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Helena:
Doch meine Heimat nenn ich Sparta, wohlberühmt;
Mein Vater dort war Tyndaros. Die Sage geht,
Daß Zeus in meiner Mutter Leda Schoß herab
Sich schwang, in Schwanenbildung umgewandelt, und
Verstohlne Liebesfreuden haschte, hergescheucht
Von einem Aar, wenn ja die Sage richtig ist!
Helena heiß ich, meine Schicksalsleiden tu
Ich kund: Um Schönheit streitend gingen Göttinnen,
Ihr' drei, zum Paris nach der Idagrotte hin,
Kypris und Hera und die Jungfrau, Zeusens Kind:
Entscheiden sollt er über Reiz und Wohlgestalt.
Und meine Schönheit - ist auch schön, was Leiden bringt? -
Verhieß dem Paris Kypris zum Besitze und
Gewann. Vom Ida Paris ließ die Hürden stehn
Und kam nach Sparta, mich zu frein als seine Braut.
Doch Hera, grollend, daß sie nicht den Preis gewann,
Vereitelt' meiner Hand Besitz dem Paris: mich
Nicht selber gab sie, sondern ein lebendig Bild,
Aus Ätherstoff geschaffen und mir völlig gleich,
Dem Fürstensohne Priams hin - er glaubte mich
Zu haben, eitlen Wähnens, ohne mich! Doch Zeus
Hat andren Ratschluß diesem Unheil angereiht,
Den armen Phrygern und dem Griechenlande Kampf
Und Fehden sendend, daß die Muttererde frei
Von Übervölkrung würde und die Tapferkeit
Des ersten Helden Griechenlands der Welt bekannt.
Ich ward zum Kampfpreis ausgesetzt - ich selber nicht,
Mein Name nur - für Phryger- und Hellenenmut.
Mich faßte Hermes, durch die Himmelsweiten mich
In Wolken hüllend - meiner hatte Zeus ja nicht
Vergessen -, und versetzt' in Proteus' Haus mich her,
Ihn achtend für den bravsten Mann der ganzen Welt,
Damit ich Menelaos treu und keusch verblieb.
So weil' ich hier. Mein armer Gatte sammelte
Indes ein Kriegsheer, zog damit vor Ilions
Burgfesten; meine Entführung wollt er rächen dort!
Und viele Leben starben am Skamander-Bach
Um meinetwillen, aber mir unselgem Weib,
Mir flucht man, glaubend, Treu und Ehe hab ich frech
Gebrochen, sei am ungeheuren Kriege schuld!
Warum noch leben also? Ein Orakel gab
Mir Hermes, einst noch würd ich Spartas stolzen Grund
Mit meinem Mann bewohnen, der's erführe, daß
Ich Troja nicht sah, keinem Mann ergeben war.
Solang nun Proteus noch das Licht der Sonne sah,
Blieb meine Treu unangerührt; seit aber ihn
Der Erde Nacht birgt, strebt des Abgeschiednen Sohn
Nach meinem Bett. Ich aber, treu dem einstigen
Gemahle, knie an Proteus' Grabe flehend hier,
Auf daß ich rein dem Gatten meine Treu erhalt
Und, wenn mein Name in Ilion auch verrufen ist,
Mein eignes Selbst doch ohne Schanden hier besteht.
(...)


(aus"Helena" von Euripides)
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