Reinhard Voß (Hrsg.): "Autorität und Gewaltprävention"
Erfolg durch Erziehungspartnerschaft von Schule und Familie
Das
Problem gewalttätiger Schülerinnen
und Schüler erhitzt immer wieder aufs Neue die
Gemüter und gibt den Medien
etwas, worüber sie sich lang und breit auslassen
können. Es scheint, als ob
mehr und mehr Schulen in die Hände extrem
gewalttätiger Jugendlicher fallen
und alle verantwortlichen Instanzen dem taten- oder sogar hilflos
gegenüberstehen.
Dies ist jedoch rein statistisch eigentlich nicht belegbar. Klar ist,
dass sich
die Gewalt in einzelnen Gruppen von Kindern und Jugendlichen an
einzelnen
Schulen qualitativ verändert hat. Gleichzeitig kann man als
Lehrerin oder
Lehrer beobachten, dass von Seiten der Schülerinnen und
Schüler - sowie auch
ihrer Eltern - sehr viel eher Gewalt angezeigt wird, als dies je zuvor
der Fall
war. Und die Medien sind dann mit einer entsprechenden
Berichterstattung sehr
schnell zur Hand.
Der vorliegende Band versammelt verschiedene Aufsätze
zum
Thema Schülergewalt
in der Schule und lässt dabei neben dem Herausgeber auch so
etablierte Leute
wie Sigrid Tschöpe-Scheffler, Dieter Thomä, Haim
Omer, Gabriele Klewin,
Klaus-Jürgen Tillmann, Helmut Hochschild (Interimsdirektor der
rütli-Schule),
Rita Irbauch, Manfred Cierpka und Andreas Schick zu Wort kommen.
Es kommen ganz verschiedene Gesichtspunkte - im Rahmen einer
systemisch-lösungsorientierten
Betrachtungsweise - zum Tragen. So werden zum Teil
pädagogisch-historisch-philosophische
Perspektiven bedient, aber auch Handlungskonzepte, wie etwa die
Koblenzer
Elternuniversität. Haim Omer, der immerhin mit drei
Beiträgen vertreten ist,
setzt auf die Präsenz und sogenannte gewaltfreie
Autorität, wobei er hier nach
Meinung des Rezensenten einen überaus
diskussionswürdigen Gewaltbegriff
verwendet - bzw. einen diskussionswürdigen Begriff von
Gewaltfreiheit (vieles
davon könnte man auch als Nötigung betrachten oder
systematisches
Mobbing).
Auf jeden Fall erfreulich sind die empirisch erhobenen Daten zum Status
quo an
Schulen in Deutschland und zur Arbeit in den Kindergärten und
Grundschulen mit
dem "Faustlos"-Programm. Alles in allem ist "Autorität und
Gewaltprävention" ein bedenkenswerter Band, bei dem man schon
aufgrund der
unterschiedlichen Beiträge gar nicht durchgängig
zustimmen kann.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2008)
Reinhard
Voß (Hrsg.): "Autorität und
Gewaltprävention.
Erfolg durch Erziehungspartnerschaft von Schule und Familie"
Carl-Auer Verlag, 2008. 176 Seiten.
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Reinhard Voß, Prof. Dr., Lehrer, Dipl.-Päd., Familientherapeut (IGST), Gastprofessor an der Universität Innsbruck, ist Professor für Schulpädagogik an der Universität in Koblenz.