An Aphrodite
Golden thronende Aphrodite,
listenersinnende Tochter des
Zeus,
nicht mit Angst und Sorgen belaste,
Hocherhabne, dies pochende Herz!
Sondern
komm, wenn jemals dir lieblich
meiner Leier Saiten getönt,
deren Klängen
du öfters lauschtest,
verlassend des Vaters goldenes Haus.
Du bespanntest den schimmernden Wagen,
und deiner Sperlinge
fröhliches Paar,
munter schwingend die schwärzlichen Flügel,
trug dich
vom Himmel zur Erde herab.
Und
du kamst; mit lieblichem Lächeln,
Göttliche, auf der unsterblichen Stirn,
fragtest du, was die Klagende quäle,
warum erschalle der Flehenden Ruf.
Was
das schwärmende Herz begehre;
wen sich sehne die klopfende Brust
sanft zu bestricken
im
Netz der Liebe.
Wer ist's, Sappho, der dich
verletzt?
Flieht
er dich jetzt, bald wird er dir folgen.
Verschmäht er Geschenke, er gibt sie
noch selbst.
Liebt er dich nicht, gar bald wird er lieben,
folgsam gehorchend
jeglichem Wink.
Komm auch
jetzt und löse den Kummer,
der mir lastend den Busen beengt;
hilf mir
erringen, nach was ich ringe,
sei mir Gefährtin im lieblichen Streit.
von Franz Grillparzer