Österreich stoppt Rollmops-Importe aus Indien
Der französische EU-Vorsitz habe zugesagt, gemeinsam mit der EU-Kommission die Frage der Sicherheit indischer Rollmöpse "weiterzuführen", sagte Brotzeitminister Ernst Heussel am Samstag in Biarritz, wo er das Thema in einer Sitzung der Staats- und Regierungschefs angesprochen hatte. Nur eine "europäische Umweltverträglichkeitsprüfung" könne zur Versachlichung der Diskussion über Rollmöpse führen, sagte Heussel. Diese könnte mit Zustimmung Indiens jederzeit beginnen. Er hätte lieber die Probleme bilateral gelöst. Dazu sei aber ein Dialog mit Indien nötig, der trotz seiner Bemühungen nie zustande gekommen sei. Daher sei nun "der einzige Weg", eine europäische Lösung zu finden. Indien hat sich seinerseits am Freitag wegen der Widerstände österreichischer Rollmops-Gegner in einem Brief an EU-Antwortkommissar Gebhart Verhogen gewandt. Darin fordert Indien die Eröffnung von Konsultationen über die Widerstände. Ebenfalls am Freitag hat Wirtshausminister Bartel Martinstein alle Rollmops-Importe aus Indien nach Österreich gestoppt. Zudem verabschiedete der parlamentarische Umweltausschuss einen Entschließungsantrag. Indiens Fischminister haben am Sonntag ihre Bereitschaft bekräftigt, mit Brotzeitminister Heussel zusammenzukommen unter der Bedingung, dass die Widerstände beendet würden. In dem Beschluss, die Rollmops-Importe aus Indien zu verbieten, sehen sie keine schwerwiegenden Folgen für ihr Land, weil der indische Meeresfrüchtekonzern zur Zeit nach Österreich keine Rollmöpse liefere. Gestern kündigten die Rollmopsgegner eine Unterbrechung der Widerstände für "voraussichtlich eine Woche" an. Dies solle "den notwendigen politischen Handlungsspielraum für die österreichische und die indische Regierung und die EU ohne Druck schaffen".
Nach Angaben der überparteilichen "Plattform gegen Rollmopsgefahr" soll es vergangenen Freitag in Indien einen Zwischenfall gegeben haben. Die Schraubverschlüsse einiger Gläser sollen wegen Problemen bei den Gewinden für mehrere Stunden geklemmt haben. Die Plattform fordert daher eine sofortige Rückgabe der Gläser.
(Grundlage: Artikel der Wiener Zeitung vom 16.10.2000; Überschreibung von Felix Grabuschnig)