Inge Braun: "Schmatz!"
Vegane Hausmannskost für Genießer
Im Jahr 1847 schlug in
Großbritannien die Geburtsstunde des modernen Vegetarismus. Die Gründer
der Vegetarian Society leiteten das Wort "vegetarisch" vom lateinischen
"vegetus" her, was sowohl "gesund", "frisch" als auch "lebendig"
bedeutet. Vegetarier lehnen bei ihrer Ernährung den Verzehr von
Fleischprodukten ab. Dabei gibt es unterschiedliche Ausprägungen wie
Ovo-lacto-Vegetarier, Ovo-Vegetarier oder Lacto-Vegetarier, je nachdem,
ob die betreffenden Personen Eier- und Milchprodukte konsumieren, bzw.
nur Eier- oder nur Milchprodukte.
Als konsequent durchdachte Weiterentwicklung des Vegetarismus gilt der
Veganismus, der jede (Aus-)Nutzung von Tieren ablehnt, sei es zu Zwecken
der Nahrung (Fleisch, Eier, Milch, Honig),
Bekleidung (Leder, Pelz) oder Unterhaltung (Zirkus,
Zoo, etc.)
Auch der Veganismus hat seine Wurzeln in England. Donald Watson prägte
das Wort "vegan" 1944 durch Verkürzung des Begriffes "vegetarian", was
symbolisch zum Ausdruck bringen will, dass der Weg zum Veganismus oft im
Vegetarismus beginnt, aber eben dessen Bestandteile wie Eier oder Milch
weglässt. 1962 fand die Vokabel "vegan" erstmals Eingang ins dictionary.
Mittlerweile gibt es in vielen Ländern so genannte Vegane
Gesellschaften, auch in Österreich.
Veganismus kann aus rein gesundheitlichen Gründen gelebt werden, sehr
oft aber steht er eng im Zusammenhang mit der Philosophie der Tierrechte,
nach der leidensfähigen Lebewesen ein Recht auf Leben, Unversehrtheit
und Freiheit zugesprochen wird. Logischerweise resultiert daraus, dass
der Homo sapiens kein Anrecht auf die Verknechtung oder Tötung anderer
Tiere hat. Veganismus ist die freiwillige ethische Ablehnung tierlicher
Produkte, ungeachtet der rein biologischen Tatsache, dass Gebiss und
Verdauungstrakt des Menschen auf einen Allesfresser hinweisen. Die
Ansicht, Veganer "dürfen" etwas nicht essen ist demnach falsch, sie
"wollen" es nicht!
Soweit zum ideologischen Überbau. Im Alltag war es noch vor wenigen
Jahren sehr schwierig, ohne größere logistische Probleme vegan zu leben.
Mittlerweile ist die Infrastruktur - vor allem im urbanen Bereich -
soweit entwickelt, dass vegane Nahrungs- oder Bekleidungsmittel
unkompliziert erhältlich sind. Und auch mit dem Vorurteil, VeganerInnen
seien asketische Körndlesser kann leicht aufgeräumt werden. Die vegane
Cuisine bietet ein gaumenfreudiges, reichhaltiges Angebot. Das Buch "Schmatz!",
zusammengestellt von Inge Braun, herausgegeben vom Verein gegen
Tierfabriken (VgT), zielt genau auf die Geschmacksnerven der Leser. Vor
allem jene sollen angesprochen werden, die Bodenständiges bevorzugen und
bislang der Meinung waren, ohne Fleisch wäre das Leben nicht lebenswert.
Unter anderem zeigt "Schmatz!", wie "Wild in Rahmsauce mit
Rotkraut und Knödeln",
"Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Gurkensalat",
"Rotwein-Schalotten mit Rindfleisch und Erdäpfeln", "Happy Huhn-Ragout"
oder "Steirisches Wurzelfleisch" auf Weizen- bzw. Sojabasis zubereitet
werden kann.
Für zwischendurch munden "Risotto mit veganen Shrimps oder
Shitakepilzen", "Topinamburtascherl mit Chips" oder einfach "Gnocchi
mit Erbsen und Sauerampfer".
