Thich Nhat Hanh: "Friedlich miteinander leben"
Der
Weg zu Friedfertigkeit,
Mitgefühl und erfolgreicher Zusammenarbeit
Seit vielen Jahren schon besteht in der Nähe von Bordeaux die
Gemeinschaft Plum
Village, in der Buddhisten der ganzen Welt zusammenleben um -
angeleitet von
Thich Nhat Hanh und Anderen - die Achtsamkeit und das Leben in Frieden
zu
erlernen, zu praktizieren und zu lehren. Für den
Außenstehenden erscheinen
solche monastischen Gemeinschaften immer sehr harmonisch und friedvoll,
doch
sind diese Harmonie und dieser Friede nicht
selbstverständlich, denn Mönche
und Nonnen sowie Adepten haben ganz unterschiedliche
Hintergründe, verschiedene
Interessen wie auch Temperamente und gehen an das Leben in einer
solchen
Gemeinschaft mit durchaus unterschiedlichen Vorstellungen heran. Dies
kann zu
Streit und Ausgrenzungen führen, und die Betreuer und
Betreiber solcher
Gemeinschaften müssen mit solchen "Disharmonien" konstruktiv
umgehen
können.
Ausgehend von Buddhas Ur-Sangha, (so heißen die
Gemeinschaften wohl im
Buddhismus), und den Regeln, die Gautama Buddha für deren
Zusammenhalt
aufgestellt hat, zeigt Thich Nhat Hanh auf, wie man auch in einem
modernen
Sangha erfolgreich miteinander leben kann - sogar wenn die Menschen in
einer
solchen Gemeinschaft völlig unterschiedliche kulturelle
Hintergründe aufweisen.
(Womit buddhistische Klöster, die Ausländer
ausschließen, eigentlich in Frage
gestellt werden.) Dabei geht der Autor auch auf die aktualisierten
Klosterregeln
seiner Sangha ein, die vor wenigen Jahren die 2600 Jahre alten Regeln
Gautama
Buddhas der modernen Zeit angepasst haben und zum Beispiel auch die
Verwendung
moderner Kommunikationsmittel berücksichtigen.
Im Buddhismus jener Prägung, die
Thich Nhat Hanh lehrt, geht man davon aus,
dass der Mensch zur Kultivierung seiner Buddhanatur 17 Tugenden
üben muss. Jede
Tugend, die nicht geübt wird, sorgt im Umgang mit den
Mitmenschen für
Disharmonien, die im zweiten Kapitel genauer dargestellt werden -
zusammen mit
Wegen, wie man mit ihnen positiv umgehen könnte. Danach stellt
der Autor die
grundlegenden Klosterregeln, die Wege der Entscheidungsfindung und
sieben
grundlegende Methoden der Konfliktlösung vor.
Der letztere Bereich geht dann in seinen Betrachtungen über
das reine
Klosterleben hinaus, das bis zu diesem Zeitpunkt in erster Linie
Richtung
Familienleben erweitert wurde, um auch betriebliche Organisationen,
Staaten und
internationale Gruppen einzuschließen. Viele der Jahrtausende
alten Methoden,
die vorgestellt werden, weisen große Ähnlichkeiten
mit den durch die Quäker
publizierten und in den letzten Jahren durch die Pädagogik
verbreiteten
Mediationsverfahren auf - mit dem großen Vorteil, dass sie
sich zum Teil schon
seit Jahrtausenden in einer klösterlichen Umgebung
bewährt haben.
Abschließend erläutert der Autor auch noch eine
erweiterte Form des
Demokratieverständnisses, das eine nicht geringe
Ähnlichkeit mit der
parlamentarischen Monarchie Großbritanniens aufweist.
Natürlich können diese
Techniken und Verfahren, die in "Friedlich miteinander leben"
vorgestellt werden, nur richtig funktionieren, wenn möglichst
viele Menschen
bereit sind, sich in den Techniken der Achtsamkeit und des aktiven
Zuhörens zu
üben, was ein nicht zu unterschätzender Anspruch ist.
