Zeruya Shalev: "Mamas liebster Junge"


Zeruya Shalev ist durch ihre wunderbare Romantrilogie mittlerweile in Deutschland eine sehr bekannte Autorin. Sie wurde 1959 geboren, studierte Bibelwissenschaften und arbeitet neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit in einem Verlag. Sie lebt mit ihrer Familie in Jerusalem und überlebte vor einiger Zeit nur knapp einen islamistischen Terroranschlag. Dennoch strahlen ihre Bücher eine Lebensfreude und Zuversicht aus, die man sich hierzulande öfters in der Literatur wünschen würde.

Mirjam Pressler übersetzte auch das vorliegende erste Kinderbuch von Zeruya Shalev in gewohnter Qualität. Julia Kaergel illustrierte die Geschichte von der Liebe von Davids Muter zu ihrem Sohn einfühlsam.

David und seine Eltern leben in einer israelischen Stadt am Mittelmeer. Sie spielen oft am Strand, und auch der Blick aus dem Kindergarten, in den Davids Papa ihn jeden Morgen bringt, zeigt das offene Meer.
Davids Mama liebt ihren Sohn über alles, und das sagt sie ihm auch immer wieder. Auch die Menschen, die den beiden begegnen, erkennen sofort, dass es sich hier um Mutter und Kind handelt, obwohl sie sich nicht unbedingt ähnlich sehen. Woher sie das wissen?
"Vielleicht aber auch, weil er in den Augen das besondere Strahlen eines Jungen hat, der weiß, dass man ihn mehr liebt als alles auf der Welt."

Ich bin selbst ein glücklicher Vater, der in den Augen seines Sohnes - er heißt auch David - dieses Leuchten und Strahlen jeden Tag als das wunderbarste Lebensgeschenk annehmen darf.

David ist für seine Mama der Schönste, der Klügste und der Größte. Davids Vater äußert den Verdacht, das verderbe den Jungen, aber seine Mutter antwortet: "Liebe hat noch nie jemanden verdorben."

Es kommt jedoch zu Missverständnissen, die David zu schaffen machen. Denn es gibt im Kindergarten schönere Kinder, wie er findet, natürlich stärkere und größere, weil älter als er, und seine Freundin Dafna, mit der er am liebsten spielt, kennt auch schon mehr Buchstaben als David. Als ihn der große Itamar wieder einmal in den Bauch geboxt und ihn einen Feigling genannt hat, weint David, ist traurig und schweigt , als seine Mutter ihn vom Kindergarten abholt. Als sie ihn dann endlich zum Reden bringen kann, platzt es aus ihm heraus:
Er hält seine Mutter entweder für kurzsichtig ("Du brauchst eine Brille wie Papa") oder für eine Lügnerin, denn seine Erfahrungen im Kindergarten entsprechen nicht dem, was sie ihm sagt.

Doch als er sieht und hört, wie eine andere Mutter ihr Kind genauso behandelt und mit Worten liebkost wie seine eigene, da geht ihm mit Hilfe der Erklärungen seiner Mama langsam ein Licht auf: Seine Mama liebt ihn so wie er ist, und eigentlich will er auch mit keinem anderen Jungen tauschen.

Ein wunderschönes Bilderbuch, das mein Sohn David wohl nicht nur wegen der Namensgleichheit liebt, seit es ins Haus gekommen ist.

(Winfried Stanzick; 04/2006)


Zeruya Shalev: "Mamas liebster Junge"
Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler.
Mit Illustrationen von Julia Kaergel.
Beltz & Gelberg, 2006. 32 Seiten. (Ab 3 J.)
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