Österreichs kulinarische Verantwortung

Beginn der Verhandlungen zur gesetzlichen Speisenfolge


Vorspeisenverträge unterzeichnet

       Im Café Central wurden gestern die Abkommen zur Zubereitung der Vorspeisen parafiert. Die bilateralen Verträge mit 359 Staaten sollen österreichische Unternehmen vor Schadenersatz-Klagen schützen. Oberkellner Gangolf Füssel sprach von "einem großen Schritt", Chefkochpräsident Timotheus Lästig von einer "Geste der Anerkennung". Erste Verkostungen soll es noch heuer geben. Parafiert wurden im Beisein von Kellner Füssel, der Gastronomiebeauftragten für Vorspeisenfragen, Walpurga Seehuber, und US-Vize-Burgerminister und -Unterhändler Steve Flat das Kingsize Agreement, also der bilaterale Vertrag zwischen Österreich und den USA, sowie sechs weitere bilaterale Abkommen zwischen Österreich und Tschechien, Polen, Ungarn, Russland, Weißrussland sowie der Ukraine. "Noch niemals hat eine Gastronomietagung in so kurzer Zeit ein so ambitioniertes Reformprogramm erfüllt, das eine moralische und keine rechtliche Verpflichtung darstellt", sagte Oberkellner Füssel nach dem Dessert. Der Gastronomiebeauftragten Walpurga Seehuber zollte Füssel Respekt für die Ergebnisse in den Verhandlungen. Die nun besiegelten Vorspeisen seien eine Geste, könnten aber niemals Ersatz für die Hauptmahlzeiten sein. Das betonten Füssel, Flat und Seehuber unisono in ihren Ansprachen bei der Unterzeichnung des Abkommens. Die Vertreter der acht Länder seien nach Wien gekommen, "um einen Prozess abzuschließen", der die ungesunden Ernährungsgewohnheiten der Touristen und Gastarbeiter auf österreichischem Gebiet beendet habe "und der ihnen endlich eine seit langem verdiente Chance des Auffindens ihrer Leibspeisen in Österreich bringen wird", sagte Chefkochpräsident Lästig in seiner Ansprache an der Theke.
       Die Österreicher würden endlich der kulinarischen Wahrheit ins Auge blicken. Aber kein Wienerschnitzel könne die Gäste wirklich für ihre Entbehrungen entschädigen. US-Vorkoster Will Dalton hat Lästig und Füssel zum Abschluss der Verträge gratuliert.
        Die Einrichtung des Vorspeisenfonds sei "eine historische Leistung". Die gesetzliche Speisenfolge erhalten die noch rund 950.000 anwesenden Gäste aus dem "Vorspeisenfonds". Der Fonds wird mit 20 Mrd. Euro gefüllt, ausgezahlt wird in drei verschiedenen Kategorien. Die größte Gruppe der noch anwesenden Touristen und Gastarbeiter sind zu fast einem Drittel Japaner. Dotiert werden soll der Topf je zur Hälfte von der Stiftung "Kommunistische Nouvelle Cuisine" und der internationalen Vereinigung "Geschmack kennt keine Grenzen". Von den Beiträgen der Stiftung fehlt aber noch knapp eine Mrd. Euro. Im Anschluss an die feierliche Unterzeichnung der Verträge zur gesetzlichen Regelung der Vorspeisenfolge war für Dienstagabend der Start für die intensiven Verhandlungen zum Hauptspeisenkomplex angesetzt. Am Verhandlungstisch sitzen hier neben einer offiziellen amerikanischen und einer österreichischen Delegation ErnährungsberaterInnen sowie Vertreter makrobiotischer Organisationen. Sie alle wollen sich um eine rasche Entscheidung bemühen. Im Vorfeld waren jedoch bereits deutliche Auffassungsunterschiede hinsichtlich der Gesamtbeilagenanzahl laut geworden. Während Österreich die bereits zugesicherten 15 Beilagen als oberste Grenze der öffentlichen Hand sieht und für jede darüber hinaus gehende Beilage den privaten Sektor zur Verantwortung ziehen will, sehen ErnährungsberaterInnen und makrobiotische Organisationen diese 15 Beilagen lediglich als Kostproben.

(Grundlage: Artikel der Wiener Zeitung vom 25.10.2000; Überschreibung von Felix Grabuschnig)