Zakes Mda:
"Der Walrufer"
Sprecher: Christian Ulmen
Aus
der Reihe "Afrika erzählt"
(Hörbuchrezension)
Die
autorisierte Hörfassung
(also gekürzte Version) des Romans des dschibutischen Autors
Zakes Mda
Die ungewöhnliche und tragische Liebesgeschichte spielt in
Hermanus. Dort lebt
der Walrufer in der "Welthauptstadt der Wale" und ruft, lockt und
begrüßt
diese mit seinem Seetanghorn. Besonders die Walkuh Sharisha hat es ihm
angetan.
Voller Liebe beobachtet er sie und wartet sehnsüchtig auf sie,
wenn die Wale in
den Wintermonaten nach Hermanus kommen.
So wie der Walrufer Sharisha voller Liebe beobachtet, wird der Walrufer
selbst
von der Dorftrinkerin Saluni betrachtet. Tatsächlich kommen
sich die beiden
irgendwann näher, und Saluni zieht beim Walrufer ein.
Die Beziehung der beiden ist jedoch eine ausgesprochen komplizierte,
denn Saluni
erträgt des Walrufers Liebe zum Glattwalweibchen Sharisha
nicht. Mit List, Tücke,
Geschrei, Streit und Einschmeichelei versucht sie immer wieder, das
Objekt ihrer Eifersucht aus dem Kopf des Walrufers zu vertreiben. Ein destruktives
Treiben,
das schließlich für alle Beteiligten seinen Tribut
fordert ...
Die erste CD des Hörbuchs stellt den Hörer auf die
Probe. Es geschieht nicht
allzu viel, man ist gleich zu Anfang mittendrin in dieser seltsamen
Geschichte,
an einem fremden Ort, wobei die Fantasie des Hörers nicht
immer sogleich
mitkommt, das Vorgetragene in Bilder umzusetzen. Dass der Walrufer und
Saluni
sich recht rasch finden, nagt ein wenig an der Spannung der Geschichte.
"Was
soll da schon noch großartig passieren?", denkt man
vielleicht und
zweifelt, ob der Verlauf einer Beziehung ausreicht, weitere zwei CDs
interessant
zu gestalten.
Wer an diesem Punkt das Wagnis eingeht und weiterhört, wird
belohnt. Erst ab
der zweiten CD entfaltet die Geschichte langsam ihr wahres Potenzial.
Mythisch
und geradezu märchenhaft wird man von den Geschehnissen
eingelullt und
eingefangen. Die Realität rückt immer weiter in die
Ferne, spätestens dann,
wenn der Walrufer und Saluni sich ganz in der Tradition der Wanderung
eines
Helden auf den Weg machen, um sich zu finden, einander wieder
näher zu kommen,
einen Grundstein für ihre Zukunft zu legen. Jeder für
sich und beide füreinander.
Was letztlich aus dieser Geschichte wird, wie sie sich entwickelt und
schließlich
endet, das soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten
werden. Sicher ist
aber, dass man nicht unbedingt mit solch einer Entwicklung gerechnet
hat oder
auch nur rechnen konnte, und aus dem Märchen wird am Ende ein
Drama. Eines, das
umso tiefer geht und wirkt, weil man es eben nicht erwartet hat, weil
man auf
ein märchenhaftes Ende für eine märchenhafte
Geschichte eingestellt war.
Im gesamten Verlauf verwebt Mda Märchenhaftes mit Realem und
darüber hinaus
mit denkwürdigen Gegebenheiten. Armut, Ausgrenzung,
Alkoholprobleme, all das
und viel mehr schwebt mit der ganzen Geschichte mit, erhält
keine eigenständige
Bedeutung und gerade dadurch eine viel größere.
Vieles bei "Der Walrufer"
befindet sich zwischen den Zeilen, und zum Glück hat die
Geschichte mit
Christian Ulmen einen Erzähler bekommen, der genau das
richtige Tempo trifft,
um der Geschichte gut und flüssig folgen zu können,
auf der anderen Seite aber
auch Raum für all die Dinge, die nicht klar benannt werden, zu
lassen.
(Tanja Thome; 05/2008)
Zakes
Mda: "Der Walrufer"
(Originaltitel "The Whale Caller")
Sprecher: Christian Ulmen.
Steinbach Sprechende Bücher, 2008. 3 CDs; Laufzeit 231 Minuten.
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Buchausgabe:
Aus dem Englischen von Peter Torberg.
Unionsverlag, 2006. 288 Seiten.
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