Thomas Kastura: "Das dunkle Erbe"
Ein Geheimnis von gewaltiger
Sprengkraft
Nach "Der
vierte Mörder" ist dies nun der zweite Fall des Kölner
Hauptkommissars Klemens Raupach. In Marienburg, einem Viertel
Kölns,
wo die "Minsche so richtig watt an die Fööß haabe", wird die
Gattin eines Arztes mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden und kurz darauf
auch noch eine zweite Frau, die ebenfalls gut mit Herrn Dr. Bernhard Schwan
bekannt war. Dass der gute Doktor für die fraglichen Zeiträume nur relativ dünne
Alibis hat und zudem noch wie ein religiöser Fanatiker wirkt, macht ihn schnell
zum Hauptverdächtigen.
Doch rasch zeigen sich auch andere Spuren, dann tauchen weitere Leichen auf -
und eine davon erst deutlich nach Dr. Schwans Verhaftung. Damit ist das
Ermittlungsfeld ungeahnt angewachsen, und vor allen Dingen mangelt es in jeder
Richtung an einem tragfähigen Motiv, bis eine Dame aus den USA eintrifft, die
recht eigenmächtig in die Ermittlungen eingreift und dabei bisher verdeckt
liegende Aspekte zutage fördert.
Neben dem Fall selbst hat Klemens Raupach auch mit der schweren Krebserkrankung
seines alten Jugendfreundes zu kämpfen sowie mit seinem eigenen Dasein als
Alleinstehender, das ihn im Verlauf dieser Geschichte ein paar Mal gefährlich
zwischen die weiblichen Fronten bringt.
Bei all den Toten - und all dem
Tod - ist "Das dunkle Erbe" in erster
Linie kein Thriller, sondern ein psychologischer Kriminalroman, in dem
die Motive von Tätern, Opfern und Ermittlern ständig miteinander in Konflikt
geraten, während die Erinnerungen aller Beteiligten zur Lösung des Falles im
Endeffekt am meisten beitragen. Die gleichen Faktoren spielen auch in den
parallel laufenden privaten "Geschäften" Raupachs und seines Teams
eine bedeutende Rolle.
Fazit:
"Das dunkle Erbe" bietet keine wirklich spannende Krimihandlung,
sondern eine dicht gestrickte Geschichte, die Persönlichkeiten im ständigen
Wechselspiel und Widerstreit zeigt. Wer diese Form der ruhigen psychologisch
bestimmten Polizeiarbeit interessant findet, der wird an diesem Buch seine helle
Freude haben.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2008)
Thomas
Kastura: "Das dunkle Erbe"
Droemer, 2008. 378 Seiten.
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