Risto Isomäki: "Die Schmelze"
Gelesen von Heikko Deutschmann
(Hörbuchrezension)


"Die Schmelze" von Risto Isomäki erschien fast zeitgleich März/April 2008 als Taschenbuch und als Hörbuch. Da die 360 Seiten des Buches kaum auf ein Hörbuch mit vier CDs und 279 Minuten Gesamtspielzeit gepasst hätten, handelt es sich bei dem von Heikko Deutschmann vorgelesenen Text um eine gekürzte Fassung.

Vor der indischen Küste werden Ruinen gefunden, die auf eine hoch entwickelte Zivilisation schließen lassen. Hat man Atlantis entdeckt? Diese Hoffnung ist jedoch eine schale, da auch zahllose Leichen gefunden werden. Offenbar sind die Einwohner alle sehr plötzlich gestorben, doch woran?
Durch die Zusammenarbeit des Russen Sergej und der Inderin Amrita vor allem, aber auch durch die Eisexpertin Susan, entwickelt sich nach und nach ein erschreckendes Szenario: das doch angeblich ewige Eis ist geschmolzen und hat gigantische Tsunamis nach sich gezogen.
Was einst geschah, scheint jetzt wieder zu passieren. Können die beteiligten Charaktere dieses Unglück verhindern?

Isomäki hat sich mit der Klimaerwärmung und der Gefahr von und durch immer monströsere Tsunamis ein sehr aktuelles, wichtiges, tragisches und auch spannendes Thema für seinen Roman ausgesucht.
Die Geschichte kommt erst langsam in Fahrt, ziemlich lange glaubt der Hörer, es ginge vielleicht doch eher um die Ruinen, bevor sich nach und nach der Bezug zur Gegenwart und zur möglichen Apokalypse aufbaut.
Die Geschehnisse werden immer wieder unterbrochen von nheren Erläuterungen, die teils ermüdend wirken und das Hörbuch als Unterhaltungsmedium manches Mal stocken lassen. Auch die Art und Weise, wie diese Erläuterungen eingebracht wurden, weiß nicht recht zu überzeugen.

Überzeugen können auch die Protagonisten nicht recht, mögen sie auch noch so gebildet und wichtig sein. Zwar keine reinen Stereotype, doch aber internationale Figuren voller Klischees, wirken sie hilflos, einmal wissend und fast prophetisch, dann wieder gänzlich ahnungslos. Dass es hier nicht "nur" um die Rettung der Erde geht, sondern natürlich auch um das Anbahnen von gegenseitigen Gefühlen zwischen den Geschlechtern, mitsamt der Verarbeitung alter emotionaler Narben natürlich, liegt fast auf der Hand.

Isomäki hat durch diese Art und Weise das Thema im Rahmen eines Trivialromans präsentiert, und ebenso trivial ist entsprechend auch das Hörbuch.
Zwar liest Deutschmann den gesamten Text gewissen- und ernsthaft, wenn ihm auch die Intonation nicht immer gelingen will. Frauen klingen eben wie Frauen, die von Männern als solche betont werden, ein wenig überspitzt, dadurch teils sehr unnatürlich.

"Die Schmelze" ist ganz nett anzuhören und durchaus streckenweise spannende Unterhaltung, an Romane und Hörbücher mit vergleichbarer Thematik kommt der Titel allerdings nicht heran, auch wenn er 2005 für den finnischen Literaturpreis nominiert war.

(Tanja Thome; 05/2008)


Risto Isomäki: "Die Schmelze"
Gelesen von Heikko Deutschmann.

Aus dem Finnischen übersetzt von Angela Plöger.
Lübbe Audio, 2008. 4 CDs; Spieldauer 279 Minuten.
Bearbeitete/gekürzte Fassung.
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Buchausgabe:
BLT Taschenbuch, 2008. ca. 360 Seiten.
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Risto Isomäki, geboren 1961, ist Schriftsteller, Wissenschaftsredakteur und Umweltaktivist. Er hat bereits an mehreren internationalen Umweltprojekten mitgearbeitet. "Die Schmelze" ist sein vierter Roman und war 2005 für den finnischen Literaturpreis nominiert. Außerdem erhielt er die "Kiitos kirjasta / Danke für das Buch"-Medaille von den finnischen Buchhändlern und wurde damit zur wichtigsten Neuerscheinung des Jahres gewählt.