Liebesnacht im Haine
Um
uns her der Waldnacht heilig Rauschen
Und der Büsche abendlich Gebet,
Seh ich dich so lieblich bange lauschen
Wenn der West durch dürre Blätter
weht.
Und ich bitte: Jinni holde,
milde
Sieh ich dürste, sehne mich nach dir
Sinnend blickst du durch der
Nacht Gefilde
Wende deinen süßen Blick nach mir.
Ach
dann wendet Jinni voll Vertrauen
Ihres Lebens liebesüßen Blick
Mir ins
wonnetrunkne Aug´ zu schauen
Aus des Tages stillem Grab zurück.
Und
es ist so traulich dann, so stille
Wenn ihr zarter Arm mich fest umschlingt
Und ein einz´ger liebevoller Wille
Unsrer Seelen
Zwillingspaar
durchdringt.
Nur von unsrer Herzen
lautem Pochen
Von der heil´gen Küsse leisem Tausch
Von der Seufzer Lispel
unterbrochen
Ist der Geisterfeier Wechselrausch.
Auf
des Äthers liebestillen Wogen
Kömmt Diane dann so sanft und mild
Auf dem
lichten Wagen hergezogen
Bis ihn eine Wolke
schlau verhüllt,
Und
sie trinket dann an Latmus´ Gipfel
Ihrer Liebe süßen
Minnelohn
Ihre Küsse flüstern durch die Wipfel,
Küssend, nennst du mich Endymion.
Liest
auch wohl mit züchtigem Verzagen
Meiner Blicke heimlich stille Glut
Und
es sterben alle deine Klagen
Weil die Liebe dir am Herzen ruht.
Fest
umschling ich dich von dir umschlungen
Stirbt in unsrem Arm die rege Zeit
Und es wechseln schon des Lichtes Dämmerungen
Starb schon Gestern wird schon
wieder heut.
Wenn die lieben
Sterne schon ermatten
Wechseln wir noch heimlich Seligkeit
Träumen in
den tiefen dunklen Schatten
Flehend und gewährend Ewigkeit.
Fest an dich gebannt in dich verloren
Zähle ich an deines Herzens Schlag
Liebestammelnd jeden Schritt der Horen
Scheidend küsset uns der junge Tag.
(Clemens Brentano; 8.9.1778 - 28.7.1842)