Terry Pratchett: "Klonk!"

Ein Scheibenwelt-Roman


"Klonk ...
So klang es, als die schwere Keule den Kopf traf. Der Körper zuckte und sackte in sich zusammen.
Und es war vollbracht, ungehört, ungesehen: das perfekte Ende, eine perfekte Lösung, eine perfekte Geschichte.
Aber wie die Zwerge sagen: Wo es Ärger gibt, findet man immer einen Troll.
Der Troll sah."
(Aus "Klonk!")

"Klonk" ist das Geräusch, das etwa eine Keule macht, die auf einen ungeschützten Kopf trifft, das Hämmern von Dampfhämmern in einer Mine oder auch der Name eines Brettspiels in dem - ähnlich wie beim Schach - zwei kleine Armeen, in diesem Fall Trolle und Zwerge, einander gegenüberstehen.

Als eine Trollkeule in einer versteckten Mine unter Ankh-Morpork mit dem genannten Geräusch den Schädel eines extremistischen Erzzwergs eindellt - und dies kurz vor der Jahresfeier zum Koom Valley-Massaker zwischen einigen Trollen und einigen Zwergen - wird die Stimmung in der Stadt überaus unangenehm, und Sam Mumm, der Kommandant der Stadtwache, hat immer mehr Schwierigkeiten, pünktlich um sechs Uhr abends zu Hause zu sein, um seinem Sohn aus "Wo ist meine Kuh?" vorzulesen. Doch auch kleinere Armeen können ihn nicht dauerhaft davon abhalten.

Doch dies sind nicht seine einzigen Probleme, als sich zeigt, dass Nobbie Nobbs eine neue große Liebe hat, der Patrizier ihm aufträgt, eine Vampirin einzustellen und auch sonst insgesamt die Personalpolitik ihm allerlei Kopfzerbrechen bereitet. Da kommt ihm sein neuer Desorganisator schließlich doch gelegen, und zum Glück hat er sich im Umgang mit der Presse bereits eine gewisse Souveränität angeeignet. Trotzdem merkt Sam Mumm deutlich, wie die Dunkelheit immer mehr Besitz von der Stadt ergreift und die Spannungen zwischen den Trollen und den Zwergen sich langsam dem Bürgerkriegsniveau nähern, während er selbst sich wie eine Figur auf einem "Klonk"-Brett vorkommt, die von vielen verschiedenen Händen gleichzeitig bewegt wird - wobei die seiner Frau Sybil noch die wohlwollendste zu sein scheint.

Viele Ereignisse aus anderen Büchern spielen in "Klonk!" hinein, und so werden Anfänger beim Bereisen der Scheibenwelt zumindest erst einmal "Der fünfte Elefant" und "Wachen, Wachen" lesen wollen, bevor sie sich diesem Roman widmen, den man sonst nicht in seiner ganzen Komplexität genießen kann. Und ein Genuss ist es, wenn der clevere, straßenerfahrene aber grundlegend ehrliche und ehrenwerte Sam Mumm und seine Mannen sich in einem machiavellischen Minenfeld trollischer, zwergischer und patrizischer Prägung bewegen und sogar Detritus gezwungen ist, politische Rücksichten zu nehmen.

Dass gleichzeitig auch noch eine Revision der Stadtwache durch einen städtischen Inspektor ansteht, treibt die Sache beinahe auf die Spitze, bis ein Fast-Bürgerkrieg die Bedeutung dieser Inspektion auf die realistische Wichtigkeitsebene reduziert.

Fazit:
Sehr intelligent gemacht, sehr witzig geschrieben und stellenweise überaus bewegend. Und man erfährt, dass es schon überaus wichtig ist zu wissen, wo die eigene Kuh ist und dass man Hühner wirklich nicht melken sollte.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2006)


Terry Pratchett: "Klonk!"
(Originaltitel "Thud!")
Aus dem Englischen von Andreas Brandhorst.
Manhattan, 2006. 416 Seiten.
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Hörbuch:
Gesprochen von Boris Aljinovic.
Random House Audio, 2006. 4 CDs, Laufzeit ca. 280 Minuten.
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