Als Dessert stehen z.B. "Mohnnudeln in Brombeersauce", "Topfenknödel mit
Zwetschkenröster", "Tiramisu" oder "Gefüllte Weinbeeren auf Mangopüree"
zur Auswahl. Das Rezept hierfür soll als Gaumenkitzler preisgegeben
werden:
Man nehme 50 Stück große Weinbeeren, 2 Stück reife Mangos, 5 dag Zucker,
7 dag geriebene Nüsse und 1 cl Grappa.
"Die Trauben an beiden Enden etwas abschneiden, mit einem kleinen
Löffel (bzw. Löffelstiel) aushöhlen und entkernen. Aus Zucker,
geriebenen Nüssen, etwas Wasser und dem Grappa eine Masse zubereiten
und die Trauben damit füllen. Die Mangos schälen, pürieren und etwas
zuckern. Auf einem Teller einen Mangospiegel anrichten, die Beeren in
Traubenform aufsetzen." Fertig!
Im Anhang des Buches ist eine Liste jener Supermärkte, Läden und
Versande abgedruckt, die vegane Produkte führen bzw. liefern. "Schmatz!"
kann über den Verein gegen Tierfabriken, Waidhausenstraße 13/1, 1140
Wien, Tel: (01)/929-14-98, bestellt werden.
Bon appetit.
(lostlobo; 06/2004)
Inge Braun: "Schmatz!"
Verein gegen Tierfabriken (Hrsg.), 2004. 80 Seiten, mit zahlreichen
Abbildungen.
ISBN 3-200-00065-1.
ca. EUR 15,-. Buch beim Verlag bestellen
Wer Lust zu weiteren veganen Küchenexperimenten hat, dem sei die Rezeptseite des Tierrechtsvereins CANIS, http://www.canis.info/ernaehrung/rezepte.htm, empfohlen.
Weitere Informationen:
Vegane Gesellschaft
Österreich; http://www.vegan.at
Ergänzende
Buchempfehlungen:
Gill Langley: "Vegane Ernährung"
Gill Langley hat das Nachschlagewerk der veganen Ernährung
geschrieben. Umfassend und sehr genau hat sie alle Langzeitstudien und
themenrelevanten Statistiken der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts
ausgewertet und kommt zu dem eindeutigen Ergebnis, dass eine vegane
Ernährung eine gesündere, vollwertigere und ausgewogenere Alternative
zur fleischzentrierten Ernährungsweise darstellt.
Alle wichtigen Bereiche der Ernährung werden detailliert behandelt, wie
Eiweiße, Energie, Kohlenhydrate, Fette, Vitamine und Mineralien;
besonders widmet sich die Autorin so umstrittenen Bereichen wie
Versorgung mit Vitamin B12 oder Eisen. Spezielle Kapitel konzentrieren
sich auf die Bereiche vegane Kinderernährung, Milchkonsum und seine
Folgen sowie vegane Kost als Therapieform.
Vervollständigt wird das Werk durch eine Vielzahl informativer Tabellen
und Statistiken. Das Buch lebt von dem sehr präzisen und gerade auch für
medizinische Laien leicht verständlichen Stil der Autorin. (Echoverlag)
Buch bestellen
Brigitta Klingel:
"Vegan-Küche. Kochen mit Gemüse und Getreide"
Vegan-Ernährung ist eine altbewährte, natürliche Lebensweise, die
völlig auf Produkte tierischen Ursprungs verzichtet. Viele der
sogenannten Zivilisationskrankheiten, wie z.B. Bluthochdruck, Allergien
oder Gicht, werden mit einem zu hohen Eiweißgehalt in der Ernährung in
Verbindung gebracht. Dieses Buch erklärt, warum der Verzicht auf
tierisches Eiweiß keinen Mangel für den Körper darstellen muss, und dass
Vegan-Ernährung nicht nur gesund, sondern auch sehr schmackhaft sein
kann. Mit vielen Rezeptideen aus der ganzen Welt. (Südwest)
Buch bestellen