Kriegslied

Auf, auf, wer deutsche Freiheit liebet,
Wer Lust für Gott zu fechten hat;
Der Schein, den mancher von sich giebet
Verbringet keine Rittertat.

Wann Fug und Ursach ist zu brechen,
Wann Feind nicht Freund mehr bleiben kann,
Da muß man nur vom Sehen sprechen,
Da zeigt das Herze seinen Mann.

Laß die von ihren Kräften sagen
Die schwach und bloß von Tugend sind:
Mit Trotzen wird man Bienen jagen,
Ein Sinn von Ehren der gewinnt.

Wie groß und stark der Feind sich mache,
Wie hoch er schwinge Mut und Schwerdt,
So glaube doch die gute Sache
Ist hunderttausend Köpfe wert.

Der muß nicht eben allzeit siegen
Bei dem der Köpfe Menge steht;
Der pfleget mehr den Preis zu bringen
Dem Billigkeit zu Herzen geht,
Und der mit redlichem Gewissen
Für Gott und für das Vaterland
Für Gott der ihn es läßt genießen
Zu fechten geht mit strenger Hand.

So vieler Städte schwache Sinnen,
So vieler Herzen Wankelmut,
Die List, der Abfall, das Beginnen
Sind freilich wohl nicht allzugut:

Doch, Obst das bald von Bäumen gehet,
Das taugt gemeiniglich nicht viel;
Ich denke was im Liede stehet;
Laß fahren was nicht bleiben will.

Was kann der stolze Feind dir rauben;
Dein Hab und Gut bleibt doch allhier;
Geh aber du ihm auf die Hauben,
Und brich ihm seinen Hals dafür.

Auf, auf, ihr Brüder; in Quartieren
Bekriegt man mehrmahls nur den Wein:
Des Feindes Blut im Siege führen,
Dieß wird die beste Beute sein.


(von Martin Opitz; 1597-1639)