Stefanie Baumm: "Der Tod wartet nicht"
Leichen
am Strand, eine mysteriöse Gutsfamilie, tote Kinder
"Der Tod wartet nicht" ist das zweite Buch der hoffnungsvollen
Schriftstellerin Stefanie Baumm. Hielt ich in meiner Rezension vor zwei
Jahren das erste Buch mit dem Titel "Unsterblich
wie der Tod" noch für schwach lektoriert und voller
innerer Widersprüche, muss ich das zweite loben. Stefanie
Baumm hat schriftstellerisch zugelegt und bezieht langsam aber sicher
in den vorderen Reihen der deutschen Krimiautoren Stellung.
Der Ort der Handlung ist gleich geblieben. Alles spielt sich in
Schleswig-Holstein ab, dort, wo die Autorin lebt und sich auskennt.
Auch das Ermittlerduo, das man im ersten Buch schon kennengelernt hat,
kommt erneut zum Zug. Die beiden Kriminalpolizisten Armin Stahl und
Birger Harms ermitteln in einem diffizilen Fall, der damit beginnt,
dass innerhalb weniger Tage zwei Leichen an der Küste
angeschwemmt werden. Doch damit nicht genug: Auch in einem Kieler
Krankenhaus häufen sich die Todesfälle, nicht nur von
Patienten, sondern auch von behandelnden Ärzten.
Die Kieler Kripo mit Armin Stahl und Birger Harms ist noch dabei, die
verschiedenen Todesfälle zu sortieren, da scheint noch jemand
großes Interesse daran zu haben. Denn im Ostseebad Strande
wird die Leiche eines Mannes gefunden. Mit einem Kopfschuss aus
nächster Nähe ist dieser unbekannte Mann regelrecht
hingerichtet worden. Die beiden Kommissare übernehmen den
Fall, und ihre Untersuchungen führen sie auf ein altes
holsteinisches Gut ganz in der Nähe des Tatortes. Der
aufgefundene Hingerichtete war der Gutsverwalter einer von einer
Familie von Dibbern sehr erfolgreich betriebenen Pferdezucht.
Das Ehepaar von Dibbern hatte, so stellt sich heraus, den Verwalter
schon vor Wochen als vermisst gemeldet, und Stahl und Harms
spüren gleich beim ersten Gespräch mit den
Pferdefreunden, dass da irgend etwas nicht stimmt und die Gutsbesitzer
wohl etwas zu verbergen haben.
Währenddessen, im anderen Handlungsstrang, der erst gegen Ende
mit dem ersten zusammengeführt wird, macht die Ärztin
Andrea Groth die Entdeckung, dass einer ihrer Patienten, ein kleiner
Junge, auf ziemlich undurchsichtige Weise gestorben und seine
Krankenakte spurlos verschwunden ist. Ein fürchterlicher
Verdacht beginnt in der sympathischen Ärztin zu keimen: Ist
ihre Klinik etwa in den illegalen Organhandel verstrickt? Sie beginnt
auf eigene Faust nachzuforschen, was jedoch nicht unentdeckt bleibt,
weswegen sie bald in Kontakt mit den beiden Kommissaren gerät.
Diese erweitern ihre Ermittlungen und kommen einem illegalen
Menschenhändlerring auf die Spur, bei dem die Gutsfamilie und
vor allem der tote Verwalter Wladimir Olgow nicht unerhebliche Rollen
gespielt haben.
Fazit:
"Der Tod wartet nicht" ist ein spannender Roman über ein
aktuelles Thema, das man zuletzt öfters in Kriminalromanen
behandelt sah. Zum Beispiel hat sich auch Donna Leon in "Lasset die
Kinder zu mir kommen" mit illegalem Menschenhandel befasst.
(Winfried Stanzick; 07/2008)
Stefanie
Baumm: "Der Tod wartet nicht"
Droemer, 2008. 347 Seiten.
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Noch
ein Buchtipp:
Donna Leon: "Lasset die Kinder zu mir kommen. Commissario Brunettis
sechzehnter Fall"
"Lasset die Kinder zu mir kommen, und wehret ihnen nicht" - so steht es
in der Bibel.
Die Wirklichkeit sieht anders aus: Bambini sind knapp, auch im
kinderlieben Italien. Was ist geschehen, wenn schwerbewaffnete
Carabinieri die Wohnung eines Kinderarztes stürmen und ihm
sein 18 Monate altes Kleinkind entreißen? Brunetti gibt keine
Ruhe, bis er die Hintergründe kennt.
Am Abend war Dottor Gustavo Pedrolli noch
überglücklich: Sein kleiner Adoptivsohn Alfredo hat
ihn zum ersten Mal papà genannt. Nur wenige Stunden
später brechen bewaffnete Männer in die Wohnung ein,
setzen Pedrolli außer Gefecht und bringen das Kleinkind in
ihre Gewalt. Nicht um Entführer handelt es sich, sondern um
eine Sturmabteilung der Carabinieri. Warum aber gehen Capitano Marvilli
und sein maskierter Trupp so brutal vor bei ihrer nächtlichen
Razzia? Als Commissario Brunetti mitten in der Nacht ins Ospedale
Civile gerufen wird, um den Kinderarzt zu vernehmen, den ein
Carabiniere krankenhausreif geprügelt hat,
stößt er mit seinen Fragen ins Leere. Dottor
Pedrolli hat durch den Schock seine Sprache
eingebüßt. Geldsegen und Vergeltung, Kindersegen und
unerfüllter Kinderwunsch: In "Lasset die Kinder zu mir kommen"
wird der Familienmensch Brunetti vor eine harte Belastungsprobe
gestellt. Und alles ohne einen einzigen Toten. Virtuos beweist Donna
Leon in diesem Roman, dass auch ein Verbrechen ohne Mord
Hochspannung erzeugen kann. (Diogenes)
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