Terry Pratchett: "Schweinsgalopp"
Der 20. Scheibenwelt-Roman
Auch auf der Scheibenwelt gibt es so etwas Ähnliches wie einen Weihnachtsmann: Er hat einen Bart und eilt alljährlich mit einem Schlitten voller Gaben durch die Lüfte herbei. Bis er plötzlich verschwunden ist ...
Einmal
im Jahr, im tiefen Winter, kommt ein fröhlicher, dicker Mann mit
einem langen weißen Bart, ganz in Rot gekleidet. Er kommt durch
die Schornsteine der Häuser, mit einem großen Sack voller
Geschenke für die Kinder und für die Erwachsenen, die sich
ihr kindliches Gemüt bewahrt haben. Er fährt auf einem
Schlitten durch die Luft, der von vier Ebern gezogen wird und ...
Moment! Ebern? Ja, denn hier sind wir auf der Scheibenwelt, und der
fröhliche alte Herr ist der Schneevater - eine Art Weihnachtsmann.
Nur in diesem Jahr ist einiges seltsam an ihm: Der Bart scheint nicht
echt zu sein, und der Weihnachtsmann ist auffallend blass. Sein
"HOHOHO" klingt etwas tot, er klappert beim Gehen und scheint sich
über seine Aufgaben nicht ganz im Klaren zu sein.
Der echte Weihnachtsmann ist nämlich verschwunden. Die Revisoren
der Wirklichkeit haben bei der Meuchelmördergilde von Ankh-Morpork
einen Kontrakt auf ihn abgeschlossen, und der seltsame Jonathan
Teatime, (in der Übersetzung
auf wundersamen Weise zu "Jonathan Kaffeetrinken" geworden), hat den
Auftrag mit Freuden übernommen.
Der Herr "Kaffeetrinken" ist ein besonders unangenehmer
Meuchelmörder, denn er scheint seine Arbeit über die
Maßen zu genießen, was seine Vorgesetzten sehr nervös
macht. Er hat in seiner Freizeit einen Plan in Bezug auf jedes
mögliche nicht menschliche Wesen entwickelt. Sogar für Tod.
Und als der Weihnachtsmann in der Nacht, in der er die Kinder
beschenken soll, nicht auftaucht, muss Tod für ihn einspringen.
Was er voller Enthusiasmus tut, bis er schließlich in jenem
Haushalt auftaucht, in dem Susanne, seine Enkelin, als
Kindermädchen arbeitet. Sie ist von der Aushilfstätigkeit
ihres Großvaters nicht sonderlich begeistert, und da er nach den
Regeln der Wesen nicht menschlicher Art nicht aktiv eingreifen darf,
macht sie sich auf die Suche nach dem verschollenen
Weihnachtsmann.
In der Unsichtbaren Universität bereiten sich ebenfalls alle auf
die fröhliche Nacht vor. Dabei stellt sich heraus, dass das Fehlen
des Schneevaters dafür sorgt, dass eine Menge
überflüssiger Glaube
in der Luft hängt. Durch unvorsichtige Äußerungen
entstehen
im Glaubensvakuum antropomorphe Personifizierungen, wie z. B. der
Warzengnom, das sockenfressende Monster, der Haarverlustgnom, die Fee
der Freude, die eine wirklich deprimierende Person
ist, und der Gott des Katzenjammers - vom zu viel Trinken.
Speziell der Letztgenannte wird später mit Susanne auf die Suche
nach der Zahnfee gehen, um über diesen Umweg den Weihnachtsmann zu
retten.
Alte Zauberei,
Götter und immer wieder überraschende neue Wege des Umgangs
mit der Sprache und globalen mythologischen Ideen machen diese
Geschichte nicht nur
in der Weihnachtszeit zu einem wahrhaft zwerchfellerschütternden
Genuss.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2003)
Terry
Pratchett: "Schweinsgalopp"
(Originaltitel "Hogfather")
Aus dem Englischen von Andreas Brandhorst.
Goldmann, 2003. 416 Seiten.
ISBN 3-442-43779-2.
ca. EUR 8,90.
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