Ishmael Beah: "Rückkehr ins Leben"

Ich war Kindersoldat


Während der andauernden Unruhen in Sierra Leone wurden viele Kinder und Jugendliche von den Konfliktparteien in den Militärdienst gepresst; so auch Ishmael Beah, den es im Alter von 12 Jahren erwischte, als er nach langer Flucht vor den Rebellen auf Regierungstruppen stieß, die ihn rekrutierten, um fortan gegen jene Menschen zu kämpfen, die eventuell einen Teil seiner Familie auf dem Gewissen hatten.

Angeheizt durch Drogen und passende Filme geht Ishmael mit Gleichaltrigen auf Befehl von erwachsenen Offizieren im Busch auf Kriegszug, löscht ganze Dörfer aus, vernichtet feindliche Einheiten, massakriert Gefangene und tut noch eine ganze Menge andere Dinge, die man von einem Zwölfjährigen normalerweise nicht erwarten würde.

Nach einiger Zeit kommt er in die Obhut einer UN-Gruppe, und zusammen mit vielen anderen Kindersoldaten tritt er den schwierigen Weg der Reintegration in die zivile Gesellschaft an; einen Weg, den nicht alle Kinder bis zum Ende gehen können. Denn sobald die Wirkung der Drogen und des Schlafmangels abklingen, beginnen sich die Gedanken und Gefühle mit den Taten auseinanderzusetzen und den Rechtfertigungen, die auf einmal zu fehlen scheinen.

Ishmael, der selbst unglaublich viel Glück hatte und dies dann auch zu nutzen wusste, hat diese Rechtfertigungen nicht gefunden bzw. für sich selbst nicht akzeptiert, wenn sie ihm von Anderen angeboten wurden. Aber er hat sich daran gemacht, die Welt über die Leiden von Kindersoldaten aufzuklären und Wege aufzuzeigen, wie man diese aus den Fängen jener, die sie "entmenschlicht" haben, befreien und rehabilitieren kann. Denn ohne Rehabilitation sind diese Individuen eine wirkliche Gefahr für alle Zivilisten um sie herum. Ishmael ist ein Beweis dafür, dass eine Rehabilitation möglich ist, und seine Erfahrungen im Zuge seiner eigenen Rehabilitation zeigen, wie gefährlich diese Kinder sein können, wenn man vergisst, dass sie zu Mordmaschinen gemacht wurden.

Es gibt im Moment etwa 300.000 Kindersoldaten in 50 Ländern der Welt - und viel zuwenig Aufklärung darüber, was diese Kinder erleiden müssen - und wie sie andere Menschen dann auch leiden lassen.
"Rückkehr ins Leben" ist ein Buch, das jeder, der sich mit globaler Politik und Entwicklungshilfe beschäftigt, lesen muss - und das jeder, der meint, Krieg könnte irgendwie glorreich sein, lesen sollte.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2008)


Ishmael Beah: "Rückkehr ins Leben. Ich war Kindersoldat"
Übersetzt von Conny Lösch.
Gebundene Ausgabe:
Campus, 2007. 272 Seiten.
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Taschenbuch:
Piper, 2008. 276 Seiten.
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