"Nach Mitternacht bläst der Wind von
Norden nach Süden, wer also den See hinab will, muß
zu dieser Zeit fahren; denn schon einige Stunden vor Sonnenaufgang
wendet sich der Luftstrom und zieht nordwärts. Jetzo
nachmittag wehet er stark gegen mich und kühlt die
heiße Sonne gar lieblich. Zugleich lehrt mich Volkmann,
daß dieser See ehemals Benacus geheißen, und bringt
einen Vers des Virgil, worin dessen gedacht wird:
Fluctibus et fremitu
resonans Benace marino.
Der erste lateinische Vers, dessen Inhalt lebendig
vor mir steht, und der in dem Augenblicke, da der Wind immer
stärker wächst und der See höhere Wellen
gegen die Anfahrt wirft, noch heute so wahr ist als vor vielen
Jahrhunderten. So manches hat sich verändert, noch aber
stürmt der Wind in dem See, dessen Anblick eine Zeile Virgils
noch immer veredelt.
Geschrieben unter dem fünfundvierzigsten
Grade funfzig Minuten.
In der Abendkühle ging ich spazieren und befinde mich nun
wirklich in einem neuen Lande, in einer ganz fremden Umgebung. Die
Menschen leben ein nachlässiges Schlaraffenleben: erstlich
haben die Türen keine Schlösser; der Wirt aber
versicherte mir, ich könnte ganz ruhig sein, und wenn alles,
was ich bei mir hätte, aus Diamanten bestünde;
zweitens sind die Fenster mit Ölpapier statt Glasscheiben
geschlossen; drittens fehlt eine höchst nötige
Bequemlichkeit, so daß man dem Naturzustande hier ziemlich
nahe kömmt. Als ich den Hausknecht nach einer
gewissen
Gelegenheit fragte, deutete er in den Hof hinunter. "Qui
abasso può servirsi!" Ich fragte: "Dove?" - "Da per tutto,
dove vuol!" antwortete er freundlich. Durchaus zeigt sich die
größte Sorglosigkeit, doch Leben und
Geschäftigkeit genug. Den ganzen Tag verführen die
Nachbarinnen ein Geschwätz, ein Geschrei, und haben alle
zugleich etwas zu tun, etwas zu schaffen. Ich habe noch kein
müßiges Weib gesehn.
Der Wirt verkündigte mir mit italienischer
Emphase, daß er sich glücklich finde, mir mit der
köstlichsten Forelle
dienen zu können. Sie werden bei Torbole gefangen, wo der Bach
vom Gebirge herunter kommt und der Fisch den Weg hinauf sucht. Der
Kaiser erhält von diesem Fange zehntausend Gulden Pacht. Es
sind keine eigentlichen Forellen, groß, manchmal funfzig
Pfund schwer, über den ganzen Körper bis auf den Kopf
hinauf punktiert; der Geschmack zwischen Forelle und Lachs, zart und
trefflich.
Mein eigentlich Wohlleben aber ist in
Früchten, in Feigen, auch Birnen, welche da wohl
köstlich sein müssen, wo schon Zitronen wachsen.
(...)"
(Aus "Italienische
Reise" von Goethe)
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Gustave
Flaubert: "Reisetagebuch aus Ägypten"
(Rezension)
Gaby
Wurster: "Lissabon. Ein Reisebegleiter"
Stadt des Lichts, Weiße Stadt, Stadt aus Marmor und Granit -
Lissabon war und ist die literarische Hauptstadt Portugals. Besucher
schwärmen von geheimen Fado-Lokalen, farbenprächtigen
Azulejos und dem Charme der historischen Altstadt. Gaby Wurster
führt den Leser durch die Straßen der Tejo-Metropole
und durch die Jahrhunderte und entdeckt den Zauber dieser
traditionsreichen Stadt auf den Spuren von Thomas Mann,
Alfred
Döblin, Cees
Nooteboom, Heinrich
Mann, Fernando
Pessoa, Eça de Queiroz,
José
Saramago u. v. a.. (Insel)
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Alban Nikolai Herbst:
"Eine Sizilische Reise"
(Rezension)
Peter
Haff: "Acht Stockwerke
über der Wirklichkeit"
Luxus, Sonne, Wind und Wellen: eines Tages erhält ein
bekannter Maler die Gelegenheit, auf einem wahren Traumschiff eine
Kreuzfahrt über die Meere der Welt zu unternehmen. Er reist in
dieser Zeit um den halben Globus, sieht prächtige
Landschaften, bedeutende Bauwerke und Monumente großer
Kulturen.
Doch was bleibt von den vielen kostbaren Eindrücken im
Gedächtnis haften, wenn die Reise vorbei ist? Und welche
Augenblicke haben den Reisenden beschenkt und reicher gemacht, als er
losgefahren ist?
Monate nach seiner Kreuzfahrt betrachtet der Maler mit seiner Frau die
zahllosen Skizzen, die er unterwegs gezeichnet hat, und fast schon
versunkene Erinnerungen tauchen wieder auf. Da ist etwa das
Porträt einer jungen Frau, die sich mitten in der Hagia Sophia
in Istanbul auf den Boden sinken lässt und dort in den Anblick
einer Kachel versinkt, in die eine wunderschöne Libelle
eingelassen ist. Oder das Bild eines Jungen, der sich selig
lächelnd mit ein paar Dollarscheinen, die er von reichen
Touristen aus dem Westen ergaunert hat, Luft zufächelt.
Peter Haff, der selbst schon zahlreiche Kreuzfahrten rund um die Welt
unternommen hat, hat mit diesem Buch einen unvergesslichen Reiseroman
geschrieben - einen ebenso atmosphärischen wie lebensklugen
Roman voller Bilder des Glücks, des Stolzes und der Weisheit,
der uns aus unserem alltäglichen Leben herausführt
und uns bekannt macht mit einem Lebensglück, das aus tieferen
Schichten unseres Seins herrührt und das uns lehrt, mit wachem
Blick für das Schöne
durch die Welt zu gehen. (Luchterhand Literaturverlag)
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Ryszard Kapuściński:
"Meine Reisen mit Herodot"
(Rezension)
Rafael
Chirbes: "Der sesshafte Reisende. Städtebilder"
"Im Laufe der Zeit bin ich weit herumgekommen und habe den Eindruck
gewonnen, dass all diese Reisen mir dazu verholfen haben, meinen
Ursprungsort besser lesen zu können. Davon handelt dieses
Buch. Von Echos und Spiegeln, den sich vervielfachenden Bildern, die
mir am Ende doch stets nur mich selbst wiedergegeben haben." Wie ein
Motto hat der große spanische Romancier Rafael Chirbes diese
Zeilen seinem hoch gelobten Buch "Am Mittelmeer" vorangestellt, und es
gilt in einem noch tieferen Sinn für sein neues Buch "Der
sesshafte Reisende", in dem er den Leser auf eine
Reise
um die Welt einlädt und gleichzeitig auf eine
Reise zu sich selbst. Seine literarischen Spaziergänge durch
42 Städte zielen immer auch auf die Erziehung des
Gefühls: Man erlebt das Fließen der Zeit auf der
Plaza Major von Salamanca, taucht in die schwermütige Musik
der Mariachis in Guadalajara ein und lässt sich von der
Unordnung des Lebens in Mailand anstecken. (Antje Kunstmann)
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Ibn
Battuta: "Reisen ans Ende der Welt 1325 - 1353"
(Rezension)
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