(...)
"Frauenzimmerchen", stammelte er, "dein Schatz ist heute angeheitert. Mach das Bett zurecht! Ich bin sehr müde."
Goldlotos half ihm beim Auskleiden. Sofort schlief er ein. Sie rüttelte ihn, vermochte ihn aber nicht wachzubekommen. Sie entkleidete sich nun ebenfalls, schlüpfte unter das Deckbett und bemühte sich, ihn zum Liebesspiel zu reizen. Aber erst nach langem Bemühen bekam sie ihn wach. Sie fragte Simen Tjing, wo er die Pillen des Mönches gelassen habe, denn sein Glied war schlaff geblieben, auch als sie das
Flötenspiel versucht hatte.
"Warum fragst du danach, schreckliches Frauenzimmer. Dein Schatz ist heute zu müde. Aber meinetwegen, versuche es: Das Schächtelchen steckt in meiner Ärmeltasche."
Sie zog das Schächtelchen hervor und öffnete es. Es waren nur noch wenige Pillen übrig. Aus dem Branntweinkrug goss sie einen Becher voll, verzehrte selbst eine der Pillen und schüttete dann den Rest, alle drei Pillen, damit die Wirkung auf keinen Fall ausbleibe, Simen Tjing in den Mund. Das hätte sie nie und nimmer tun dürfen. Mit geschlossenen Augen schluckte der Betrunkene alles hinunter. Die Wirkung war sofort zu erkennen. Zum Überfluss bestrich sie sein Glied mit der Wundersalbe und führte es in ihren Schoß ein. Sie empfand unaussprechliche Wonne. Zweimal wurde sie überflutet, dann brach auch bei ihm die Wolke. Aber es kam ein Erguss, der nicht aufzuhören schien und schließlich rötlich verfärbt war. Goldlotos bemerkte es mit Entsetzen, ebenso dass Simen Tjing sich nicht mehr rührte. Sein Atem war kaum noch zu spüren. Er lag in Ohnmacht. Endlich stockte der Regen, und Simen erwachte.
Lieber Leser! Die Lebenskraft eines Menschen hat ihre Grenzen. Aber die sinnlichen Begierden sind in der Welt grenzenlos.
(....)


(aus dem Chin-P`ing-Mei; anonym; Ming-Dynastie)
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