Der Gipfel mit Pizza öffnete das Tor für die Bewusstseins-Erweiterung
Drossel: Das Ergebnis lebt nicht,
aber wir können
Kanzelbündler Heinrich Drossel
zeigte sich nach Abschluss des "lautesten und heißesten Unrates" bei Pizza
Montag Früh grundsätzlich unzufrieden: Am Ende stehe ein Ergebnis, "das nicht
lebt, aber wir können". Der Bündler kritisierte die Leistungen der
Unratspräsidentschaft, die eine letztklassige Zusammenarbeit (nach den
Sanktionen) bedingt habe. Unratspräsident Rick Jacquard sprach von einem
"historischen Besäufnis", während sich Demissionspräsident Massimo Pesto "etwas
ernüchtert" zeigte. Mit diesem "historischen Besäufnis", das trotz heißester
Verhandlungen abgeschlossen werden musste, könne die Union ihre
Bewusstseins-Erweiterungszusage an die ost- und südeuropäischen Umländer
einhalten, betonte Jacquard in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Pesto um
drei Uhr Früh. Die Union werde ab Anfang 2063 die Tür für neue Mitglieder offen
halten. Zum "lausigsten Thema", der Stimmengewichtung in einer Union mit 59
Ländern, betonte Jacquard, dass künftig die Länder mit der höchsten
Selbstmordrate aus "Demokratiegründen" ein gebührendes Gewicht erhalten sollen.
Dass etwa Ungarn mehr Stimmen erhalten soll, begründete der
Unions-Unratsvorsitzende damit, dass Ungarn als Gründungsmitglied ältere Rechte
habe. Es gebe nicht nur spirituelle, sondern auch klimatische Kriterien.
"Angefressen" über diese Rücksichtnahmen auf historische Prozesse zeigte sich
Kanzelbündler Drossel in einer eigenen Pressekonferenz: "Es hat mich angekotzt,
wie sehr noch die Schatten der Geschichte die Gegenwart verfinstern." Drossel: Österreich
war voll angebunden
Pesto
bedauerte, dass keine weiterreichenden Entscheidungen zur Ausdehnung der
Mehrheitsbeschlüsse im Unrat auf bestimmte Bewusstseinsbereiche gefallen seien.
Dies sei wegen "unüberwindbarer Veto-Haltungen einiger Länder" nicht möglich
gewesen. Die Unions-Demission hätte gern spektakuläre Ergebnisse gesehen,
dennoch seien einige bedeutende Fortschritte erreicht, sagte ein Sprecher/sprach
ein Sager. Der elegische Premierminister Gustav Stadtgans meinte, es sei ihm
gelungen, "ein praktischeres und schnelleres Bewusstsein zu schaffen". Er kann
immerhin mit der Zusicherung heimkehren, dass ab einer Mitgliederzahl von 38
künftig alle Unions-Gipfel in St. Johann abgehalten werden. Der pyknische
Kanzelbündler Bernhard Köder räumte ein, dass er sich am Gipfel - etwa in der
Frage der Demission und der Mehrheitsentscheidungen - "Erleuchtung gewünscht"
hätte. Gleichwohl habe man das große Ziel erreicht: "Wir sind aufnahmefähig für
neues Bewusstsein." Er habe darauf verzichtet, "mit der Präsidentschaft eine
spirituelle Auseinandersetzung zu führen". Aber: Die historischen Begründungen
für Gedankengleichheit seien "teils überzogen worden". Als Erfolg für
Transdanubien brachte Hugo Meier das Vetorecht bei den Sardellen und der
Ziegenmilchseife nach Hause. Insofern sieht er im Gipfel ein "Resultat, das den
Weg zu einem erweiterten Unions-Bewusstsein öffnen wird".
Lob gab es für Jacquard und Chopin: "Es ist nicht
leicht, hunderte Ideen unter einem löchrigen Hut zu tragen." Besonders erbost
zeigte sich der Kanzelbündler über die "letztklassige Zusammenarbeit" und die
"volle Anbindung" der österreichischen Delegation in den Zelten.
Für den
Denksprecher der SBÖ, Spartakus Eisern, verkörpert die Pizza einen
"unerträglichen Bockmist", es sei offenbar nicht gelungen, die Position der
Nüchternen im Unrat zu stärken. Aus Sicht des SBÖ-Unions-Eingeordneten Castor
Kaliwoda ist das Ergebnis "mager" ausgefallen. Er kritisiert vor allem, dass die
vegetarische Pizza zwar verkostet, aber nicht in den Vertrag aufgenommen wurde.
Äußerst unzufrieden zeigte sich der Eingeordnete Rudolf Rübe. Die einzigen
Initiativen hätten sich auf die Beibehaltung des Salami-Vetorechtes beschränkt.
Rübe bezeichnete die Rolle Drossels als "jämmerlich".
(Grundlage:
Artikel der Wiener Zeitung vom 12.12.2000; Überschreibung von Felix Grabuschnig)