1969 für die Zeitschrift "konkret", bei der Meinhof von 1962 bis 1964 Chefredakteurin war, schrieb und dort veröffentlichte, bevor sie einige Zeit darauf in den Untergrund ging.

Die Texte zeigen eine sehr intelligente und ihre Umgebung höchst sensibel wahrnehmende und reflektierende Frau, die eine klare und absolute Vorstellung vom sozialen Gefüge, von Demokratie und von Frieden hatte. Vom ersten Text an bereits ist klar, dass Ulrike Meinhof dafür einstand und darum kämpfte, ihre Visionen verwirklicht zu sehen.

Eine Frau, die sich nicht scheute, heiße Eisen anzufassen und Dinge beim Namen zu nennen, die sich wortgewandt, wütend, sarkastisch über das aktuelle politische Geschehen äußerte. Aber ebenso eine Frau, die hinter Fassaden blickte und Ungerechtigkeit auch im sozialen Bereich (Frauen, Kinder, Bildung, Arbeit, Lohn, ...) sah und darüber schrieb.

All diese Texte sind durchdacht, und der Leser hat die Möglichkeit, sie von verschiedenen Perspektiven aus zu betrachten und unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen. Als ein Stück wichtiger deutscher Geschichte, als Zeitzeugnis also, so kann man die Texte lesen. Als Schriftzeugnisse, die zeigen, dass Meinhof mit den Jahren immer wütender wurde, sich vielleicht auch immer ohnmächtiger fühlte angesichts dessen, was sie als so bodenlos und immens empfand. Tatsächlich aber auch als einen Spiegel, denn viele Themen sind auch heute, wenn auch in anderem politisch geprägten Umfeld, noch aktuell, teils sogar sehr aktuell.

Die einzelnen Texte sind zwar kommentiert, dies jedoch nur sehr rudimentär. Das macht es erforderlich, dass man sich mit Ulrike Meinhofs Biografie und parallel dazu mit den Geschehnissen in Deutschland und weltweit bereits intensiv(er) auseinandergesetzt hat, wenn man dieses Buch liest. Nicht zwingend notwendig zwar, aber allein anhand der kurzen Kommentare wird man vieles nicht oder nur schwer nachvollziehen können.

Dies ist jedoch zugleich der einzige Kritikpunkt an dieser Sammlung, deren Lektüre jedem nur ans Herz gelegt werden kann - egal, aus welcher der vorgenannten Motivationen heraus.

(Tanja Thome; 04/2008)


Ulrike Marie Meinhof: "Die Würde des Menschen ist antastbar. Aufsätze und Polemiken"
Mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach.
Verlag Klaus Wagenbach, 2008. 190 Seiten.
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