Sandro Botticelli
Die Geburt der
Venus
"Botticelli malte eine größere Anzahl nackter weiblicher
Gestalten." Giorgio Vasari
Wenn ihn die Muse küßte und
erregte,
schuf Botticelli allerlei Entwürfe.
Bevor er Hand an seinen
Pinsel legte
und Skrupel kamen, ob er das auch dürfe,
ließ er die Sau,
die sonst dezent im Zaume,
einfach mal raus und ließ den Griffel rasen
und
zeichnete drauflos nach Lust und Laune,
ließ Winde frei und ließ sie kräftig blasen.
Die Skizzen er im Atelier versteckte,
weil seine Gattin derlei
gar nicht mochte.
Als sie das Skizzenbuch dann doch entdeckte,
trat sie in
Streik, wenn er auf Rechte pochte.
Im Ehebett des Sandro
Botticelli
galt der Entwurf fortan als casus belli.
(Aus "Säuische Sonette mit akuten Akten" von Klaus Modick, Illustrationen von Dieter Wiesmüller.)
Schon der alte
Schopenhauer ahnte, dass
die Welt als Wille und Vorstellung in Wahrheit zur Gänze vom Geschlechtstrieb
bewegt wird. Nur Anstand, Sitte und Zensur haben die großen Meister daran
gehindert, das auf die Leinwand zu bringen, was sie bei kühnem Pinselstrich
tatsächlich dachten - auf den ersten Blick zumindest.
Was sie ohne Zensur gemalt hätten, zaubert Dieter Wiesmüller aufs Papier. Seine
von Klaus Modicks säuischen
Sonetten
kommentierten Rötelzeichnungen sind wunderbare
Travestien,
Parodien und Satiren auf die Klassiker der Kunstgeschichte und lösen ein, was
alte und neue Meister nur verschämt versprochen haben - sehr zum Vergnügen der
Betrachter. (Eichborn)
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