Thich Nhat Hanh weist
darauf hin, dass für ein solches Üben nicht
notwendigerweise eine Hinwendung
zum Buddhismus notwendig ist, was die Quäker, die Daoisten und
die systemischen
Therapeuten und Unternehmensberater an anderer Stelle bereits
nachhaltig
dargelegt haben. Frieden ist immer Arbeit an uns selbst und Arbeit mit
Anderen.
Und wie diese Arbeit getan werden könnte, ist in diesem Buch
in Bezug auf das
Klosterleben gut dargelegt und für den globalen Kontext
zumindest entwicklungsfähig
angedacht.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2008)
Thich
Nhat Hanh: "Friedlich miteinander leben"
(Originaltitel "Joyfully Together")
Übersetzerin: Karin Weingart.
Heyne, 2007. 159 Seiten.
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Ein weiteres Buch des Autors:
"Wahren Frieden schaffen"
Thich Nhat Hanh gehört als sozial engagierter buddhistischer
Mönch und
Zen-Meister zu den bedeutendsten spirituellen Lehrern der Gegenwart.
Die
schmerzhaften Erfahrungen des Vietnamkriegs haben sein Bewusstsein
dafür gestärkt,
wie die buddhistische Lehre und insbesondere die Entwicklung von
Achtsamkeit
dazu beitragen können, Konflikte zu lösen oder erst
gar nicht entstehen zu
lassen. Wahrer Frieden entsteht im Herzen der Menschen. Er stellt sich
von
selbst ein, sobald wir anfangen, friedlich miteinander umzugehen.
(Arkana)
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Weitere Lektüreempfehlungen:
Michael von Brück: "Einführung in den Buddhismus"
In der europäischen Rezeption ist die Frage gestellt worden,
ob der Buddhismus eine Wissenschaft, eine Philosophie, eine Religion
oder eher ein praktisches Meditationssystem sei. Michael von
Brück zeigt in seiner Einführung, dass der Buddhismus
dies alles zugleich ist, und mehr: Er ist eine Wissenschaft von den
psychischen Prozessen und Faktoren, die Wahrnehmung und Denken
beeinflussen. Er ist eine Philosophie, die eine konsistente
Erkenntnistheorie, Kosmologie und Anthropologie entwickelt hat. Er ist
eine Religion, die durch ethische Anweisungen und kultische Praxis
Werte für großflächige kulturelle
Räume geschaffen hat. Er ist ein praktisches
Meditationssystem, das durch unterschiedliche Methoden die bewusste
Achtsamkeit im alltäglichen Leben, die Kontrolle der Emotionen
und Gedanken sowie die Integration körperlicher und mentaler
Vorgänge ermöglicht.
Der Buddhismus ist aber vor allem ein spiritueller Weg, der alle
Lebensbereiche erfassen, durchdringen und transformieren will. Er lehrt
keine weltabgewandte Jenseitigkeit, sondern will mittels innerer
Erfahrung und rationaler Argumente das Leben des Einzelnen wie die
gesamte Gesellschaft positiv beeinflussen, mit dem Ziel des
Mitgefühls und der Befreiung vom Leid.
Nach einer Darstellung der Grundlagen des Buddhismus, seiner
Voraussetzungen und Ziele sowie des Schriftenkanons erörtert
von Brück detailliert die unterschiedlichen Schulrichtungen:
Theravada und Mahayana, den Tantrismus (Tibetischen Buddhismus) ebenso
wie den chinesisch-japanischen Zen-Buddhismus. Darüber hinaus
beschreibt von Brück die Begegnung der östlichen und
der westlichen Religionen, insbesondere den Dialog von Buddhismus und
Christentum. (Verlag der Weltreligionen)
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Dietrich Roloff: "Cong-Rong-Lu.
