Ilse
Ich war ein Kind von
vierzehn Jahren,
Ein reines, unschuldsvolles Kind,
Als ich zum erstenmal erfahren,
Wie süß der Liebe Freuden sind.
Er nahm mich um den Leib
und lachte
Und flüsterte:
Es tut nicht weh -
Und dabei schob er sachte, sachte
Mein Unterröckchen in die Höh'.
Seit jenem Tag lieb ich
sie alle
Des Lebens schönster Lenz ist mein;
Und wenn ich keinem mehr gefalle,
Dann will ich gern begraben sein.
Morgenstimmung
Leise schleich ich wie
auf Eiern
Mich aus Liebchens Paradies,
Wo ich hinter dichten
Schleiern,
Meine besten Kräfte ließ.
Traurig spiegelt sich
der bleiche
Mond in meinem alten Frack;
Ach, die Wirkung bleibt die
gleiche,
Wie das Kind auch heißen mag.
Wilhelmine, Karoline,
's ist gesprungen wie gehupft,
Nur daß hier die Unschuldsmiene,
Dort dich die Routine rupft.
(von Frank Wedekind; 24.7.1864-9.3.1918)