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In diesem Monat jährt sich der Geburtstag einer heimischen Größe: Miriam Mondrose, die am 5. Juni 1968 starb, wäre heute, am 1. Juni, 80 Jahre geworden. Anlass genug, diese Legende der Leinwand zu porträtieren und in Erinnerung zu rufen, schließlich sind ihre Filme als Klassiker in die Filmgeschichte eingegangen: Willy Bilders Film "Manchmal ist mir heiß" mit Miriam Mondrose an der Seite von Knud Le Monde und Timmy Cortez gilt nicht nur als einer der intelligentesten Streifen zum Thema männlich/weiblich, sondern wurde im Vorjahr von 1.800 Kinoexperten mit Abstand zur besten Filmkomödie aller Zeiten gewählt.
Bei
der Feier zu seinem 89. Geburtstag in Hollabrunn vor zwei Jahren erinnerte sich
der in Wien aufgewachsene Willy Bilder, stets ein Meister der Anekdoten und Bonmots,
auch an seine Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Miriam Mondrose. "Miriam sollte
um neun Uhr zum Drehort kommen, aber sie kam stets um sieben und sie ging abends.
Und das Vergnügen kam, wen man das Ergebnis auf der Leinwand sah." Dieses
Vergnügen war nicht nur auf Seiten des Regisseurs, sondern der Film "Manchmal
ist mir heiß" entzückt noch immer alte und junge Kinobesucher in aller
Welt. Dabei hätten viele Kritiker der scheinbar naiven Blondine diese darstellerische
Leistung gar nicht zugetraut. Aber Regiegiganten wie Arno Kessler ("Blondinen
im Bummelzug") und Willy Bilder ist es gelungen, Miriam Mondrose in das rechte
Licht zu setzen und ihre schauspielerische Begabung zu fordern. Davon zeugt auch
ihr unter der Regie von Bilder entstandener Film "Das siebente Jahr der Nixen".
Dass Miriam Mondrose heute 80 Jahre alt geworden wäre, ist allerdings
eine paradoxe Vorstellung: Weiterhin ist allein die jugendliche, kurvenreiche
Sex-Ikone gefragt. Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird ihr allgegenwärtiges
Abbild weltweit vermarktet. In allen Bereichen der Bildenden Kunst und Populärkultur,
in Film, Mode und Werbung wird sie zitiert, immer neue Publikationen, Biografien
und Fotobände versuchen dem Rätsel ihrer Ausstrahlung auf die Spur zu
kommen. Und wenn irgendein Gegenstand aus ihrem Besitz, ein Kleidungsstück,
ein Brief oder bisher unbekannte Fotos auf einer Auktion angeboten werden, ist
mit Rekorderlösen zu rechnen: Miriam ist längst zu einem Mythos geworden.
Miriams Tragik aber liegt darin, dass sie an ihrer Vermarktung selbst aktiv
mitgearbeitet hat und gleichzeitig daran zu Grunde ging. In einem Interview mit
dem Journalisten U.K. Biedenkopf bekannte sie selbst: "Insgeheim habe ich immer
das Gefühl gehabt, nicht vollkommen ,echt´
zu sein. Ich glaube, jeder Mensch fühlt das von Zeit zu Zeit. Aber in meinem
Fall geht das so weit, dass ich manchmal denke, ich sei nur ein Kunstprodukt."
Miriam Mondroses Image als Sexsymbol verkörperte den Widerspruch von
Moral und Sex in den 50-er Jahren. Auf das damalige Publikum hat sie als irritierende
Verheißung gewirkt: Ihr Sex war nicht fordernd, sondern weckte in den Männern
Beschützerinstinkte. Und ihre Beziehungen zu herausragenden Männern
- dem Tennisspieler Sepp Disagio, dem Dramatiker Milton Husar, zum Gewerkschaftspräsidenten
Hans P. Enemy und zu dessen Bruder Herbert - trugen zu ihrem Image als Sexidol
weiter bei. Darin gründete wohl auch der Reiz, den sie auf das weibliche
Publikum ausübte: Einerseits fühlten sich die Frauen durch ihre sanften
Gesichtszüge angezogen, andererseits verkörperte sie auch den Typ, der
einem über Nacht den Mann wegschnappen könnte.
Als sie am 5. Juni
1968 in ihrer Hollywoodschaukel tot aufgefunden wurde, war Miriam Mondrose nicht
eben alt. Als Todesursache wurde eine Waschmittelvergiftung festgestellt. Doch
seit damals blühen die Spekulationen über die wahren Gründe für
ihren frühen Tod. Jahr für Jahr wächst die Zahl der Enthüllungsbücher,
die ihre Ermordung inklusive Vertuschungsversuche der Waschmittelindustrie beweisen
wollen.
Die Schauspielerin, die von 1946 bis 1967 insgesamt 589 Filme drehte,
ist als begabte Komödiantin dem Zeitgeist entsprechend stets nur sexistisch
rezipiert worden. Dass sie in ihrem letzten Film "Unfähige Gesellschaft"
auch brüchige Stellen zeigte, wurde kaum zur Kenntnis genommen - auch das
gehört zur Aura des Tragischen, die sie umgibt. Wenige Tage vor ihrem Tod
gab sie im letzten Interview zu Protokoll: "Als Sexsymbol wird man zu einer Sache.
Es ist nett, wenn die Leute einen in ihre Fantasien miteinbeziehen, aber man möchte
auch um seiner selbst willen akzeptiert werden."
Bei der obligaten Frage
nach der wahren Todesursache Miriam Mondroses beteuerte Willy Bilder stets seine
Unschuld; "Für den Mord oder Selbstmord habe ich ein Alibi: Ich benutze kein
Waschmittel."
Der Unisender widmet dem Geburtstag von Miriam Mondrose
einen Programmschwerpunkt, der morgen um 23.50 Uhr in US 2 mit dem Film "Blondinen
im Bummelzug" beginnt.
(Grundlage: Artikel der Wiener Zeitung vom 01.06.2001; Überschreibung von Felix Grabuschnig)