Carmen 85
...
im Original ...
Odi et amo. Quare
id faciam, fortasse requiris.
Nescio, sed fieri sentio et excrucior.
... und im Wandel der Übersetzungen ...
Hassen
und lieben zugleich muß ich. - Wie das ? - Wenn ich´s wüßte !
Aber ich fühl´s, und das
Herz möchte zerreißen in mir.
(E. Mörike 1840)
Haß und
Liebe zugleich heg´ ich. Du fragst nach dem Grunde?
Weiß nicht; daß es so ist
aber, empfind´ ich mit Schmerz.
(W. S. Teuffel 1855)
Liebe verfolgt
mich und Haß. "Und warum?" fragt einer. Ich weiß nicht,
Aber ich fühl´ es einmal, fühl´
es und leide darum.
(T. Heyse 1855)
Haß und Liebe
zugleich durchglüht mich. Weswegen? Ich weiß nicht,
Aber ich fühl´s nun einmal, fühl es mit
höllischer Pein.
(F. Pressel 1860)
Liebe verzehrt mich und Haß ! Wieso
das? möchtest du fragen.
Weiß nicht ! Aber ich fühl´s, daß es so ist, und vergeh !
(T. Vulpius 1889)
Liebe
durchglüht mich und Haß. "Warum denn?" magst du mich fragen.
Sagen, ach, kann ich es nicht - fühlen
nur kann man die Qual.
(M. Schuster 1906)
Haß und Liebe
mein Leben! Warum? Ich kann es nicht sagen;
Blindlings folg ich dem Trieb, ernt´
ich auch Marter und Tod!
(W. Amelung 1911)
Ach, ich hasse und liebe. Du
fragst, warum ich das tue.
Weiß nicht. Ich fühle nur: es geschieht
und tut weh.
(M. Brod 1914)
Hassen und lieben.
Warum, so fragst du vielleicht? Ich weiß nicht.
Aber es ist so: ich fühl´s, und
es zerreißt mir das Herz.
(C. Fischer 1948)
Haß erfüllt
mich und Liebe. Weshalb das? so fragst du vielleicht mich.
Weiß nicht. Doch daß es
so ist, fühl ich und quäle mich ab.
(W. Eisenhut 1956)
Hasse und liebe. Warum ich das tu´, ist vielleicht
deine Frage.
Weiß nicht. Doch daß es geschieht, spür´ ich
- und härme mich ab.
(K. Büchner 1957)
Hassen tu´
ich und lieben. Warum ich´s tue, so fragst du.
Weiß nicht. Doch daß
ich es tu´, fühl' ich und martre mich ab.
(R. Helm 1963)
Haß und Liebe sind eins bei mir. Weshalb,
vielleicht fragst du.
Weiß es nicht, spür´ ich es
gleich; martervoll werd´ ich gequält.
(A. Klein 1963)
Ich hassliebe, weshalb ich dies tue, fragst du vielleicht.
Weißnicht, aber ich fühle und quäle mich.
(D. Krestan 2001)
Ich schwanke zwischen Hass und Liebe, wieso das denn,
fragst du gar.
Keine Ahnung, aber so empfinde ich es, und dadurch werde ich
gequält.
(K. Eckberg 2001)
Ich hasse, ich liebe. Wie das so geht, fragst du dich wohl.
Weiß nicht. Doch spüre ich, wie es geschieht, und den Schmerz.
(Fritz Nussbaum 2004)