Eckehard Bamberger: "Lichtkreise"
Provokationen christlichen Denkens
Gedanken zum Buch von
Pfarrer Mag. Martin Leitner, Wimpassing.
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von OLONA Edition.
Mit großem Vergnügen habe ich
dieses Buch bis zum letzten Satz gelesen. In einer leicht lesbaren
Art und Weise geht der Autor ohne Vorurteile in einer ruhigen und
humorvollsachlichen Grundhaltung an die
Erkenntnisse und Errungenschaften der heutigen Wissenschaften,
insbesondere der Humanwissenschaften heran, um diese im Licht des christlichen
Glaubens in rechter Weise einzuordnen und zu bewerten.
Ein wenig war ich an Johannes Philoponos erinnert, der beispielsweise in seinem
Werk "de opificio mundi" einen
ebensolchen Rundblick durch die Wissenschaften seiner Zeit wagt. Das
Fehlen eines wissenschaftlichen Apparates mag manchen vielleicht etwas stören, gleichzeitig
verleiht es dem Werk aber eine Geschmeidigkeit der Argumentation, die keinen Anspruch
erhebt, ein neues dogmatisch-wissenschaftliches Werk zu sein, sondern ein Trostbuch
und ein Mittel, um den müde gewordenen Christen des Abendlandes neuen Mut einzuhauchen.
Der Autor spielt von der ersten Seite an mit offenen Karten. In großer
Hochachtung vor dem Menschen als
Ebenbild
Gottes, mit einem tiefen Verständnis für die wahre Bedeutung der Menschwerdung
des Gottessohnes Jesus Christus und einer Auslegung des Weihnachtsgeschehens,
die auch dem Verstandesmenschen des 21. Jahrhunderts das Herz für den
göttlichen Heilsplan öffnen kann, führt er seine Argumentationslinie in die
Richtung einer unverbrüchlichen Hoffnung,
die in Gott begründet ist. Trotz all der Krisen- und Untergangsszenarien
unserer Welt des dritten Jahrtausends kann der Mensch, geprägt vom Bewusstsein
der Gotteskindschaft und Gott-Ebenbildlichkeit in eine lichterfüllte Zukunft schauen,
ohne dadurch die oft düstere Realität zu verleugnen.
Das Buch zeigt einen natürlichen Verhaltenskodex des Menschen auf, ohne zu
moralisieren. Im Sinne des großen
Naturrechtlers Johannes Meßner blickt der Autor auf eine allen Menschen zugrunde
liegende moralische
Ordnung, die noch vor aller genauerer Betrachtung der spezifischen
und oftmals so unterschiedlichen Religiosität feststellbar ist. So wird dem
Leser augenscheinlich, dass fernab der
Errungenschaften der Neurobiologie im Menschen etwas eingepflanzt
ist, das sich der heutigen Wissenschaft nicht in jener Weise offenbart, wie
diese es gerne sehen würde.
Ausgezeichnet unterscheidet der Autor zwischen "Seele" und "Psyche",
er entlastet damit das oft nicht völlig
spannungsfreie Verhältnis zwischen Psychologie, Psychiatrie und Seelsorge, das so
manchen Priester entschuldigend sagen lässt: "Ich bin leider kein
Psychologe!", anstatt das
Bewusstsein zu
wecken, dass ihm ein ganz anderes "Handwerkszeug" von Gott gegeben
ist.
Alles in allem steigt die Themenführung des Buches (es tut wohl, das Thema
stichwortartig auf jeder Seite in Erinnerung
gerufen zu bekommen), von der Betrachtung des Menschen an sich hin
zu dem so vielschichtigen Verhältnis des Menschen vor seinem Gott bzw. mit
seinem Gott, hin zum Gottessohn
Jesus
Christus, der das Verhältnis von Gott und Mensch für diese Welt grundlegend
neu definiert hat. Und in diesem Verhältnis öffnet sich dem Leser der große Brunnen
des Trostes und der Hoffnung, dass trotz Glaubensverfall oder Säkularisierung
auch in der "alten Welt" ein klares
Bekenntnis zu Glaube und Religion möglich und wichtig ist, namentlich
ein Bekenntnis zu einem persönlichen Gott, der als "Du" dem Menschen gegenübersteht,
zugleich mit dem Menschen eintaucht in die ganze Tiefe des Menschseins.
Gleich
einem Hauptthema eines Musikstückes klingt jene Grundaussage bis in die letzten
Zeilen des Buches durch, die der Autor ganz
an den Anfang stellt: "Das Geheimnis Gottes liegt in seiner
Menschwerdung. Das Geheimnis des Menschen liegt in seiner göttlichen Herkunft."
Möge der letzte Satz des Buches "Herr,
ich weiß, dass du bei mir bist und mich liebst, bis an das Ende meiner Tage"
den Lesern jene Freude und Hoffnung ins Herz einpflanzen, jenes Vertrauen
in den Gott unseres Lebens, das nötig ist, um in einer Welt mit ihren Ecken und
Kanten, mit ihren Freuden, wie auch ihren
Schattenseiten ein wahrhaftiges Leben zu führen.
Eckehard Bamberger: "Lichtkreise.
Provokationen christlichen Denkens"
OLONA Edition, 2008. 207 Seiten.
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