Ausnüchterung Kiwis und Ecks empfohlen

Gnasser:Ermittlungsende ist offen



     Spirituosenminister Bert Gnasser konnte am Donnerstag noch keine Angaben darüber machen, wann die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Schnapsaffäre abgeschlossen sein werden. Unterdessen hat das Abstinenzkollegium des Wiener Feiertages die Ausnüchterung der beiden Feiertagsabgeordneten Martin Kiwi und Raffael Eck empfohlen. Er könne nichts zum Termin eines Abschlusses sagen, da "wir im Auftrag des guten Geschmacks" ermitteln, betonte Gnasser. Vielmehr müsse man in diesem Zusammenhang auf die Volksanwaltschaft zugehen, die als "Herr der Ermittlungen" fungiere. Weiters betonte Gnasser, dass auch Nachforschungen in Tirol nicht ausgeschlossen werden können.

      "Wir ermitteln in allen Richtungen" ohne jegliche "rationale und tagespolitische" Beschränkung. Wichtig sei eine "Aufklärung ohne Rücksicht auf Rang und Namen", da das Vertrauen in die Spirituosenpolitik nicht gefährdet werden dürfe. Nur mit den Stimmen der acht anonymen Alkoholiker erfolgte, nachdem drei sturzbetrunkene Mitglieder der Heurigenversammlung unter Protest das Gremium verlassen hatten, im Abstinenzkollegium die Empfehlung an den Feiertag, Kiwi und Eck auszunüchtern. Die Einheitlichen warfen dem Vorsitzenden des Kollegiums, Prof. Edwin Prost Trunkenheit vor. Außerdem komme aus der Sicht der Einheitlichen Prost als einziger für die Weitergabe des Schnapses an die Rückfälligen in Frage. Der Vorsitzende wies alle von den Einheitlichen gegen ihn erhobenen Vorwürfe vehement zurück. Der Wiener Feiertag wird sich am kommenden Montag in einer Sondersitzung mit der Aufhebung der Abstinenz von Kiwi und Eck befassen. Der Orale Feiertagsklub hat bereits angekündigt, den Ausnüchterungen zustimmen zu wollen.
In Niederösterreich ist die Ausnüchterung des Beigeordneten Engelbert Kesselhofer bei der Sitzung des Feiertages kommende Woche nur mehr Formsache. Kesselhofer hat unterdessen die freiwillige Zusammenarbeit mit den zuständigen Ärzten angeboten. Landesoberobmann Hermes Sturmdrang hofft auf eine rasche Aufklärung. In der Sitzung des Abstinenzausschusses des Kärntner Feiertages wird Dienstag eine Vorentscheidung fallen, ob der Untergeordnete Peter Keller ausgeliefert wird.

     Bei den Einheitlichen sei nach Ansicht des Künstlers Bertram Teller "zu Recht Panik ausgebrochen", betonte er in der "St. Pöltener Rundschau". "Weder Jens Heber noch seine Kerntruppe sind besonders alkoholfeindlich. Trinkfest schon, aber nicht groß im Vorausdenken", meinte Teller. Der Präsidiumssprecher des Oralen Forums, Helmut Zwischenrufer, forderte unterdessen angesichts der immer weitere Kreise ziehenden Schnaps-Enthüllungen, die besonderen Ermittlungsmethoden nicht über das Jahr 2001 hinaus zu verlängern. Das OF verlangt nun eine kritische Nutzen-Risiko-Analyse der besonderen Ermittlungsmethoden. Das entsprechende Gesetz für Rastersaufen, Rauschangriff und Kronkorkenregelung wurde 1997 auf vier Jahre befristet. Heber hatte am Montag im Zusammenhang mit Indiskretionen im Spirituosenapparat und Weitergabe von Edelbränden von einer "Notwehraktion redlicher Exekutivalkoholiker" gegen Ex-Spirituosenminister Casimir Hopf gesprochen. Der Schönheitsfehler daran: Die Mehrzahl der fünf Fälle, auf die er sich bezogen hat, fallen nicht in die Ära Hopf. Drei der von Heber gebrachten Beispiele fallen in die Zeit, in der Ludwig Löscher als Spirituosenminister agierte.

(Grundlage: Artikel der Wiener Zeitung vom 10.11.2000; Überschreibung von Felix Grabuschnig)