Durch die aonischen Städte, berühmt als Seher der Zukunft,
Gab dem fragenden Volke Tiresias treffende Antwort.
Gleich die bläuliche Nymphe Liriope machte die Probe
Seines unfehlbaren Spruchs: die einst in gekrümmeter Wallung
Rings Cephisos umhegt´, und in bergenden Wogen ihr Brautbett
Wölbete. Diesem gebar im Laufe der Monde die Schönste
Ein holdseliges Kind, schon damals Nymphen bezaubernd,
Und Narcissus genannt. Um ihn gefraget, ob jener
Völlig gereift sehn würde das Ziel des höheren Alters,
Gab der erleuchtete Mann: Wenn er sich nicht kennet! zur Antwort.
Lang´ in den Wind schien solches geweissagt: endlich bewährt es
Tat und Erfolg, und des Todes Gestalt, und die Neuheit des Wahnsinns.

Jetzo hatte Narcissus den fünfzehn Jahren noch eines
Zugefügt, und er konnte wie Knab´ erscheinen und Jüngling.
Mancher begehrete sein der Jünglinge,
manche der Jungfrau´n.
Aber es war so grausam der Stolz bei der blühenden Schönheit:
Keiner rührete jenen der Jünglinge, keine der Jungfrau´n.
(....)


(aus den Metamorfosen des Ovid)