Kjersti Scheen: "Mondfee"


Cindy ist in der achten Klasse, und eigentlich scheint ihr alles gut zu gelingen. Sie sieht gut aus, die Schule fällt ihr leicht, sie ist beliebt und betreibt allerlei Sport. Doch irgendwann im Verlauf ihres achten Schuljahres geht eine seltsame Veränderung in ihr vor. Sie hört auf mit dem Wettkampfschwimmen, läuft nicht mehr regelmäßig mit ihrem Vater, ihre schulischen Leistungen verschlechtern sich, und sie beginnt sich auch sonst immer seltsamer zu benehmen.
Schnell findet ihr Vater eine mögliche Lösung: Sie braucht wieder mehr Bewegung - besonders, da sie nun in ein Alter kommt, in dem Mädchen, die sich nicht viel bewegen, beginnen Fett anzusetzen, das ihnen dann sehr lange erhalten bleibt. Cindy hat die letzten Wochen und Monate vorwiegend unter der Decke im Bett verbracht und gemerkt, wie sich in ihrem Inneren ein dunkles Chaos ausbreitete, das sie immer tiefer zu ziehen drohte. Das Laufen scheint möglicherweise ein wenig Kontrolle in ihren Tagesablauf zu bringen. Bald lässt sie sich auch noch von ihrem Vater überreden, das Schwimmtraining wieder aufzunehmen.

Auch ihr Schwimmtrainer hat ein paar Worte zu ihrer veränderten Figur zu sagen - einmal zu den regulären pubertätsbedingten Veränderungen und dann auch zu dem Speck an Oberschenkeln und Hüften, der wohl auf mangelndes Training zurückzuführen ist. Für sich selbst beschließt Cindy, diese Veränderungen schnellstmöglich rückgängig zu machen. Also beginnt sie unter Vernachlässigung sonstiger Sozialkontakte intensiv zu laufen und zu schwimmen und sich mehr und mehr der Nahrungsaufnahme zu verweigern. Dabei macht sie eine überraschende und für sie erfreuliche Entdeckung. Das dunkle innere Chaos, von dem sie sich bedroht fühlte, beginnt zu verschwinden, und je mehr Kontrolle sie über ihren Körper bekommt, desto mehr scheint sie auch ihr Leben kontrollieren zu können. 
Bis Cindys Umgebung anfängt, ihre neuen Essgewohnheiten und ihre zunehmend dünne Figur zu hinterfragen. Erst interessiert und dann zunehmend besorgt. Dann beginnen die Sportlehrer, die Schulärzte und ihre Eltern ganz klar in Cindys Leben einzugreifen und stellen sie vor die Wahl, sich entweder an einen Diätplan zu halten, oder aber weitergehende Hilfe anzunehmen. 
Doch als eine intelligente junge Frau findet Cindy zunächst einige Möglichkeiten, die diversen Kontrollen ihres Umfeldes zu umgehen, wodurch sie sich nun selbst noch mehr unter Kontrolle fühlt.

Doch schließlich kann sie ihre Gewichtsverluste nicht mehr geheimhalten, und die Eltern beginnen auf familiärer Basis mit einer Therapie. Im Zuge dieser versteht Cindy rasch, dass es bei der Magersucht nicht nur um sie selbst geht und dass Veränderungen im Rahmen der Therapie ihr ganzes Umfeld erfassen können.

Cindy hat im Vergleich mit anderen Berichtenden nur eine überschaubare Form der Magersucht in Verbindung mit pubertätsbedingten Depressionen, und so findet sich auch vergleichsweise schnell eine Lösung für ihre Situation. Aber da dieses Buch im Rahmen der Jugendliteratur zu sehen ist und es dabei darum geht, dem Leser Informationen über Magersucht angemessen interessant und relevant an die Hand zu geben, ist dies sicherlich passend, weswegen "Mondfee" auch 1993 einen norwegischen Literaturpreis erhielt.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2007)


Kjersti Scheen: "Mondfee"
Übersetzerin: Angela Djuren.
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