Martin Conrath: "Der Schattenreiter"

Saarland Krimi 4


Hauptkommissar Bremer muss seine panische Angst vor Pferden überwinden

Wieder verschlägt es den Leser in den Großraum Saarbrücken und den Hochwald an die Seite des Ersten Hauptkommissars Bremer und seiner Mitarbeiter. Bremer, der sich immer noch von den Nachwirkungen seiner Gefangenennahme und Folterung belastet fühlt und darum Schwierigkeiten hat, sich auf die Beziehungsavancen Saskias einzulassen, muss sich einem weiteren Schrecken seines Lebens stellen: Pferden.

Auf die Rechtsanwältin Sonja Wraake wird während eines Ausritts mit ihrer Westernstute Annabelle geschossen, und das Tier landet mit zwei Kleinkaliberwunden in einem Schlammteich, in dem es beinahe ertrinkt. Nur das beherzte Eingreifen anderer Reiter und die zügige Ankunft der Feuerwehr können dies verhindern. Doch als das Tier aus dem Schlamm gezogen wird, hängen Leichenteile daran. Dies - und die Möglichkeit, dass der Anschlag der im Opferschutz engagierten Anwältin gegolten haben könnte - ruft die Kripo auf den Plan, und damit über einen internen dienstlichen Umweg auch Bremer, zu dessen Einsatzgebiet die entsprechende Gegend eigentlich gar nicht gehört. Zudem leidet der Hauptkommissar unter irrsinniger Angst vor Pferden. Außerdem glauben die meisten Beteiligten zunächst, dass sich die Schüsse gegen Annabelle richteten und nicht gegen ihre Reiterin, denn seit einigen Monaten geht bereits ein Pferdemörder in der Gegend um.

Dieser Pferdemörder befand sich zwar in der Nähe des Schauplatzes, fungierte in diesem Zusammenhang jedoch nur als Augenzeuge - und beginnt, seine Jagdziele der neuen Situation anzupassen. Doch auch andere Personen sehen sich auf einmal einer ganz neuen Situation gegenüber. Frau Wraake wird von der Opferschützerin selbst zum Opfer und kann damit nicht sonderlich gut umgehen. Bremer wird sich seines eigenen Opferzustandes zunehmend bewusst und muss daran arbeiten. Aber auch andere Beteiligte sehen sich auf einmal in eine Gewalt empfangende Rolle gedrückt, und die Interaktionen all dieser Geschädigten lassen neue Gewaltmuster entstehen.

Das psychologische Gefüge von "Der Schattenreiter" ist ähnlich dicht wie das kriminologische, und die Verwobenheit sehr verschiedener Personen in diesen Fall ergibt eine Komplexität, welche den Roman zu einer angenehmen Form des Gehirnjoggings macht. Stellenweise wird das nach Empfinden des Rezensenten ein wenig zu weit ausgelotet, der Gesamteindruck bleibt allerdings positiv, und man freut sich schon darauf zu erfahren, wie es mit Bremer und den Anderen weitergeht.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2008)


Martin Conrath: "Der Schattenreiter"
Emons Verlag, 2008. 284 Seiten.
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