(...)
Nebeneinander setzten sie sich auf die Renfelle, die sie auf den Steinboden
gebreitet hatten, schmiegten sich aneinander, und sogar durch die Fellkleidung
hindurch wuchs stärker und stärker ihr heißer Drang zueinander. Tin-Tin wünschte
die Berührung seines Körpers neu kennen zu lernen und abermals zu spüren, doch
da störte das kurze, warme, erstaunlich weiche Fell, das den ganzen Mann gleichmäßig
überzog. Dann aber verschwand dies alles, war vergessen, und Tin-Tin verging
auf dem Gipfel glückseligsten Erlebens. Heiß schlug ihr Atem in Goigois Ohr,
sie berührte ihn mit geöffneten Lippen, und danach, wohlig erschöpft, schlief
sie ein.
Goigoi rückte ein wenig von ihr ab, betrachtete im schwachen Licht ihr Gesicht, berührte vorsichtig mit den Fingerspitzen, die frei von Fell waren, ihr Haar und weinte leise. In seinem Innern, wohl da, wo das Herz saß, war eine unsichtbare blutende Wunde entstanden, und jede Berührung Tin-Tins, ja, jeder Blick auf sie erzeugte unerträglichen Schmerz. Seine Tränen fielen auf Tin-Tins friedliches, im Schlaf lächelndes Gesicht, sie rannen zu ihren Ohren, die vom wirren Haar verdeckt waren.
Tin-Tin schlug die Augen auf, lächelte und sagte leise: "Noch nie habe ich mich so wohl gefühlt wie jetzt. Ich glaube, das ist das wirkliche Glück, durch das Kinder gezeugt werden."
"Was sagst du da, Tin!" rief Goigoi erschrocken. "Guck doch, wie ich aussehe. Und wenn nun genau so eines geboren würde - eines mit Fell!"
Tin-Tin dachte kurz nach,
dann sagte sie sehr bestimmt: "Was immer für eines geboren wird, es ist von
dir und von mir. Als der
Wal
Rëu und das Mädchen Nau sich liebten, dachten sie auch nicht darüber nach, ob
Waljunge oder Menschenkinder geboren würden. Für sie war das Wichtigste, dass
sie sich liebten. Wenn solch eines geboren wird, wie du denkst, dann begründen
wir eben ein neues Menschengeschlecht ..." Sie streichelte das Fell. "Die Winterkälte
wird ihnen nichts ausmachen ..."
(Aus "Teryky" von Juri Rytchëu)