Terry Pratchett: "Rollende Steine"
Gevatter Tod kriegt die Midlifecrisis. Als er von einem Tag auf den anderen spurlos verschwindet, muss seine Enkelin Susanne das Geschäft für ein paar Tage übernehmen. Bei ihrer neuen Arbeit bekommt sie es nur zu bald mit einem merkwürdigen Phänomen zu tun, das jede Menge Turbulenzen verursacht: Es geht um eine neue Musik, die ein Barde, ein Zwerg und ein Troll erfunden haben. Die magischen Melodien stellen Tods Enkelin vor ungeahnte Probleme: Nicht nur, dass sie im deprimierenden Haus vom Tod wohnen muss, sie verliebt sich auch noch unsterblich in den Gitarrenspieler dieser "Band mit Steinen Drin" ...
In diesem 15. Scheibenweltroman trifft
man das erste Mal auf Susanne, die Tods Enkeltochter ist. Zu Beginn dieser
Geschichte weiß sie allerdings noch nichts davon, denn ihre bisherigen Besuche
im Haus ihres Großvaters hat sie auf dessen Betreiben erfolgreich vergessen. Nur
ist es wirklich so, dass sie an der Schule, die sie besucht, den Leuten immer
wieder unangenehm auffällt. So macht sie sich im Unterricht des Öfteren
unbemerkbar, eine Fähigkeit, die beim Lehrkörper für gewöhnlich Irritationen
hervorruft. Sie weiß nicht, dass sie es tut und sie weiß auch nicht, wie es
getan wird, und überhaupt hält sie überhaupt nichts davon, dass Dinge geschehen,
die nicht logisch erklärbar sind. Die denkbar besten Voraussetzungen, um
Aufenthalte beim psychomorphen Großvater vollständig zu verdrängen. Wenn nicht
...
Tod
selbst ist am Leben seiner Abkömmlinge sehr interessiert und wird zusehends
melancholischer, was sich auch auf seine Arbeit auswirkt. Darum beschließt er,
die Sense für einige Zeit an den Nagel zu hängen, um in der Fremdenlegion etwas
zu lernen, was er bis jetzt noch nicht kann: vergessen. Da aber schließlich auf
der Scheibenwelt weiter gestorben werden muss, hat ein Ersatz einzuspringen, und
der Tod der Ratten wendet sich auf Alberts Ratschlag an Susanne, die einige der
Fähigkeiten ihres Großvaters geerbt hat. Susanne muss zunächst metaphysische
Ratten und Großväter akzeptieren und dann eine Tätigkeit, die ihr viel zu sehr
vom Zufall bestimmt ist. Sie würde lieber nur die bösen Menschen sterben lassen,
damit die guten Menschen länger leben, und sie experimentiert in dem
Zusammenhang mit einem hoffnungsvollen Musiker namens Imp.
Imp und seine
Freunde gehören zu ganz unterschiedlichen Rassen und haben sich mehr oder
weniger durch Zufall zu einer Band zusammengefunden, um gemeinsam Musik zu
machen. Dabei hat der Mensch der Gruppe eine ungewöhnliche Gitarre in einem
plötzlich in Ankh-Morpork aufgetauchten Laden gekauft, der eigentlich schon
immer dort gewesen ist. (Leichte Anlehnung an "Needful Things" von Stephen
King). Und wenn diese Gruppe zusammen spielt, entsteht eine ganz ungewöhnlich
neue Musik, die Cliff - der Troll der Band - als eine "Musik mit Steinen drin"
("music with rocks in it") beschreibt. Rasch wird diese Band berühmt - beschützt
von Susanne und gemanagt von Cut-my-own-throat-Dibbler - in Ankh-Morpork und
darüber hinaus. Sehr schnell tauchen Nachahmer und Neider auf, und es wird ein
riesiges Gratisfestival in Ankh-Morpork geplant, das wohl nur zufällig ein wenig
an Woodstock erinnert.
Die Musik schlägt die Zuhörer in Bann, und sogar
die Mitglieder der Unsichtbaren Universität, deren Bibliothekar kurz der Drummer
der Band war, werden von ihr gefangen genommen. Zwischen den Mitgliedern der
Fakultät beginnt ein Generationenkonflikt über die Raumeinrichtungen ( - Darf
man die Wände schwarz streichen?), die Kleidung ( - Wieso haut der Dekan sich
Nieten in die Hosen?) und andere Dinge. Denn die Musik lebt, wie auch Susanne
bemerkt hat - und sie ist hungrig ...
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 02/2004)
Terry Pratchett: "Rollende
Steine"
(Originaltitel "Soul Music")
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