Aufzeichnungen aus der Klause der Gelassenheit: Die 100 Kôan
des Shôyôroku"
Das Wesentliche, die letzte Wahrheit, ist unaussprechlich, darin sind
sich die
Weisen und Erleuchteten aus allen Kulturen und allen Zeiten einig. Doch
auch
wenn sie sie uns nicht "mitteilen" können, die alten Meister
des Zen
haben ein geschicktes Mittel gefunden, mit dem sie uns herausfordern,
diese
Wahrheit selber zu finden: das Kôan. Mit den in diesen
literarischen
Blitzlichtern festgehaltenen Worten und Taten der erleuchteten Meister
setzen
sie uns auf eine Spur, die uns, wenn wir ihr nur unbeirrbar folgen, zur
persönlichen
Erfahrung des Erwachens führen kann. Seit etwa tausend Jahren
werden die Kôan
als Mittel der Schulung zur Erleuchtung verwendet, und sie haben ihre
Sprengkraft als Verblendungsvernichtungsmittel bis heute nicht
verloren. Drei
große Sammlungen dieser Zen-Geschichten werden in der
systematischen Kôan-Schulung
verwendet, das Wumenguan (jap. Mumonkan), das
Biyanlu (Hekiganroku) und
das
Congronglu (Shôyôroku). Nur vom letzteren
dieser Basistexte der östlichen
Weisheit, den "Aufzeichnung aus der Klause der Gelassenheit", gab es
bis jetzt keine vollständige deutsche Übersetzung -
hier liegt sie nun endlich
vor.
Dietrich Roloff ist einer der profiliertesten deutschen Kenner des Zen;
er hat
bereits eine Übersetzung des Wumenguan und ein Buch
über den Geist des Zen im
japanischen Tee-Weg vorgelegt. Er hat dieses einzigartige Werk, das in
seiner
poetischen Ausdruckskraft und Tiefe der Zen-Erfahrung der
berühmten "Niederschrift
von der smaragdenen Felswand" (Biyanlu) in nichts nachsteht, aus dem
chinesischen Original übersetzt. Und mehr als das: In
erhellenden Kommentaren
entschlüsselt er die in den Texten verborgenen buddhistischen
und daoistischen
Anspielungen und Hinweise für moderne westlichen Leser und
eröffnet uns
Heutigen damit ein tieferes Begreifen der Zen-Herausforderungen der
alten
Meister. (Windpferd)
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Gert Scobel: "Weisheit.
Über das, was uns fehlt"
Gert Scobel zeigt in seinem kenntnisreichen Buch, dass uns heute kaum
etwas so
sehr fehlt wie Weisheit: Im Umgang mit der Welt, mit Anderen und uns
selbst.
Denn in unserer immer komplexer werdenden Umwelt, die uns mit
Widersprüchen
ebenso konfrontiert wie mit immer mehr Faktenwissen, brauchen wir
Orientierung.
Doch die fehlt. Und Weisheit stellt sich auch im Alter nicht von selbst
ein.
Gert Scobel belegt fundiert, dass man sie erlernen kann - und sollte.
Dabei
speist sich die Gelassenheit, von der der Autor spricht, nicht aus
esoterischen
Höhenflügen, die oft mit einer unsanften Bauchlandung
enden. Vielmehr ist sie
inspiriert von den Lehren des
Buddhismus, die Scobel
überraschend mit der
westlichen Geistesgeschichte versöhnt. Er verfolgt die
Weisheit bis zu ihren
Ursprüngen,
ins Mittelalter und in den fernen Osten. Das Buch
bringt uns aber
auch die neusten Erkenntnisse zur Weisheit aus Psychologie,
Neurowissenschaften,
Biologie, Glücks- und Komplexitätsforschung nahe.
Entstanden ist die
faszinierende und anschaulich erzählte Geschichte einer
Geisteshaltung, die
sich nicht nur unterhaltsam und spannend liest, sondern auch mit
großem persönlichem
Gewinn. Denn Weisheit ist die Grundvoraussetzung für ein
sinnvolles und geglücktes
Leben. (DuMont)
Buch
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