Der Knabe mit dem Wunderhorn
Ich
bin ein lust'ger Geselle,
Wer könnt auf Erden fröhlicher sein!
Mein Rößlein
so helle,
Das trägt mich mit Windesschnelle
Ins blühende Leben hinein!
Es tönt an meinem Munde
Ein silbernes Horn von süßem Schall,
Es tönt wohl manche Stunde,
Von
Fels und Wald in der Runde
Antwortet der Widerhall.
Und komm ich zu festlichen
Tänzen,
Zu Scherz und Spiel im sonnigen Wald,
Wo
schmachtende Augen mir glänzen
Und Blumen
den Becher bekränzen,
Da schwing
ich vom Roß mich alsbald.
Süß
lockt die Gitarre
zum Reigen,
Ich küsse die Mädchen, ich trinke den Wein;
Doch will hinter blühenden Zweigen
Die purpurne Sonne sich neigen,
Da
muß
geschieden sein.
Es zieht mich hinaus in die Ferne,
Ich gebe dem flüchtigen
Rosse den Sporn,
Ade! Wohl blieb ich noch gerne,
Doch winken schon andre Sterne,
Und grüßend vertönet das Horn
(von Emanuel von Geibel)