Fürwörter

Fünf flüchtige Stücke über eine flüchtige Begegnung; - mehr nicht.

 

I. Erster Tag

 

Du kommst vor.

Ich denke an Frauen
Du kommst vor
Ich denke an Menschen
Du kommst vor
Ich denke an Aquarien
Du kommst vor
Du kommst vor.
Ich denke an uns
Du kommst vor
Nur, wenn ich an dich denke,
kommen wir nicht vor.
Ich denke an dich
Du kommst vor
Du kommst vor.
Nicht wir

 

I. Erster Tag, nachts

 

So ähnlich

Wir sind uns so ähnlich
in dem,
was wir über uns sagen,
jeder für sich

Genau wie ich,
wirst du sagen,
oder ich.

Genau dasselbe sagen wir,
du von dir,
ich von mir.

Wenn du wie ich bist,
ich wie du bin,
Brauchen wir
dann noch ein Wir?

Auch da sind wir
so, wie wir sind
Genau so:
Du brauchst dich
Und ich dich.

 

III. Dritter Tag

 

Was ich nicht will oder Ohne dich

Was ich nicht will,
will ich nicht sehen,
will ich nicht hören,
nicht riechen,
nicht schmecken,
will ich nicht fühlen,
was ich nicht will.

Was ich nicht will,
ist Ohne dich
will ich nicht;
nicht sehen,
nicht hören,
nicht riechen,
nicht schmecken,
nicht fühlen,
nicht wollen.

Was ich will,
kann ich nicht
ohne dich:
Dich sehen,
dich riechen,
dich schmecken,
und schon gar nicht
dich fühlen - ohne dich.

Nur wollen
kann ich dich.

 

IV. Vierter Tag

 

Ohne dir

Ohne dir
gesagt zu haben,
was ich machte
ohne dich

Ohne dich
gefragt zu haben,
was werden könnte
mit dir

Mit dir
könnte es schön sein
Für mich,
denke ich mir

Nur dir,
denk ich mir,
wäre leichter
ohne mich.

 

V. Eines Morgens

 

Fuge

Und wenn ich heute die Kluft
ermessen müsste, die uns trennt,
seit dem ersten Mal, da wir uns sahen;
Nur Trauer vertriebe mich von uns,
die es niemals gab.

Du gibst dich dafür nicht her,
sagst du, und ich:
Ich habe genug
Ohne gehabt zu haben von dir.
Es genügt, dass ich höre,
was ich dir nie war.

Nur eines sag noch im Abschied,
der keiner ist;
Aber sage es so, dass keiner es hört,
auch ich nicht, denn
Ich habe genug.

 

Letzter Satz

An Joseph Roth

Du brauchtest keinen Ast
Du hast dir dein Paris
ganz selbst gemacht.
Beharrlich, ohne Hast
hast du dein Testament vollbracht.
Gebe Gott, so dein letzter Satz;
Gott gebe - füge ich hinzu -
an deiner Seite einen Platz
dem Freund, der - insofern wie du -
nicht der und dort sein wollte,
wo und wer er letztlich ist,
so, als ob in arger List
ein Gott ihn hintat, der ihm grollte.

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